Wirtschaft Kommentar: Phönix aus der Asche

Das BASF-Stammwerk

kämpft gegen große Probleme.

Der neue Arbeitsdirektor

Michael Heinz tritt an, sie zu lösen.

Geballte Spitzentechnik auf zehn Quadratkilometern, 200 Produktionsanlagen, die miteinander zum größten Chemieverbund der Welt vernetzt sind: Im Ludwigshafener BASF-Stammwerk steht mit gut 25 Milliarden Euro rund ein Drittel des Anlagevermögens des weltweit führenden Chemiekonzerns. Und mit knapp 35.000 Mitarbeitern ist dort auch knapp ein Drittel der Konzernbelegschaft konzentriert. Doch das Flaggschiff der Weltchemie hat starke Schlagseite bekommen. Das Explosionsunglück vom 17. Oktober 2016 mit vier Toten und vielen Verletzten wirkt nach. Es wird noch Monate dauern, ehe die Rohstoffversorgung über den Landeshafen Nord, der bei der Explosion zerstört wurde, wieder funktionieren wird. Viele technische Probleme machen dem Stammwerk zu schaffen, bis hin zum Desaster mit der neuen, gut 1 Milliarde Euro teuren Anlage zur Produktion der Chemikalie TDI, die immer noch nachgebessert und repariert wird, obwohl sie nach den ursprünglichen Plänen schon seit Ende 2014 laufen sollte. Michael Heinz, der neue Arbeitsdirektor und Chef des europäischen Chemieverbunds, sowie der Ludwigshafener Werkleiter Uwe Liebelt haben die klare Aufgabe, das Stammwerk aus seiner Krise wieder an die Weltspitze zu führen. Das gilt für Sicherheit, Technik und Produktivität. Weil seit 2010 die Kosten im Stammwerk schneller wachsen als Produktionsvolumen und Umsatz, sinkt die Produktivität. Wenn die von der Unternehmensleitung geplante Kombination der schon gestarteten Digitalisierung des Chemieverbunds mit der demografischen Entwicklung gelingt, wird die Anzahl der Mitarbeiter deutlich sinken, Produktion, Produktivität und Ertragskraft werden aber zulegen. Wenn die Babyboomer-Jahrgänge ab 2020 in Rente gehen, werden über lange Zeit 1000 bis 1500 Mitarbeiter pro Jahr das Stammwerk verlassen. Viele der Stellen werden nicht mehr besetzt. Der Standort könnte betriebswirtschaftlich als Phönix aus der Asche aufsteigen. Zum Beschäftigungsmotor der Region wird er nicht mehr.

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