Wirtschaft In der Zwickmühle

Deutsche-Bank-Chef John Cryan will seinen Investmentbankern angeblich wieder hohe Boni zahlen.
Deutsche-Bank-Chef John Cryan will seinen Investmentbankern angeblich wieder hohe Boni zahlen.

«Frankfurt». Das dritte Jahr in Folge mit roten Zahlen. Und trotzdem Milliarden-Boni für die Banker. Wieder steht die Deutsche Bank in der Kritik. Wenn Vorstandschef John Cryan am Freitag die Bilanz des größten deutschen Finanzinstituts vor der Presse in Frankfurt erläutern wird, dürften sich viele kritische Fragen an den wortkargen Briten richten.

Die Bilanz des 57-Jährigen, der vor gut drei Jahren das Ruder bei dem einstmals so stolzen Geldhaus übernahm, ist aus Sicht der Aktionäre ernüchternd. Denn die jahrelangen Verluste drückten die Dividende massiv in Richtung Null. Dass die Steuerreform von US-Präsident Donald Trump die Deutsche Bank ebenso trifft wie jene Wall-Street-Banken, mit denen sich die Frankfurter so gerne messen würden, spielt nur eine Nebenrolle. Während Cryan unter dem Strich ein Defizit verkünden wird, mussten JP Morgan, Morgan Stanley und Goldman Sachs lediglich eine Gewinndelle im vergangenen Quartal hinnehmen. Sie konnten aufs Jahr gesehen mit satten Milliarden-Profiten punkten und ihre Top-Investmentbanker mit hohen Boni belohnen. Dass Cryans Mannschaft vor Steuern einen Gewinn eingefahren haben dürfte, ist da nur ein schwacher Trost. Für die Deutsche Bank, die als einziges heimisches Institut in der Liga der großen US-Häuser mitspielen will, ist das ein Problem. Denn in den zurückliegenden Jahren mussten auch die Banker darben. Und deren Geduld scheint nun am Ende. Nicht wenige sollen mit Abwanderung gedroht haben, sollte der Bonustopf erneut zusammengestrichen werden. Cryan hat ihre Drohungen offenbar gehört. Angeblich soll die Ausschüttung auf mehr als 1 Milliarde Euro steigen, die Mitte März für 2017 gezahlt werden soll. Das wäre im Vergleich zu den 2,4 Milliarden Euro für 2015 zwar immer noch wenig, aber mehr als doppelt so viel wie für 2016. Cryan selbst hatte zuletzt bereits gesagt, er wolle trotz des Verlusts zum normalen Boni-System zurückkehren. Fondsmanager Ingo Speich von Union Investment, einem der größeren Anteilseigner der Bank, gibt Cryan Rückendeckung, stellt aber zugleich auch eine Forderung auf: „Die Entscheidung, wieder Boni zu zahlen, ist grundsätzlich richtig. Dabei muss sichergestellt sein, dass Boni nicht nach dem Gießkannenprinzip verteilt werden, sondern nur echte Leistungsträger belohnt werden. Das muss auch gegenüber den Aktionären transparent gemacht werden.“ Bankchef Cryan hat viele Baustellen zu bearbeiten und kann sich einen größeren Aderlass an verärgerten Investmentbankern kaum leisten. Denn sie sind es, die in den kommenden Jahren für mehr Erträge sorgen sollen. Mit dem Privatkundengeschäft lässt sich nicht so viel Geld verdienen wie mit der Beratung bei Börsengängen und Fusionen sowie mit dem Handel mit Aktien, Anleihen, Rohstoffen und Devisen.

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