Wirtschaft Guttenberg „gegrillt“

Jetzt mit Drei-Tage-Bart: der ehemalige Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg.
Jetzt mit Drei-Tage-Bart: der ehemalige Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg.

Fast zehn Jahre ist er im bundespolitischen Berlin nicht in Erscheinung getreten – jetzt saß Karl-Theodor zu Guttenberg wieder im Bundestag, doch auf einem ungewöhnlichen Platz.

Im Untersuchungsausschuss zum Mega-Bilanzskandal bei Wirecard wurde der Ex-Minister am Donnerstag stundenlang als Zeuge „gegrillt“. Warum hat er für das deutsche Fin-Tech lobbyiert? Wie viel Geld bekam er für seine Beratungsleistungen? Und was genau besprach er mit der Kanzlerin? Das wollten die Abgeordneten wissen. Von Guttenberg bekamen sie vor allem eines: eine ziemlich empörte Rechtfertigung.

Guttenberg sieht sich, wie so viele andere, im Fall Wirecard vor allem als Opfer. „Einen derartigen Betrug konnte man als Geschäftspartner – trotz gewisser Mutmaßungen in der britischen „Financial Times“ – nicht erahnen“, betonte er. „Hätten wir gewusst, dass das Geschäftsmodell von Wirecard offenbar auf Betrug basiert, hätten wir dieses Dax-Unternehmen niemals beraten.“

Die Vorwürfe gegen ihn und sein Team entbehrten jeder Grundlage. „Schließlich trage ich Verantwortung für ein Beratungsunternehmen und nicht für die Bafin oder eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft.“

Der 49-Jährige hat sich verändert seit seiner Zeit als Wirtschafts- und dann Verteidigungsminister. Statt der früher oft glatt nach hinten gegelten Haare trägt er einen Drei-Tage-Bart. Doch den Politik-Profi merkt man ihm nach wie vor an: Guttenberg tritt extrem sicher auf, ist gut vorbereitet, wirkt höchstens aufgebracht, weil er sich und seine Firma in der Öffentlichkeit falsch dargestellt sieht.

Tatsächlich war Guttenberg mit seiner Beratungs- und Beteiligungsfirma Spitzberg Partners vor der Insolvenz für Wirecard tätig. Sie unterstützten den Markteintritt des Fin-Techs in den USA und Kanada, vermittelten Partnerschaften in der Industrie. Als Wirecard seine Fühler nach China ausstrecken wollte, wies Guttenberg im September 2019 Kanzlerin Merkel auf das Unternehmen hin. Der Eintritt in den chinesischen Markt gelinge selten ohne politische Begleitung, sagte Guttenberg.

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