Wirtschaft Trump verärgert über Harley

Da war die Motorradwelt von Donald Trump noch heil. Anfang 2017 bewunderten der US-Präsident und sein Vize Mike Pence eine Harle
Da war die Motorradwelt von Donald Trump noch heil. Anfang 2017 bewunderten der US-Präsident und sein Vize Mike Pence eine Harley-Davidson, die neben dem Südrasen des Weißen Hauses in Washington geparkt war.

«Washington/Berlin.» Der von Donald Trump angezettelte Handelskonflikt droht für den US-Präsidenten zum Bumerang zu werden.

Mit dem traditionsreichen Motorrad-Hersteller Harley-Davidson kündigte das erste bekannte US-Unternehmen an, wegen der EU-Strafzölle die Produktion für den europäischen Markt ins Ausland zu verlegen. Trump reagierte verärgert und drohte dem Konzern mit der Steuerkeule. Zugleich legte er im Streit mit der Europäischen Union nach und kündigte einen baldigen Abschluss der Untersuchung an, ob die EU-Autoexporte eine Gefahr für die nationale Sicherheit darstellen. Die deutsche Industrie befürchtet, dass Trump den Konflikt verschärfen und höhere Autozölle verhängen wird, die „extreme Auswirkungen“ haben könnten. „Eine Harley-Davidson sollte niemals in einem anderen Land gebaut werden – niemals“, schrieb Trump auf Twitter. „Die Aura wird weg sein und sie werden wie nie zuvor besteuert werden!“ Der Präsident wirft dem Unternehmen zudem vor, den Zollstreit als „Ausrede“ zu nutzen. Schließlich hätte Harley-Davidson schon zu Jahresbeginn angekündigt, einen Großteil der Fertigung von Kansas City nach Thailand zu verlegen. „Das war lange, bevor die Zölle bekanntgegeben wurden.“ Harley hatte den Bau einer Fabrik in Thailand damals mit der Entscheidung Trumps begründet, dass sich die USA aus dem transatlantischen Freihandelsabkommen TPP zurückziehen. Dieses hätte die Zölle für Motorräder in einigen der am schnellsten wachsenden asiatischen Märkte gesenkt. Trump verteidigte zugleich seine Handelspolitik. „Wir bringen andere Länder dazu, Zölle und Handelshemmnisse, die seit Jahren ungerechtfertigterweise gegen unsere Landwirte, Arbeitnehmer und Unternehmen verwendet werden, abzubauen und zu beseitigen“, schrieb Trump. „Wir öffnen geschlossene Märkte und bauen unsere Präsenz aus. Sie müssen fair spielen oder sie zahlen Zölle!“ Harley gehört zu den Firmen, denen Trump bei Amtsantritt zugesagt hatte, sie wieder groß zu machen. Dem Motorradbauer setzen ein harter Preiskampf und eine alternde Stammkundschaft zu. Die EU hat Vergeltungszölle im Umfang von 2,8 Milliarden Euro auf amerikanische Produkte wie Motorräder, Erdnussbutter und Whiskey verhängt, weil die USA zuvor ihrerseits die Zölle auf Importe von Stahl und Aluminium erhöht hatten. Auf Harley-Davidson-Maschinen, die bis zu 43.000 Euro kosten, muss nun ein Zoll von 31 Prozent gezahlt werden, 25 Punkte mehr als vorher. Für ein durchschnittliches Motorrad erwartet Harley Mehrkosten von etwa 2200 Dollar (1880 Euro). In einem vollen Geschäftsjahr könnten sich die Mehrkosten auf 80 bis 100 Millionen Dollar summieren. Für das 115 Jahre alte Unternehmen aus Milwaukee im US-Bundesstaat Wisconsin ist die EU ist der zweitgrößte Markt nach den USA. Auch die US-Zölle belasten das Unternehmen, weil sie die Rohstoffkosten erhöhen. So hatte Harley Ende April mitgeteilt, Trumps Zölle auf Metall würden in diesem Jahr die Kosten zwischen 15 und 20 Millionen Dollar nach oben treiben. Seit Beginn des Handelsstreits zwischen den USA und der EU hat Harleys Aktienkurs rund 9 Prozent verloren. Der deutsche Industrieverband BDI rechnet mit einer weiteren Eskalation des Handelsstreits durch die USA. „Trump wird Autozölle erheben und wir werden dabei alle verlieren“, sagte BDI-Präsident Dieter Kempf. Er befürchte „extreme Auswirkungen“. Trump wolle im Handelsstreit mit der EU „das Recht des Stärkeren durchsetzen“ und setze dabei auf bilaterale Handelsabkommen. Er und seine Berater sähen Handel als Kampf an. „Die USA könnten eine Gefährdung unseres Wohlstands sein.“ Trump selbst drohte den EU-Autoherstellern indirekt mit baldigen Strafzöllen auf ihre Exporte in die Vereinigten Staaten. „Wir beenden unsere Untersuchung über Zölle auf Autos aus der EU“, schrieb Trump.

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