Meinung Top-Priorität für die Zellertalbahn
Vor 30 Jahren war Rheinland-Pfalz schon einmal Vorreiter bei der Reaktivierung stillgelegter Bahnstrecken. Die Wiederaufnahme des Personenverkehrs von Grünstadt nach Eisenberg im Mai 1994 war eine Deutschlandpremiere. Bundesweit Aufsehen erregte dabei nicht zuletzt, dass der FDP-Minister Rainer Brüderle hier bahnpolitische Pionierarbeit leistete. Allerdings ging damals vieles nur deshalb so schnell, weil es etwas gab, was heute im Management-Jargon „low hanging fruits“ genannt wird – niedrig hängende Früchte, die sich ohne großen Aufwand pflücken ließen. Zwischen Grünstadt und Eisenberg lag ein noch im Güterverkehr befahrenes Gleis, der Aufwand für die Aufnahme des Personenverkehrs war relativ klein.
Bahnnetz braucht Resilienz
Bei einigen der aktuellen Reaktivierungskandidaten ist der Aufwand viel größer. Zwei Pfälzer Projekte haben dennoch hohe Priorität verdient – nicht zuletzt wegen eines Faktors, dessen Bedeutung mehr und mehr erkannt wird. Wenn nun viel von „Resilienz“ des Bahnnetzes die Rede ist, geht es darum, dass beim Ausfall von Strecken geeignete Umleitungsmöglichkeiten gebraucht werden. Dieser Faktor spricht für den Lückenschluss zwischen Landau und Germersheim ebenso wie für die Aufwertung der Zellertalbahn. Die hatte schon in den 1960er-Jahren als Umleitungsstrecke große Bedeutung, als auf der Hauptstrecke durch den Pfälzerwald die Elektrifizierungsarbeiten liefen. Mehrfach hätte sie in den vergangenen Jahren gute Dienste leisten können. Sie hat allein schon deswegen die Top-Priorität unter den Reaktivierungskandidaten verdient.