Wirtschaft Unruhe bei Opel in Rüsselsheim

Im Entwicklungszentrum von Opel in Rüsselsheim (Foto) sollen bis zu 4000 der 7700 Arbeitsplätze von den Verkaufsplänen betroffen
Im Entwicklungszentrum von Opel in Rüsselsheim (Foto) sollen bis zu 4000 der 7700 Arbeitsplätze von den Verkaufsplänen betroffen sein.

«Rüsselsheim/Paris.» Der verlustreiche Autobauer Opel kommt nicht zur Ruhe: Spekulationen über einen Teilverkauf des Entwicklungszentrums in Rüsselsheim, die gestern hochkochten, alarmieren den Betriebsrat.

Das Gremium plant für heute eine Betriebsversammlung, bei der das Management Rede und Antwort stehen soll. „Ein Ausverkauf der Opel-Entwicklung würde Opel die Zukunft nehmen“, kritisierten die Arbeitnehmervertreter gestern. Opel-Chef Michael Lohscheller betonte in einer Mitteilung: „Unser Engineering ist und bleibt Kern von Opel.“ Alle künftigen Opel-Modelle würden in Rüsselsheim entwickelt. Zudem übernehme Rüsselsheim zahlreiche wichtige Aufgaben für den französischen Mutterkonzern PSA. Das Auftragsvolumen der früheren Opel-Mutter GM werde aber in den kommenden Jahren drastisch abnehmen. Deshalb würden unterschiedliche Optionen geprüft. „Strategische Partnerschaften mit anderen Unternehmen sind dabei Teil dieser Überlegungen“. Noch gebe es keine Entscheidung. „Es ist selbstverständlich, dass unsere Sozialpartner in den Prozess eingebunden werden“, betonte Lohscheller weiter. Einem Medienbericht zufolge denkt PSA darüber nach, sich von einem Teil des Rüsselsheimer Entwicklungszentrums (ITEZ) mit seinen mehr als 7000 Ingenieuren zu trennen. PSA und Opel hätten mehrere Entwicklungsdienstleister sondiert, damit diese Übernahmeangebote vorlegen, berichtete die französische Zeitung „Le Monde“. Sollten die Informationen der französischen Presse stimmen, bedeutete dies, dass PSA und das Opel-Management sich seit Längerem in Verkaufsgesprächen befänden und wissentlich der IG Metall und der Einigungsstelle die Unwahrheit gesagt hätten, kritisierte der Gesamtbetriebsrat. Das Management habe damals konkrete Verkaufsabsichten oder -angebote verneint. Ende Mai hatten sich Unternehmen und Arbeitnehmer nach wochenlangem Ringen auf eine Beschäftigungssicherung bis einschließlich Juli 2023 geeinigt. Gegen Lohnzugeständnisse der verbleibenden Beschäftigten sicherte Opel zu, den Stamm in den deutschen Standorten von bislang rund 19.000 Mitarbeitern nur um 3700 zu vermindern, auf freiwilliger Basis über verschiedene Abfindungs- und Vorruhestandsprogramme. Opel stehe zu der Beschäftigungssicherung und wolle diese möglichst noch diese Woche in einem Tarifvertrag fixieren, sagte dazu Lohscheller. Zugleich betonte der Opel-Chef: „Wir haben mit der IG Metall und dem Gesamtbetriebsrat regelmäßig und bereits seit Dezember 2017 besprochen, dass wir strategische Partnerschaften im Engineering als Option prüfen, um langfristig Beschäftigung im ITEZ zu sichern“. Diese Information sei auch Bestandteil der ebenfalls vom Gesamtbetriebsrat unterschriebenen Vereinbarung aus dem Jahr 2017. Der Kaiserslauterer Opel-Betriebsratsvorsitzende Lothar Sorger sieht zunächst keine direkten Auswirkungen auf den westpfälzischen Standort, sollten Teile der Entwicklung von Opel verkauft werden. Denn im Komponenten- und Motorenwerk in Kaiserslautern mit derzeit rund 2500 Beschäftigten seien keine Entwickler beschäftigt. Mittel- und langfristig könne ein Verkauf sich jedoch negativ auf die Marke Opel und damit auf Verkaufszahlen auswirken. Dann, so Sorger, wäre auch der Produktionsstandort in der Westpfalz betroffen. Opel war im August 2017 von PSA übernommen worden, wozu bereits die Marken Peugeot, Citroën und DS gehörten. PSA-Chef Carlos Tavares hatte in der Vergangenheit angekündigt, Opel als deutsche Marke zu erhalten. Das Entwicklungszentrum sollte dabei eine wichtige Rolle spielen und konzernweit verantwortlich sein unter anderem für eine neue Benzinmotoren-Familie, die Brennstoffzelle und die Sitze. Nach bisherigen Plänen sollen dort rund 1000 Stellen wegfallen. Kommentar

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