Wirtschaft Kommentar: Die Schattenregenten

Professionelle Stimmrechtsberater sind häufig mächtige Verbündete

der Kleinaktionäre bei den

Hauptversammlungen.

Vielen Kleinaktionären sind hohe Manager-Boni ein Dorn im Auge. Mit professionellen Stimmrechtsberatern – Unternehmen, die institutionelle Investoren wie etwa Pensionsfonds bei der Vorbereitung von Hauptversammlungen unterstützen – haben sie mächtige Verbündete. Der größte von ihnen hat seinen Sitz in den USA und heißt ISS: International Shareholder Services. Er hat etwa für die Hauptversammlung der Deutschen Bank am Donnerstag die Empfehlung gegeben, für alle Sonderprüfungen zu votieren, die eine kritische Aktionärin fordert – alleine hätte sie mit ihrem Begehren keine Chance. Die unternehmenskritische Haltung der Stimmrechtsberater speziell in Sachen Manager-Boni hängt auch damit zusammen, dass auch diese Beraterfirmen nicht immun gegen die anschwellende öffentliche Kritik an den Millionenbezügen einzelner Wirtschaftsführer sind. Das fließt in die Empfehlungen für das Abstimmungsverhalten der Anteilseigner ein. Auf eine Mobilisierung der Öffentlichkeit setzen seit Jahr und Tag auch Umweltschützer und Nichtregierungsorganisationen, die ebenfalls regelmäßig auf den Hauptversammlungen großer Konzerne vertreten sind. Ihren Anliegen ist zwar in der Regel kein Abstimmungserfolg beschieden. Aber sie werden als medial in Szene gesetzte, wohlkalkulierte Auftritte inszeniert. Deren Folgen für das Image der Unternehmen erzielen Wirkung: So haben etwa seit 2015 die Allianz, die Commerzbank und die Deutsche Bank angekündigt, die Finanzierung des Kohlebergbaus und jene der Kohleverstromung zurückzufahren. Den Kritikern ist das natürlich viel zu wenig – aber: Sie bewegen etwas.

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