Meinung Vergünstigte Bahncard: Das Schnäppchen gibt’s leider nur online

Der Kundenbindungseffekt ist bei der teureren Bahncard 50 viel stärker als bei der Bahncard 25.
Der Kundenbindungseffekt ist bei der teureren Bahncard 50 viel stärker als bei der Bahncard 25.

Mehr Interesse für die Bahncard 50 zu wecken, ist sinnvoll. Leider ist die neue Aktion aber auch Teil der Zwangsdigitalisierung, die viele Kunden brüskiert.

2003 erlitt die Deutschen Bahn mit dem Versuch, die (damals noch nicht so genannte) Bahncard 50 abzuschaffen, Schiffbruch. Die Rabattkarte wurde von der DB schließlich zähneknirschend als Teil einer neuen Bahncard-Familie wieder eingeführt. Die Bahncard 50, die relativ günstige Reisen auch in stark frequentierten Zügen erlaubt, ist ein Störfaktor in dem System, mit dem die DB über die Ticketpreise die Auslastung ihrer Züge steuert.

Bei bestimmten Kundengruppen ist die Bahncard 50 für die DB aber unverzichtbar, um gegenüber dem flexiblen Auto konkurrenzfähig zu sein. Die Kombination von dichtem Taktverkehr auf wichtigen Strecken und Bahncard 50 ist für zahlreiche Vielfahrer ein entscheidender Trumpf des deutschen Bahnsystems. Wer schon einiges Geld in eine Rabattkarte investiert hat, wird im Zweifelsfall eher mit der klimaschonenden Bahn fahren statt das Auto zu nehmen, als wenn er für jede Fahrt den vollen Preis zahlen muss. Dieser Effekt ist bei der Bahncard 50 viel stärker als bei der Bahncard 25.

Zwangsdigitalisierung ist großes Ärgernis

Dass die DB nun versucht, neue Kunden für die Bahncard 50 zu finden, ist zu begrüßen. Eine Bahncard 50, die nur 122 Euro kostet, kann sich sehr schnell amortisieren, wenn man sich nicht auf einen bestimmten Zug festlegen kann oder will und deshalb ein Flexpreis-Ticket braucht. Leider ist dieses Angebot, weil es nur online erhältlich ist, aber auch Teil der Zwangsdigitalisierung der Bahncard. Für Kunden, die ihre Tickets im Reisezentrum kaufen wollen, ist es nicht zugänglich. Dabei ist es noch eher vertretbar, ein Sonderangebot auf digitale Kanäle zu beschränken als langjährige Stammkunden durch die Zwangsdigitalisierung bestehender Bahncard-Abos zu schikanieren.

Zwar hat die DB hier unter dem Eindruck massiver Kritik einige kleinere Konzessionen gemacht, aber der Ärger bleibt für viele Kunden immer noch groß – vor allem in den Fällen, in denen es kein nahe gelegenes DB-Reisezentrum gibt. Einiges an der Bahncard-Digitalisierung, vor allem das arrogante Ignorieren von Kundenwünschen, erinnert an das Desaster mit dem Preissystem von 2002/2003. Damals lenkte die DB schließlich ein. Derzeit hätten die DB-Manager eigentlich noch viel mehr Grund, ihren Kunden wenigstens den Ärger zu ersparen, der nicht durch Fehler der Vergangenheit verursacht wird, sondern allein durch Vertriebskostendrücken ohne Rücksicht auf Verluste, Datensammelwut und die Sturheit des aktuellen DB-Managements.

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