Wirtschaft Gabriel: Gehe nicht des Geldes wegen zur Deutschen Bank

Sigmar Gabriel findet es schlimm, dass sofort ein „Gerneralverdacht“ entsteht, wenn man in die Wirtschaft wechselt.
Sigmar Gabriel findet es schlimm, dass sofort ein »Gerneralverdacht« entsteht, wenn man in die Wirtschaft wechselt. Foto: dpa

Die Deutsche Bank holt sich ein politisches Schwergewicht in ihren Aufsichtsrat. Doch am Wechsel von Sigmar Gabriel in die Wirtschaft gibt es viel Kritik. Nun verteidigt sich der ehemalige Vize-Kanzler.

Der ehemalige SPD-Chef hat kein Verständnis für Kritik an seiner Berufung in den Aufsichtsrat der Deutschen Bank. „Ich finde es sogar schlimm, dass sofort der Generalverdacht entsteht, man würde sozusagen seine Seele verkaufen, wenn man nach dem Ende seiner politischen Laufbahn eine Aufgabe in der Wirtschaft wahrnimmt“, sagte Gabriel der „Bild am Sonntag“. „Ich jedenfalls werde auch in Zukunft nicht anders denken und handeln als vorher.“ Die Deutsche Bank hatte am Freitag mitgeteilt, dass sie Gabriel für ihr Kontrollgremium nominiert hat. Der 60-Jährige soll zunächst vom Amtsgericht bestellt werden und sich bei der Hauptversammlung der Deutschen Bank am 20. Mai den Aktionären zur Wahl stellen.

Die Berufung Gabriels in den Aufsichtsrat des größten deutschen Geldhauses war von Politikern der Opposition mit Empörung kommentiert worden. Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Linken im Bundestag, Fabio De Masi, bekräftigte am Sonntag: „Wenn Politiker nach kurzer Zeit in Unternehmen wechseln, die von ihren politischen Entscheidungen direkt betroffen waren, drohen immer Interessenkonflikte.“

Grundvergütung von 100.000 Euro

Gabriel warf im „Bild“-Interview die Frage auf, welche Jobs Politiker eigentlich nach Ende ihrer politischen Laufbahn annehmen dürfen: „Sie sollen keine vorzeitigen Pensionen beziehen, sie sollen nicht zu Lobbyisten werden und eigentlich sollen sie auch nicht in die Wirtschaft gehen. Was denn dann?“ Der ehemalige Bundeswirtschaftsminister und Vize-Kanzler der Regierung von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) betonte: „Ich war nie in einem politischen Amt für die Deutsche Bank zuständig.“

Ums Geld gehe es ihm nicht, versicherte der ehemalige SPD-Chef, der sein Bundestagsmandat im November 2019 aus „sehr persönlichen Gründen“ abgegeben hatte. „Wenn es mir ums Geld gehen würde, hätte ich vor ein paar Wochen das Angebot annehmen müssen, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie zu werden. Das wäre ein Vielfaches dessen gewesen, was ein normales Aufsichtsratsmitglied der Deutschen Bank erhält“, sagte Gabriel.

Ausweislich des Geschäftsberichts der Deutschen Bank erhält ein einfaches Aufsichtsratsmitglied des Instituts eine jährliche Grundvergütung von 100.000 Euro. Für Funktionen in Ausschüssen des Kontrollgremiums können weitere 50.000 bis 200.000 Euro hinzukommen. dpa

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