Lebensmittel EU will regionale Spezialitäten stärker schützen

Geschützte Spezialität aus Nordhessen: die Ahle Wurscht.
Geschützte Spezialität aus Nordhessen: die Ahle Wurscht.

Ob Pfälzer Landwein oder Berliner Currywurst ohne Darm: Weine, Spirituosen und Agrarprodukte mit geografischen Angaben sollen künftig besser geschützt werden.

Ob die nordhessische Ahle Wurscht, Spreewälder Gurken oder der Pfälzer Weinbrand – diese und Tausende andere in der EU hergestellte Erzeugnisse sollen dadurch besser geschützt werden – auch dann, wenn sie in Drittländer außerhalb der EU exportiert werden. Nach zweijährigen Verhandlungen stimmte nun eine große Mehrheit im Europaparlament einer entsprechenden Regelung zu.

Geografische Angaben seien wesentlich, damit Verbraucher ein Produkt erkennen könnten; zudem seien sie ein Ausweis von Qualität, sagte der CDU-Europaabgeordnete Norbert Lins, der dem Agrarausschuss des Europaparlaments vorsitzt. Das Parlament verspricht sich davon auch die Möglichkeit einer besseren Vermarktung solcher Produkte.

Geoblocking kommt zum Einsatz

Sein italienischer Kollege Paolo De Castro, der für die Neuregelung zuständige Berichterstatter, betonte, diese betreffe einen wichtigen Bereich des Agrarsektors. Der Verkaufswert solcher Produkte wird von der EU-Kommission auf jährlich 80 Milliarden Euro geschätzt. Die Preise für Produkte mit geografischen Angaben seien in vielen Fällen deutlich höher als die für andere Erzeugnisse.

De Castro sagte, durch die jetzt gebilligten Bestimmungen, die noch der Zustimmung des Rats als Vertretung der Mitgliedsländer bedürfen, würden Produzenten und auch Erzeugergemeinschaften besser geschützt. Ein wichtiges Ziel sei der stärkere Schutz beim Verkauf über Online-Plattformen. So sollen Domaines, die solche geografischen Angaben missbräuchlich im Namen führen, durch sogenanntes Geoblocking gestoppt werden.

Nachhaltigkeit rückt in den Blick

Die Pfälzer Europaabgeordnete Christine Schneider (CDU), die ihr Wahlkreisbüro in Landau hat und stellvertretendes Mitglied im Agrarausschuss des Europaparlaments ist, betonte, geografische Herkunftsangaben seien „eine Erfolgsgeschichte“. Sie schützten in Europa hergestellte Spezialitäten weltweit bereits seit den 1970er Jahren. Verbraucherinnen und Verbraucher seien häufig bereit, für solche Produkte mehr zu bezahlen.

Pfälzer Landwein, Thüringer Rostbratwurst oder Nürnberger Lebkuchen blieben auch in Zukunft international geschützte Begriffe, die so nur in der jeweiligen Region hergestellt und unter diesen Namen vermarktet werden dürfen, sagte Schneider. Sie verwies darauf, dass durch die neue Regelung erstmals das Thema Nachhaltigkeit bei der Herstellung gefördert werde. Zudem werde das Eintragungsverfahren für solche Produkte vereinfacht, wodurch bürokratischer Aufwand verringert werde. Schneider begrüßte es auch, dass die Regelungen zu geografischen Angaben im Weinsektor größtenteils in der Gemeinsamen Marktordnung (GMO) bleiben.

Info

Die Online-Datenbank eAmbrosia der Europäischen Kommission listet Informationen über geschützte Weine, Spirituosen und Lebensmittel in der Europäischen Union auf: https://ec.europa.eu/agriculture/eambrosia/geographical-
indications-register/

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