Urlaubsgeld Mehr als jeder Zweite geht leer aus
Unter den Bedingungen der Pandemie sei das Urlaubsgeld für viele Arbeitnehmer besonders wichtig, erklärte der Leiter des WSI-Tarifarchivs, Thorsten Schulte. „Viele Beschäftigte hoffen, nach der langen Zeit des Lockdowns im Sommer wieder in den Urlaub fahren zu können“, so Schulte. „Aber nicht alle werden sich dies auch leisten können.“ Gerade im Niedriglohnsektor hätten viele Beschäftigte in Kurzarbeit teilweise empfindliche Einkommenseinbußen hinnehmen müssen. Die Ergebnisse beruhen auf einer kontinuierlichen Online-Umfrage und sind laut Angaben des WSI nicht repräsentativ. Aufgrund der hohen Fallzahlen erlaube die Umfrage jedoch detaillierte Einblicke in die tatsächlich gezahlten Urlaubsgelder unter Erwerbstätigen in Deutschland.
Tarifbindung wesentlich
Ob ein Beschäftigter Urlaubsgeld erhält oder nicht, hängt demnach von mehreren Faktoren ab. Am wichtigsten scheint hier die Tarifbindung: 73 Prozent der Beschäftigten in tarifgebundenen Unternehmen in der Privatwirtschaft erhalten Urlaubsgeld, in Unternehmen ohne Tarifvertrag sind es lediglich 35 Prozent.
Außerdem gibt es regionale Unterschiede: In Ostdeutschland wird laut Umfrage deutlich seltener Urlaubsgeld gezahlt als in Westdeutschland. Im Osten erhalten 33 Prozent der Beschäftigten ein Urlaubsgeld, im Westen sind es laut WSI 48 Prozent. Dies könne in erster Linie auf die deutlich geringere Tarifbindung in Ostdeutschland zurückgeführt werden. Im Westen ist das Urlaubsgeld außerdem in vielen Branchen immer noch höher als in Ostdeutschland.
Viele Unterschiede
Auch zwischen den Geschlechtern gibt es Unterschiede: Männer erhalten mit 49 Prozent häufiger Urlaubsgeld als Frauen mit 41 Prozent. Unterschiede gibt es auch zwischen den Branchen. So erhalten Beschäftigte in der Landwirtschaft und im Hotel- und Gaststättengewerbe deutlich weniger Urlaubsgeld als Beschäftigte unter anderem in der Holz- und Kunststoffverarbeitung, dem Kfz-Gewerbe oder im Versicherungsgewerbe und im Einzelhandel.