Wirtschaft Sonderbeitrag zur Sanierung

In den ersten sechs Monaten dieses Jahres begrüßten die Griechen 1,46 Millionen deutsche Urlauber. Das war ein Anstieg von knapp 39 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2017.

Die jüngsten Zahlen der griechischen Zentralbank zum Reiseverkehr enthalten eine gute und eine schlechte Nachricht für die hellenischen Hoteliers. Die schlechte: Immer mehr russische Urlauber wenden sich von Griechenland ab und fahren stattdessen in die benachbarte Türkei, die jetzt infolge des Verfalls des Lirakurses mit besonders billigen Angeboten lockt. Die gute Nachricht: Die Deutschen machen die Einbußen auf dem russischen Markt mehr als wett. Sie kommen in immer größerer Anzahl nach Griechenland und bringen mehr Geld ins Land als je zuvor – ein willkommener Beitrag zur Stärkung der krisengeplagten griechischen Wirtschaft. Die deutschen Urlauber sind nicht nur zahlreicher, sondern auch spendabler als im vergangenen Jahr: Nach Berechnungen der griechischen Zentralbank brachten sie 972 Millionen Euro ins Land, 44,5 Prozent mehr als 2017. Viele Griechen sahen gerade in den Deutschen die treibende Kraft hinter dem, was sie in den Krisenjahren als „Spardiktat“ empfanden. Kanzlerin Angela Merkel und ihr damaliger strenger Finanzminister Wolfgang Schäuble waren während der Krise die meistgehassten ausländischen Politiker in Griechenland. Dass es jetzt vor allem deutsche Urlauber sind, die in immer größerer Anzahl nach Griechenland kommen und so zur Stärkung der schwer angeschlagenen Wirtschaft beitragen, könnte zur Verbesserung der immer noch schwierigen Beziehungen zwischen beiden Ländern beitragen. Unter dem Strich stiegen die Urlauberzahlen in Griechenland im ersten Halbjahr um 19 Prozent. Das Land steuert damit auf einen Reise-Rekord zu, den sechsten in direkter Folge. Kamen 2013 noch knapp 18 Millionen Urlauber nach Hellas, werden es in diesem Jahr voraussichtlich erstmals über 30 Millionen sein. Der Tourismus wird immer mehr zu einem starken Wachstumsmotor für Griechenlands Wirtschaft. Nachdem der Fremdenverkehr im Jahr 2010 knapp 13 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt beisteuerte, sind es inzwischen bereits fast 20 Prozent. Neben den Deutschen entdecken in diesem Jahr die Franzosen Griechenland immer mehr. Die Anzahl der französischen Besucher stieg im ersten Halbjahr um 11 Prozent, die der Briten um 10 Prozent. Aus den USA kamen sogar 16 Prozent mehr Touristen. Herbe Einbußen gab es für die griechischen Hoteliers dagegen auf dem russischen Markt: Die Anzahl der Besucher fiel gegenüber dem Vorjahr um fast ein Fünftel. Die Erklärung: Die benachbarte Türkei steht bei russischen Urlaubern wieder höher im Kurs. Die politischen Spannungen der Jahre 2015 und 2016 sind mit der Annäherung Ankaras an Russland ausgeräumt, und nun lockt die Türkei infolge des Kursverfalls der Lira überdies mit fast konkurrenzlos billigen Angeboten. Die schwache Lira könnte den griechischen Hoteliers in Zukunft noch einige Probleme bereiten, nicht nur auf dem russischen Markt.

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