Wirtschaft Klimaschutz: Gebäudesektor muss nachbessern

Die zeitweise fast komplette Einstellung des Luftverkehrs trug dazu bei, dass Deutschland 2020 sein Klimaschutzziel erreichte.
Die zeitweise fast komplette Einstellung des Luftverkehrs trug dazu bei, dass Deutschland 2020 sein Klimaschutzziel erreichte.

Nach einem Experten-Bericht zu den bisher unzureichenden Klimaschutz-Anstrengungen bei Gebäuden mahnt Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) zügige Nachbesserungen an.

„Ich erwarte, dass die für Gebäude zuständigen Ressorts jetzt diese Hinweise aufnehmen und noch im September einen überarbeiteten Beschluss vorlegen“, sagte Schulze am Donnerstag. Am Vortag hatte der von der Bundesregierung eingesetzte Expertenrat für Klimafragen einen Bericht zum sogenannten Sofortprogramm 2020 im Gebäudesektor vorgelegt. Das Programm hatten Bundeswirtschafts- und Bundesinnenministerium im Sommer erarbeiten müssen, nachdem der Gebäudesektor im vergangenen Jahr als einziger Sektor seine Klimaschutzziele verfehlt hatte und nachbessern musste.

„Das Gesetz ist völlig klar: Der Gebäudesektor hat sein Ziel 2020 verfehlt. Diese Verfehlung muss umgehend ausgeglichen werden und der Sektor wieder auf Zielkurs kommen“, machte die Umweltministerin deutlich, die zugleich auch geschäftsführende Vorsitzende des Klimakabinetts ist, das sich im weiteren Verfahren mit dem Beschluss zum Klima-Sofortprogramm befasst.

Andere Sektoren erreichen 2020 ihre Klimaziele

Während der Gebäudesektor 2020 seine Klimaziele verfehlte, gelang es den anderen Sektoren (sogar dem langjährigen Problemfall Verkehr), ihre Klimaziele zu erreichen – allerdings nur wegen des Einbruchs der Wirtschaft durch die Corona-Krise. Deutschland hatte deswegen entgegen den Erwartungen zu Anfang des Jahres vor der Pandemie schließlich doch noch sein Ziel erreicht, die Treibhausgasemissionen 2020 gegenüber 1990 um 40 Prozent zu senken.

2021 steigen Treibhausgasemissionen wieder

2021 werden die Treibhausgasemissionen aber schon wieder deutlich steigen – und zwar nach Schätzungen der Organisation Agora Energiewende um voraussichtlich rund 47 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente (CO2Äq). Das ist der größte Anstieg in der Zeit seit 1990. Die Minderung gegenüber dem Basisjahr 1990 liegt damit nur noch bei etwa 37 Prozent. Damit fällt Deutschland wieder deutlich hinter das Klimaziel 2020 (minus 40 Prozent) zurück. Die Sektoren Industrie, Gebäude und Verkehr würden damit auch die im Klimaschutzgesetz festgeschrieben Sektorenziele für 2021 verfehlen. Laut Klimaschutzgesetz erfordert die Verfehlung der Sektorenziele die Umsetzung eines Sofortprogramms.

Im Jahr 2020 lagen die Treibhausgasemissionen in Deutschland noch bei 739 Millionen Tonnen CO2Äq. Das entspricht einer Minderung um 40,8 Prozent gegenüber 1990. Ein wesentlicher Grund für das Erreichen des Klimaziels stellten allerdings die Auswirkungen der Corona-Krise wie gesunkene Mobilität oder geringere industrielle Produktion dar.

Bedford-Strohm: 2021 muss Wendepunkt sein

Nach Ansicht des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, muss das Jahr 2021 zum „Wendepunkt“ im Kampf gegen den Klimawandel werden. „Bisher kannten wir schlimme Naturkatastrophen vor allem aus dem Fernsehen. Doch Corona und dann die Flut haben auch uns direkt getroffen und großes Leid mit sich gebracht“, schreibt Bedford-Strohm in der Zeitschrift „Chrismon“ (September-Ausgabe). „Die Bilder und Berichte aus Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz hatten etwas Apokalyptisches.“ Er hoffe sehr, „dass die Flutkatastrophe politisch eine Zäsur darstellt“. Es gelte, den Klimawandel mit entschiedenen Maßnahmen zu bekämpfen. In der Vergangenheit sei vieles versäumt worden, um den Klimawandel aufzuhalten, kritisierte der EKD-Ratsvorsitzende. Das Argument, eine sozial-ökologische Wende sei zu teuer, habe nun endgültig ausgedient. „Denn das, was wir heute als zu teuer ansehen, muss ja trotzdem bezahlt werden. Nur dann nicht mehr von uns, sondern von der jetzt jungen Generation und vor allem von den künftig Lebenden – und zwar mit noch weit höheren Kosten“, so Heinrich Bedford-Strohm. Weiterzumachen wie bisher, „wäre purer Egoismus“.

Der CO2-Preis ist heiß

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