Wirtschaft Lieferungen in Königshäuser: Rheinland-pfälzische Weine in royalen Gläsern

Winzer Dirk Richter steht mit einem Glas Wein im Gärkeller seines Weinguts Max Ferdinand Richter in Mülheim an der Mosel.
Winzer Dirk Richter steht mit einem Glas Wein im Gärkeller seines Weinguts Max Ferdinand Richter in Mülheim an der Mosel.

Rheinland-pfälzische Weine sind international ganz vorne: Sie machen gut 90 Prozent des gesamten deutschen Weinexports aus. Unter den Abnehmern ist auch eine ganze Reihe von Königshäusern.

Seine Weine werden von allem im Ausland getrunken: und zwar rund um den Globus von Tokio über Stockholm bis San Francisco. Auch in Königshäusern kommen die Tropfen vom Weingut Max Ferdinand Richter in Mülheim an der Mosel auf den Tisch, darunter bei den britischen Royals. „Die Verbindung gibt es schon sehr lange“, sagt Inhaber Dirk Richter. So habe das Weingut, dessen Ursprünge 340 Jahre zurückliegen, beispielsweise Wein zur Hochzeit von Prinzessin Anne geliefert. Und zum Polterabend von Prinz Charles und Prinzessin Diana gingen 100 Kisten „Graacher Himmelreich Spätlese 1979“. „Das war ein richtig großer Auftrag“, erinnert sich Richter.

Weine für mehrere Königshäuser

Die Geschäfte liefen in der Regel im Stillen ab – über den Weinhändler in London, der Hoflieferant sei. „Natürlich freut man sich, wenn man es erfährt, aber es gehört dazu, dass es nicht an die große Glocke gehängt wird.“ Bekannt sei: Von seiner Lage Veldenzer Elisenberg, benannt nach der beliebten Königin Luise von Preußen (1776-1810), gehen regelmäßig Weine an Queen Elizabeth II. Und seine Händler in Dänemark und Norwegen belieferten auch die dortigen Königshäuser. Insgesamt exportiert das Weingut Richter rund 80 Prozent seiner Weine.

Rheinland-Pfalz spiele bei der Lieferung edler Tropfen an gehobene Adressen im Ausland eine große Rolle, sagt der Sprecher des Deutschen Weininstituts, Ernst Büscher, in Bodenheim bei Mainz. Dies liege daran, dass zwei Drittel des deutschen Weines in diesem Bundesland beheimatet seien und dass gut 90 Prozent des deutschen Weinexportes von dort stamme. Hinzu komme, dass es etliche Spitzenweingüter mit langen Traditionen gebe. 2019 flossen bundesweit rund eine Million Hektoliter im Wert von 300 Millionen Euro in den Export.

Wein zum 60. Thronjubiläum

In Rheinhessen hat das Weingut Keller in Flörsheim-Dalsheim gute Beziehungen zum britischen Königshaus. Winzer Klaus Peter Keller lieferte den Wein zum 60. Thronjubiläum von Königin Elizabeth II.: Aus der Lage „Niersteiner Hipping“, aus der sie bereits 1953 bei ihrer Krönung ein Wein im Glas hatte. Als Dankeschön seien die Kellers 2015 von der Queen zu einer Gartenparty in den Buckingham Palast eingeladen worden, sagt Keller. „Das war ein aufregender Tag.“

Die Verbindung sei „ein großes Kompliment für den deutschen Wein“. Sie zeige auch, dass die „extrem positive Entwicklung bei der Qualität“ des Weines aus Deutschland weltweit wieder verstärkt bemerkt werde, sagt Keller. Im Rheingau bezieht das englische Königshaus seit 1850 Weine aus der Lage Hochheimer Königin Victoriaberg, das vom Weingut Joachim Flick im hessischen Flörsheim-Wicker bewirtschaftet wird.

Wein zur Verleihung des Friedensnobelpreises

Weine vom Weingut S.A. Prüm in Bernkastel-Kues werden unter anderem vom dänischen und schwedischen Königshaus getrunken. Oft erfahre man über Geschäfte mit royalen Familien nur beiläufig, da diese über Händler liefen und Stillschweigen vereinbart sei, sagt auch Raimund Prüm. Zu den Schweden habe das Haus aber eine direkte Verbindung. Wie auch zu den Organisatoren des Friedensnobelpreises in Norwegen: „Da wird schon mal ein Wein von uns bei der Gala serviert.“ In der Regel sei bei den Tropfen von Prüm immer eine „Wehlener Sonnenuhr“ dabei.

