Warenhäuser Galeria-Filiale in Mannheim vor dem Aus

Vor dem Aus: die Galeria-Filiale auf den Mannheimer Planken.
Vor dem Aus: die Galeria-Filiale auf den Mannheimer Planken.

Zu den 16 Filialen von Galeria Karstadt Kaufhof, die Ende August geschlossen werden sollen, gehört auch das Warenhaus am zentralen Mannheimer Paradeplatz.

Der finanziell angeschlagene Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof schließt am 31. August unter anderem seine baden-württembergischen Filialen in Mannheim und Leonberg. Nach Angaben des Verdi-Fachbereichsleiters für Handel im Südwesten, Wolfgang Krüger, verlieren in Mannheim etwa 100 Beschäftigte und in Leonberg knapp 80 Menschen ihren Arbeitsplatz.

Ausgerechnet aus Mannheim kommt der Unternehmer Bernd Beetz, der mit seiner Gesellschaft BB Kapital SA und der US-Investmentgesellschaft die Kaufhauskette übernehmen will. Beetz ist auch Präsident des Fußball-Drittligisten Waldhof Mannheim. Doch ein erhoffter Beetz-Bonus blieb für den Standort in der Kurpfalz aus.

OB Specht will Standort erhalten

Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) hofft, dass der Standort am Paradeplatz doch noch erhalten werden kann. Die Filiale habe sich „sehr positiv entwickelt und ihre hohe Kundenfrequenz und ihren Umsatz weiter gesteigert“, daher wolle er den „wichtigen Besuchermagneten“ erhalten. „Dafür habe ich bereits Gespräche zwischen dem neuen Eigentümer der Galeria Karstadt Kaufhof Gruppe und einem Immobilieninvestor vermittelt“, erklärte Specht.

Swen Rubel, Geschäftsführer des Handelsverbands Nordbaden, sagte, im Falle einer Schließung der Mannheimer Filiale werde sein Verband „alles dafür tun, dass die Mitarbeiter, die ja allesamt qualifiziert und nachgefragt sind, schnell eine neue Position bei einem anderen Handelsunternehmen finden“. Hendrik Hoffmann, Präsidiumsmitglied des Verbands, nannte die geplante Schließung bedauerlich. „Andererseits ist der Mannheimer Einzelhandel aber auch stark genug, diesen möglichen Verlust aufzufangen, so dass wir auch in Zukunft der Einzelhandelsstandort Nummer 1 in der Metropolregion Rhein-Neckar bleiben“, sagte Hoffmann.

Miete spielt zentrale Rolle

Martin Gross, Landesbezirksleiter von Verdi in Baden-Württemberg, sagte: „Auf einen Blick sieht man, dass für die Entscheidung nicht Kaufhäuser und deren Beschäftigte und Kundinnen und Kunden den Ausschlag gegeben haben, sondern wieder nur Immobilien und deren Mieten. Auch wenn die Verkündung nur ein Druckmittel für weitere Verhandlungen sein sollte: Die Kolleginnen und Kollegen haben es so satt und nicht verdient, dass mit ihrer beruflichen Existenz Monopoly gespielt wird.“

Auf die Mietproblematik verwies auch Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus. „Jede der fortzuführenden Filialen muss das Potenzial haben, bereits heute oder in absehbarer Zeit die notwendige Profitabilität zu erzielen“, hieß es in der Unternehmensmitteilung. „Bei dieser Bewertung spielt neben soziodemographischen Rahmenbedingungen der Standorte insbesondere auch die Miethöhe eine zentrale Rolle.“ Als Ziel habe man „einen marktüblichen Mietkorridor von sieben bis elf Prozent des Umsatzes definiert, um die jeweilige Filiale wirtschaftlich rentabel betreiben zu können“, erklärte Denkhaus. Um dies zu erreichen, sei für jede einzelne Filiale hart verhandelt worden. Dort jedoch, „wo uns mit den Vermietern ein wirtschaftlich vertretbares Ergebnis trotz größter Bemühungen aller Beteiligten und trotz der Unterstützung durch die Politik nicht zu erzielen war, können die betreffenden Häuser nicht fortgeführt werden“.

Speyer nicht von Streichplänen betroffen

76 Warenhäuser will das Unternehmen der Mitteilung zufolge weiterführen. Dazu gehört auch die Galeria-Filiale in Speyer, die einzige in der Pfalz. Dadurch könnten bundesweit 11.400 der derzeit noch rund 12.800 Arbeitsplätze bei Galeria erhalten werden.

Neben Mannheim und Leonberg werden auch zwei Häuser von Galeria Karstadt Kaufhof in Rheinland-Pfalz geschlossen: Mainz und Trier. Von den Schließungsplänen betroffen sind außerdem drei Filialen in Berlin sowie Häuser in Augsburg, Chemnitz, Essen, Köln, Oldenburg, Potsdam, Regensburg, Wesel und Würzburg. Das bisherige Servicecenter in Essen soll nach Düsseldorf umziehen.

Handelsexperte ist skeptisch

Nach Angaben des Handelskonzerns wurden mit dem Gesamtbetriebsrat ein Interessenausgleich und ein Sozialplan vereinbart. Es sei unter anderem festgelegt worden, dass alle Betroffenen für acht Monate in eine Transfergesellschaft wechseln könnten, um sich auf dem Arbeitsmarkt zu orientieren.

Skeptisch hinsichtlich der Zukunft von Galeria Karstadt Kaufhof äußerte sich der Handelsexperte Gerrit Heinemann. „Die Tatsache, dass nur 16 Häuser geschlossen werden, deutet auf Zugeständnisse der Eigentümer hin und lässt vermuten, dass auch die dritte Insolvenz binnen vier Jahren ein Schrecken ohne Ende wird“, sagte er der „Rheinischen Post“.

Der Warenhauskonzern hat Anfang Januar ein Insolvenzverfahren beantragt. Es ist das dritte innerhalb von dreieinhalb Jahren. Als Grund für die schwierige Lage nannte Galeria-Chef Olivier Van den Bossche damals unter anderem die Insolvenzen der Signa-Gruppe des bisherigen Eigentümers René Benko. Deren Schieflage hatte unmittelbare Auswirkungen: Finanzmittel für die Sanierung der Warenhauskette, die Benko im Zuge der vorherigen Insolvenz zugesagt hatte, flossen nicht mehr.

Noch ist unklar, mit welchem Konzept der Handelskonzern wieder nach vorn gebracht werden soll und in welchem Umfang die neuen Eigentümer in das Geschäft investieren. Die zwischen Investoren und Galeria geschlossene Vereinbarung kommt nur zustande, wenn die Gläubiger auf einer für Ende Mai geplanten Versammlung zustimmen.

Hier geht es zu einem aktuellen Kommentar zur Zukunft von Galeria Karstadt Kaufhof.

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