Wirtschaft Kommentar: Das Risiko wird größer

Das Geschäftsmodell in der

Medizintechnik ändert sich.

Aktionäre von Healthineers

sollten leidensbereit sein.

Nun passiert es also. Siemens bringt mit seiner Medizintechnik-Tochter, die unter dem gewöhnungsbedürftigen Namen Healthineers firmiert, einen Weltmarktführer an die Börse. Genauer gesagt ist es ein Weltmarktführer von heute, in einem Markt von dem man nur weiß, dass er morgen komplett anders sein wird. Healthineers & Co sind heute vor allem Lieferanten medizintechnischer Großgeräte. Morgen müssen sie immer mehr auch Sinn für Krankenhausmanagement entwickeln, ganze Stationen planen und vor allem kostensenkend Behandlungserfolge garantieren können. Nicht weniger erfordert der Paradigmenwechsel, auf den das Gesundheitswesen in den USA, aber unter dem Druck steigender Gesundheitskosten eher früher als später auch weltweit zutreibt. Wer dieses Rennen gewinnt, ist offen. Weltmarktführer von heute können rasch den Anschluss verlieren. Das hat der einstige Handy-Dominator Nokia vorexerziert. Gerade der jetzige Börsengang soll so etwas verhindern. Denn börsennotierte Unternehmen können schneller handeln oder zukaufen und mit eigenen Aktien bezahlen, wenn das Rennen um die Gesundheitsmärkte von morgen Fahrt aufnimmt. Das ist die Erklärung für den Börsengang, der in der Siemens-Geschichte nicht ohne Beispiel ist. Auch das Chipgeschäft, das der heutige Dax-Konzern Infineon betreibt oder das Lichtgeschäft von Osram waren einmal Teil des Technologieriesen. In beiden Fällen war die Zeit nach dem Börsengang kein Zuckerschlecken. Infineon war zeitweise ein Pleitekandidat. Osram sorgte lange mit massivem Stellenabbau für Schlagzeilen. Insofern sei Healthineers-Anlegern Leidensbereitschaft angeraten. Frei von Problemen ist der Börsenkandidat schon heute nicht. So gilt Labordiagnostik als der am stärksten wachsende Teilbereich der Medizintechnik. Hier hat Healthineers zuletzt Marktanteile verloren. Als mutmaßlichem Dax-Konzern eröffnen sich für die Erlanger Siemens-Tochter fraglos neue Chancen. Aber das Risiko steigt.

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