Wirtschaft Handy soll Geldbeutel ersetzen

Ein Google-Smartphone wird an einer Supermarkt-Kasse neben ein PayPass-Gerät zur elektronischen Zahlungsabwicklung gehalten und
Ein Google-Smartphone wird an einer Supermarkt-Kasse neben ein PayPass-Gerät zur elektronischen Zahlungsabwicklung gehalten und ersetzt so den klassischen Geldbeutel.

«Frankfurt.» Führende Notenbanker haben davor gewarnt, dass Europa bei der Einführung neuer digitaler Bezahlsysteme ins Hintertreffen gerät.

„Die Branche muss Lösungen liefern, die der Innovation den Rücken stärken, auch mit Blick auf den weltweiten Wettbewerb“, sagte EZB-Direktoriumsmitglied Yves Mersch gestern bei einem Symposium der Bundesbank in Frankfurt. Dabei hatte er besonders bargeldlose Zahlungsverfahren in Echtzeit (Instant Payment) im Blick. Europa verfüge über die nötige Innovationskraft. „Dabei sollten wir alles daran setzen, nicht hinter der Entwicklung zurückzubleiben.“ Bezahlen in Echtzeit, zum Beispiel per Smartphone an der Ladenkasse, dürfte für die kommende Generation das Zahlungsmittel erster Wahl sein, sagte Mersch voraus. „Wir müssen also dafür sorgen, dass die Verbraucher in Europa in Echtzeit und mit einer sicheren sowie soliden Marktinfrastruktur ohne grenzüberschreitende Einschränkungen zahlen können – so wie es beim Bargeld möglich ist“. Bundesbank-Präsident Jens Weidmann zufolge wächst das Interesse der Finanzhäuser an Instant Payment. „Nach anfänglich zögerlicher Reaktion hat auch die Diskussion über die Herausforderungen durch Fintechs dafür gesorgt, dass die Banken und Sparkassen bei diesem Thema mehr Offenheit zeigen“, sagte Weidmann. Es gelte auch, verlorenes Terrain etwa bei Online-Bezahlungen zurückzugewinnen. Der Handel verspreche sich von den neuen Bezahlmethoden geringere Kosten im Vergleich zu den heutigen Kartenzahlungen. Beliebtestes Zahlungsmittel der Verbraucher in Deutschland ist an der Ladenkasse allerdings nach wie vor Bargeld. „Zwar nimmt der Anteil elektronischer Zahlungsverfahren hierzulande zu. Dieser Wandel vollzieht sich aber nur vergleichsweise langsam“, sagte Weidmann. In Dänemark sei bereits auf neun von zehn Smartphones eine Instant Payment App installiert. Dort könne inzwischen auch auf dem Wochenmarkt mobil und in Echtzeit bezahlt werden. Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele forderte, die Digitalisierung des Zahlungsverkehrsmarktes in Europa müsse vorangebracht werden. So wolle man vermeiden, „gegenüber anderen Regionen ins Hintertreffen zu geraten oder im digitalen Zeitalter von einer Lokomotive mit Zugkraft zu einem Anhänger zu werden“. Internet-Giganten wie Google, Apple oder Facebook könnten als mächtige Wettbewerber auftreten und den Markt für Zahlungsdienste verändern.

x