Geldpolitik EZB reduziert Anleihenkäufe

EZB-Präsidentin Christine Lagarde zeigte gestern mit einem Anstecker am Revers in den ukrainischen Landesfarben Empathie mit dem
EZB-Präsidentin Christine Lagarde zeigte gestern mit einem Anstecker am Revers in den ukrainischen Landesfarben Empathie mit dem Land.

Die Europäische Zentralbank (EZB) macht einen weiteren Schritt zum Ausstieg aus ihrer ultralockeren Geldpolitik. Die hohe Teuerungsrate belastet Wirtschaft und Verbraucher. Der Krieg in der Ukraine heizt die Inflation noch weiter an.

Europas Währungshüter treten trotz neuer Risiken für die Konjunktur infolge des Ukraine-Krieges bei ihren Anleihenkäufen etwas auf die Bremse. Das Kaufvolumen des Programms APP wird nach einer vorübergehenden Aufstockung bereits Ende Juni wieder auf 20 Milliarden Euro reduziert und könnte im dritten Quartal 2022 ganz beendet werden. Mit dieser Entscheidung vom Donnerstag reagierte der EZB-Rat auf die anhaltend hohen Teuerungsraten.

In Deutschland kletterte die jährliche Inflationsrate im Februar mit 5,1 Prozent wieder über die 5-Prozent-Marke. Im Euroraum lagen die Verbraucherpreise im Februar um 5,8 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats.

Angestrebt wird Inflationsrate von 2 Prozent

Die EZB strebt mittelfristig eine stabile Gemeinschaftswährung bei einer Preissteigerung von 2 Prozent an. Höhere Inflationsraten schmälern die Kaufkraft von Verbrauchern. Sie können sich für einen Euro dann weniger leisten. Kritiker werfen der EZB schon länger vor, mit ihrer Flut billigen Geldes die Inflation sogar noch anzuheizen.

Die monatlichen Anleihenkäufe im Rahmen des APP sollen im April auf 40 Milliarden Euro verdoppelt werden. Im Mai will die EZB 30 Milliarden Euro investieren, im Juni dann noch 20 Milliarden Euro.

Bereits im Dezember hatte die Notenbank mit Sitz in Frankfurt angekündigt, dass sie im Rahmen ihres in der Corona-Pandemie aufgelegten Anleihenkaufprogramms PEPP nur noch bis Ende März 2022 zusätzliche Wertpapiere kaufen wird. Gelder aus auslaufenden PEPP-Papieren will die EZB aber bis mindestens Ende 2024 neu angelegen, auch die Gelder aus auslaufenden APP-Papieren sollen für einen längeren Zeitraum neu investiert werden.

Das Volumen des seit März 2020 laufenden besonders flexiblen PEPP-Kaufprogramms hatten die Währungshüter von zunächst 750 Milliarden Euro zweimal auf letztlich 1,85 Billionen Euro erhöht. Anleihenkäufe der EZB helfen Staaten wie Unternehmen: Diese müssen für ihre Wertpapiere nicht so hohe Zinsen bieten, wenn eine Zentralbank als großer Käufer am Markt auftritt.

Leitzins bleibt unverändert

Bei den Zinsen ändert sich vorerst nichts: Der Leitzins im Euroraum bleibt auf dem Rekordtief von null Prozent. Parken Banken Gelder bei der EZB, müssen sie dafür 0,5 Prozent Zinsen zahlen. Die Notenbank hat sich festgelegt, dass sie die Zinsen erst dann wieder anheben will, wenn sie kein frisches Geld mehr in den Erwerb von Wertpapieren von Staaten und Unternehmen steckt. Einige Volkswirte rechnen mit einem ersten Zinsschritt Ende dieses Jahres.

Allerdings haben sich die Aussichten für die Konjunktur eingetrübt. Russlands Krieg gegen die Ukraine trifft auch Europas Wirtschaft, die sich gerade von den Folgen der Corona-Pandemie erholt, mit Wucht. Daher betonten Europas Währungshüter in den vergangenen Wochen ihre Möglichkeit, flexibel auf weitere Entwicklungen reagieren zu können.

Krieg in der Ukraine heizt Inflation an

Der Krieg in der Ukraine dämpft nach Einschätzung der EZB die Konjunkturaussichten für den Euroraum und heizt durch höhere Energiepreise die Inflation an. Nach der am Donnerstag vorgelegten Prognose wird die Teuerungsrate in diesem Jahr bei 5,1 Prozent liegen und damit deutlich höher als zuletzt angenommen. Im Dezember war die Notenbank noch von 3,2 Prozent ausgegangen. Für 2023 rechnen die Währungshüter im Jahresschnitt mit einer Preissteigerung von 2,1 Prozent (Dezember-Prognose: 1,8 Prozent). Für 2024 sagt die EZB eine Inflationsrate von 1,9 Prozent im Euro-Raum voraus (Dezember: 1,8 Prozent).

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