Wirtschaft Discounthandel entdeckt die Markenwelt

Will das angestaubte Image mit Fremdmarken aufpolieren: C&A-Chef Alain Caparros.
Will das angestaubte Image mit Fremdmarken aufpolieren: C&A-Chef Alain Caparros.

«Düsseldorf». Aldi tut es, Deichmann tut es und demnächst auch C&A: Immer mehr auf preisbewusste Kunden ausgerichtete Handelsketten ergänzen ihr Angebot an günstigen Eigenmarken mit den Produkten namhafter Markenhersteller. Vor allem junge Leute wollen nicht nur billig kaufen, sondern markenbewusst.

Der Trend hat den Lebensmittelhandel ebenso erfasst wie den Schuh- und Modehandel. Für den Handelsexperten Martin Fassnacht von der Wirtschaftshochschule WHU steht inzwischen fest: „Auch große Handelsketten wie Aldi, Deichmann oder C&A können heute nicht mehr auf Marken verzichten.“ C&A ist gerade dabei, auf den Zug aufzuspringen. Der neue Chef des Traditionsunternehmens, Alain Caparros, kündigte kürzlich in einem Interview mit dem Fachblatt „Textilwirtschaft“ an, er wolle das Angebot des zuletzt schwächelnden Billiganbieters künftig „oben mit einigen Fremdmarken abrunden, die man bei C&A bisher nicht erwartet“. C&A müsse neue Kunden jenseits der Stammkundschaft gewinnen. Der Textilhändler spürt die wachsende Konkurrenz durch Textildiscounter wie Primark, H&M und Zara sowie durch Onlinehändler wie Zalando deutlich. Der Modehändler sei nicht modisch, nicht modern genug, bemängelt Caparros. Noch in diesem Sommer sollen die ersten Markenprodukte in den C&A-Regalen auftauchen. Welche, darüber schweigt sich das Unternehmen noch aus. Ganz neu ist die Strategie nicht. Im Gegenteil: Caparros, bis vor Kurzem Chef des zweitgrößten deutschen Lebensmittelhändlers Rewe, könnte sie in seiner alten Branche abgeschaut haben. Denn dort hatte Aldi, als die Geschäfte der Discounter vor einigen Jahren schlechter liefen, zum selben Trick gegriffen und damit begonnen, immer mehr Markenartikel – von Pampers-Windeln über Nutella-Brotaufstich bis zu Katzenfutter von Sheba – in sein Angebot aufzunehmen. Heute hat Aldi Nord rund 130 Markenartikel im Angebot, Aldi Süd rund 150. Dank der Markenstrategie und milliardenschwerer Investitionen zur Modernisierung des Filialnetzes verzeichnet der Discounter inzwischen wieder kräftiges Wachstum. Vor allem die Jugend ist ohne Marken heute kaum noch zu erreichen: „Die Eigenmarken der Händler alleine reichen ihnen nicht“, betont Fassnacht. Und sie seien eine wichtige Zielgruppe. Denn sie gäben über die Jahre hinweg mehr Geld aus als die ältere Generation. Der Marktforscher GfK beobachtet schon seit einiger Zeit infolge der guten Konjunktur einen Trend zum höherwertigen Konsum. Gut die Hälfte aller Konsumenten (53 Prozent) achtet demnach beim Einkaufen vor allem auf Qualität, 47 Prozent sind vornehmlich preisorientiert. Auf dem Höhepunkt der Finanzkrise 2009 war das Verhältnis umgekehrt. Auch bei Europas größtem Schuhhändler Deichmann sind neben preiswerten Eigenmarkenprodukten bekannte Marken zu finden. Vor allem bei den Sportmarken – Adidas, Nike und Puma – habe Deichmann sein Angebot ausgeweitet, sagte Firmenchef Heinrich Deichmann kürzlich in einem Interview. Das Unternehmen könne damit zusätzliche Zielgruppen erreichen und höhere Verkaufspreise erzielen. Nils fragt

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