Berlin Verband: 250 000 Arbeitsplätze im Handel akut bedroht

Ab Mittwoch müssen weite Teile des Handels schließen. Befürchtet wird deshalb ein Ansturm am Dienstag.
Ab Mittwoch müssen weite Teile des Handels schließen. Befürchtet wird deshalb ein Ansturm am Dienstag.

Der neue Shutdown ist für viele Händler eine Katastrophe. Die Branche fordert eine Alternative, die zumindest einen Teil des Geschäfts sichern könnte. Für den Städtetag stellt sich jetzt um so dringender die Frage, wie die Innenstädte attraktiver gestaltet werden können.

Der Handelsverband Deutschland (HDE) dringt darauf, den Einzelhändlern während der Zeit der verordneten Geschäftsschließung (Shutdown) weiterhin die Übergabe von im Internet bestellter Ware (Click and Collect) in den Läden zu erlauben. „Wir fordern, dass das Click and Collect möglich bleiben muss“, sagte am Montag HDE-Sprecher Stefan Hertel. Das Thema sei bei den Beratungen von Bund und Ländern am Sonntag noch nicht geregelt worden und müsse jetzt von den Ländern in ihren Verordnungen geklärt werden. Auch der E-Commerce-Verband bevh, hatte zuvor erklärt, ein solcher Schritt könnte das Überleben des stationären Handels sichern und die allgemeine Versorgung der Bevölkerung sicherstellen. Nach Angaben von HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth sind von den rund 560.000 Stellen im innenstädtischen Einzelhandel zwischen 150.000 und 250.000 „akut bedroht“.

Starker Ansturm befürchtet

Die letzten Verkaufstage vor dem Shutdown dürften nach Einschätzung des Handelsverbandes Deutschland noch einmal von etlichen Verbrauchern genutzt werden, um letzte Geschenke zu kaufen, prognostizierte der HDE. Mit einem wirklich dramatischen Ansturm rechnet der Verband jedoch nicht. Die meisten Kunden hätten die Schließung kommen sehen und sich so organisiert, dass sie nicht mehr einkaufen gehen müssten.

Auch der Deutsche Städtetag erwartet erhebliche Belastungen für die Innenstädte. Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy sagte, die Probleme beim Einzelhandel in den Innenstädten seien älter als das Virus, sie hätten sich aber in diesem Jahr verschärft. „Deshalb stellt sich umso dringender die Frage, wie die Innenstädte attraktiver gestaltet werden können. Diese Debatte müssen wir im neuen Jahr zwischen allen Akteuren fortsetzen. Vorrang hat jetzt die finanzielle Hilfe für die Betroffenen, die Bund und Länder zugesagt haben. Sie muss schnell kommen.“ Dedy sagte, Bund und Länder hätten die Notbremse gezogen und Punkte verabredet, die hart, aber richtig seien. Der Beschluss sei ein Signal der Entschlossenheit und Geschlossenheit im Kampf gegen das tückische Virus. Doch die Lage sei wirklich ernst. „Ich hoffe, dass die Maßnahmen in den kommenden Wochen Wirkung zeigen werden und nicht erneut verschärft werden müssen.“

Angesichts eines drohenden Kundenansturms im Einzelhandel vor dem zweiten Shutdown ab Mittwoch haben Politiker eine vorübergehende Öffnung der Geschäfte rund um die Uhr gefordert, um eine Schlangenbildung zu verhindern, wozu es aus infektiologischer Sicht keinesfalls kommen dürfe.

Kritik an Corona-Hilfen

Die Bundesregierung hat unterdessen Kritik des Einzelhandels an den staatlichen Corona-Finanzhilfen zurückgewiesen. Ein Sprecher von Finanzminister Olaf Scholz (SPD) sagte am Montag in Berlin, die Hilfen für Unternehmen seien seit Beginn der Krise großzügig und umfassend. Firmen bekämen mit der Verlängerung der Überbrückungshilfe III bis Ende Juni eine klare Unterstützungsperspektive, um Arbeitsplätze zu erhalten und ihren Betrieb fortzuführen. Bei der Überbrückungshilfe III, die ab Januar gilt, soll der Höchstbetrag von 200 000 Euro auf 500 000 Euro aufgestockt werden. Der maximale Zuschuss ist demnach geplant für direkt und indirekt von Schließungen betroffene Unternehmen. Erstattet werden bis zu 90 Prozent betrieblicher Fixkosten wie Mieten und Pachten. Der Einzelhandel sieht sich aber gegenüber etwa der Gastronomie benachteiligt. Die bisher vorgesehenen Gelder reichten bei Weitem nicht aus, um eine Pleitewelle in den Innenstädten zu verhindern, kritisierte der HDE.

Die Beschlüsse von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und den Ministerpräsidenten vom Sonntag sehen eine Schließung des Einzelhandels bis zum 10. Januar vor. Ausnahmen gelten etwa für Lebensmittelmärkte, weitere Güter des täglichen Bedarfs sowie beispielsweise für Apotheken, Post und Banken. Friseure, Kosmetikstudios und ähnliche Betriebe müssen schließen, sofern sie nicht medizinisch notwendige Behandlungen vornehmen.

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