Wirtschaft Großes Interesse an CS Schmal

Dem Insolvenzgericht muss der vorläufige Verwalter Paul Wieschemann bis Ende Januar sein Gutachten zur Perspektive von CS Schmal
Dem Insolvenzgericht muss der vorläufige Verwalter Paul Wieschemann bis Ende Januar sein Gutachten zur Perspektive von CS Schmal vorlegen.

«Waldmohr». Zwölf potenzielle Interessenten gibt es für den insolventen Zerlegtmöbelhersteller CS Schmal aus Waldmohr. 2018 sollen die Gespräche geführt werden, sagt der vorläufige Insolvenzverwalter Paul Wieschemann. Derweil werden immer neue Details über das Wirken von Gramax Capital bekannt. Der Finanzinvestor hat CS Schmal 2016 von der Germersheimer Nolte-Gruppe gekauft und in die Pleite geführt.

Nachdem die Produktion beim zweitgrößten privaten Arbeitgeber im Kreis Kusel wieder einigermaßen hochgefahren worden ist, um das volle Auftragsbuch abzuarbeiten, richtet Wieschemann sein Augenmerk darauf, den Fortbestand des Betriebs zu sichern. Dafür hat er eine Agentur eingeschaltet, um Investoren zu gewinnen. Bislang habe es erst ein Gespräch gegeben, sagte Wieschemann gestern. Doch hätten sich zwölf potenzielle Interessenten gemeldet. Mit diesen werde er nach deren Weihnachtsurlaub reden. Wieschemann muss dem Zweibrücker Insolvenzgericht bis Ende Januar sein Gutachten zur Situation und zu den Perspektiven von CS Schmal vorlegen. Großes Interesse an Wieschemanns Erkenntnissen über die Pleite-Gründe hat auch die Staatsanwaltschaft Kaiserslautern, die auf die Vorgänge bei CS Schmal durch den RHEINPFALZ-Bericht vom 29. November aufmerksam geworden ist. Sie habe bereits beim Insolvenzgericht nachgefragt. Im Mittelpunkt des Interesses steht dabei ein Darlehen über rund 2 Millionen Euro, das CS Schmal kurz nach der Übernahme durch Gramax seiner neuen Mutter gewähren musste. Wieschemann hat gestern erstmals bestätigt, dass es ein solches Darlehen, wie berichtet, gegeben hat. Dieses Geld war an die eigens für die CS-Schmal-Übernahme gegründete Gramax Invest GmbH mit Sitz in München gegangen. Diese Firma hat aber am selben Tag wie CS Schmal einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Das Münchener Insolvenzgericht habe zwar noch kein vorläufiges Insolvenzverfahren beschlossen, aber einen Insolvenzsachverständigen für Gramax Invest eingesetzt. Wieschemann hat beim Insolvenzgericht Sicherungsmaßnahmen gefordert und steht mit dem Insolvenzsachverständigen in Kontakt, der nun unter anderem die Geldflüsse bei der Gramax-Tochter überprüft. Dieses ominöse Darlehen hatte auch zu erheblichen Verwerfungen zwischen Gramax und der Nolte-Holding in Germersheim geführt. Nolte als Verkäufer hatte einen Gesellschaftsanteil von 5,1 Prozent behalten, damit keine Grunderwerbssteuer anfällt und CS Schmal belastet. Nach RHEINPFALZ-Informationen war Nolte nur rund acht Wochen nach dem Verkauf vom damaligen Geschäftsführer Günter Ebmeyer über dieses Darlehen informiert worden, zu dem er von den neuen Eigentümern gedrängt worden sei. Ebmeyer sah darin einen „für CS Schmal existenzgefährdenden Vorgang“, der den Möbelhersteller im Frühjahr in Liquiditätsprobleme bringen würde. Auch Nolte protestierte gegen das Darlehen. Ohne Erfolg. Im Gegenteil: Nach RHEINPFALZ-Informationen erhielt Nolte wenig später die Mitteilung, dass der 94,9-Prozent-Eigentümer einseitig den Gesellschaftervertrag geändert hat. Nach dieser Änderung verblieb Nolte nur noch das Recht, den Jahresabschluss einzusehen. Im Verhältnis herrscht seither Eiszeit. Manfred Wippermann, Sprecher der Geschäftsführung der Nolte-Holding, wollte sich auf Nachfrage nicht zu Details aus dem Gesellschafterkreis äußern, bestätigte aber: „Die Nolte-Gruppe hat mehrmals und nachdrücklich Geschäftsvorgänge bei CS Schmal nach dem Eigentümerwechsel kritisiert und bei Geschäftsführung und Hauptgesellschafter mehr Transparenz angemahnt. Unseren Anliegen wurde jedoch nicht nachgekommen, Informationen wurden vorenthalten.“ Dies geschah nach RHEINPFALZ-Informationen auch beim Jahresabschluss, für den es bis heute keine testierte Version gibt. Zweimal erkundigte sich Nolte, zweimal wurde vertröstet. Stattdessen gab’s für August eine Einladung zur Gesellschafterversammlung, bei der der Abschluss abgenickt werden sollte. Nolte protestierte und blieb fern. Von der bevorstehenden Insolvenz und dem Gang zum Insolvenzrichter erfuhr Nolte durch eine knappe E-Mail von Gramax-Miteigner und CS-Schmal-Geschäftsführer Achim Pfeffer. Dass die Geschäftspraktiken von Gramax zumindest zweifelhaft sind, hatte sich schon im Herbst 2016 in Frankreich gezeigt. Dort hatte Gramax die Spanplattenfabrik Darbo einige Monate zuvor übernommen und dann pleite gehen lassen. Derzeit läuft vor Ort ein juristisches Verfahren, in dem unter anderem geprüft wird, ob sich Gramax für den Kauf vom Vorbesitzer hat bezahlen lassen, damit der sich hohe Abfindungen erspart. Aktuell ist Gramax in Portugal in den Schlagzeilen. Dort hatte das Unternehmen vor etwa einem Jahr einen Ableger des Textilherstellers Triumph übernommen und große Versprechungen zu Erhalt und Ausbau gemacht. Doch nun hat Gramax Umstrukturierungspläne verkündet, die etwa einem Drittel der knapp 500 Beschäftigten den Job kosten. Geklärt sind hingegen zwei Grundschuldeintragungen über je eine Million Euro von Anfang Oktober 2017 zugunsten der inzwischen eigenständigen Nolte Holzwerkstoffe (HWS) GmbH. Die seien erfolgt, so sagte HWS-Geschäftsführer Alexander Kolb, um Zahlungsverpflichtungen von CS Schmal gegenüber ihrem Lieferanten HWS abzusichern. So lange beide Unternehmen zur Nolte-Gruppe gehörten, sei eine solche Absicherung nicht notwendig gewesen. Nach Insolvenzantragstellung habe HWS seine Lieferungen eingestellt, um die weiteren Konditionen zu klären. Inzwischen beliefert HWS die Waldmohrer wieder, „weil wir daran interessiert sind, dass es mit CS Schmal weitergeht“, sagte Kolb, nicht nur aufgrund der historischen Verbindung, sondern auch aufgrund der langjährigen Geschäftsbeziehung. Kommentar

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