Die Mosel und der Rheingau gehörten international zu den bekanntesten deutschen Weinregionen, sagen Büscher und der Geschäftsführer Ansgar Schmitz vom Verein Moselwein in Trier. Bereits seit Jahrhunderten würden Weine aus diesen Region exportiert. Egon Müller I in Wiltingen an der Saar habe schon um 1860/70 in den USA höchste Auszeichnungen erhalten. Auch nach Japan wurde im 19. Jahrhundert schon exportiert, und um 1900 waren Weine von Mosel, Saar und Ruwer die teuersten Weine auf den Weinkarten der besten Restaurants von London bis St. Petersburg, wie Schmitz berichtet.

Beim Untergang der Titanic

Mit dem Schiff Titanic seien im Jahr 1912 im Nordatlantik Weine von der Mosel untergegangen – und in den Zeppelin-Luftschiffen wurde in den 1920er und 1930er Jahren Wein aus Mülheim serviert. Und zwar aus der Lage Mülheimer Sonnenlay, wie Winzer Richter (74) erzählt. Darauf seien die Mülheimer heute noch stolz. An die Tradition hat Richter angeknüpft: Er hat vor etlichen Jahren einen internationalen Zeppelin-Wein aus dieser Lage mit Trauben von verschiedenen Winzern aufgelegt. Dieser Riesling sei heute sein Exportschlager.

„Zeppelin ist rund 40 Prozent meiner Produktion“, sagt Richter. 2019 seien in Erinnerung an den alten Grafen 125 000 bis 150 000 Flaschen mit dem alten Original-Etikett abgefüllt worden – für Kunden von Amerika über Asien bis Europa. „Dieser Wein sticht heraus.“ Weine von der Mosel gehen insgesamt in rund 80 Länder weltweit: 2019 waren es knapp 170 000 Hektoliter im Wert von 71 Millionen Euro.

Strafzölle machen Winzern zu schaffen

Beim Export macht den Winzern derzeit allerdings einiges schwer zu schaffen. Da sind die Strafzölle in Höhe von 25 Prozent, die die USA auf deutsche Weine (bis 14 Prozent Alkoholgehalt) eingeführt haben. Man versuche Teuerungen mit Exportpartnern abzufedern, aber mittelfristig fürchte man um den US-Absatzmarkt, sagt Richter. Die USA sind das wichtigste Exportland für deutsche Winzer.

Allein im Januar lag der Wert exportierter Weine in die USA um 40 Prozent unter dem Vorjahresergebnis, sagt Büscher vom Weininstitut. Zudem schlage die Corona-Pandemie ins Kontor. Mit dem Lockdown in vielen Ländern der Erde seien Wein-Geschäfte eingebrochen. „Durch die globale Reichweite der Krise ist auch der Weinexport der Weingüter im ersten Quartal um 33 Prozent zurückgegangen“, sagt er.

Die Weinexporteure seien allerdings nicht alle gleichermaßen von der Corona-Pandemie betroffen. „Wie auch hier in Deutschland hat sich in vielen Exportmärkten der Weineinkauf ins Internet und in den Handel verlagert. Wer dort gelistet war, konnte sogar von der Krise profitieren.“

Winzer Dirk Richter steht mit einem Glas Weißwein vor seinem Weingut im rheinland-pfälzischen Mülheim, dessen Ursprünge 340 Jahr
Winzer Dirk Richter steht mit einem Glas Weißwein vor seinem Weingut im rheinland-pfälzischen Mülheim, dessen Ursprünge 340 Jahre zurückliegen. Er hat beispielsweise Wein zur Hochzeit von Prinzessin Anne geliefert.
Entkorkt - Newsletter  - Anmeldeseiten 729 x 450 (1)

Dürfen wir nachschenken?

Was sind die Trends der Weinszene? Welche Neuigkeiten gibt es von den Weingütern in der Region? Was ist Naturwein? Wie arbeitet ein Kellermeister? Und wo stehen Weinautomaten in der Pfalz? In unserem kostenlosen Newsletter Entkorkt" liefern wir alle zwei Wochen Weinwissen für Pfälzer Weinliebhaber.

 

Wer nicht lesen will, kann hören: Sie wollten schon immer wissen, wie man die vielen Flaschen Wein, die man zu Hause hat, am besten lagert? Oder welche Unterschiede es zwischen verschiedenen Rebsorten gibt? Dann sind Sie hier genau richtig: In unserem kostenlosen Podcast "Wissensdurst" löchern Sonja Hoffmann und Rebecca Singer die Weinexpertin Janina Huber mit Fragen rund um das Thema Wein.  

An dieser Stelle finden Sie Umfragen von Opinary.

Um Inhalte von Drittdiensten darzustellen und Ihnen die Interaktion mit diesen zu ermöglichen, benötigen wir Ihre Zustimmung.

Mit Betätigung des Buttons "Fremdinhalte aktivieren" geben Sie Ihre Einwilligung, dass Ihnen Inhalte von Drittanbietern (Soziale Netwerke, Videos und andere Einbindungen) angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an die entsprechenden Anbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät notwendig. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

x