Kommentar Viertagewoche: Arbeitszeitmodell mit Fragezeichen

Manche Handwerksbetriebe haben mit der Viertagewoche gute Erfahrungen gemacht.
Manche Handwerksbetriebe haben mit der Viertagewoche gute Erfahrungen gemacht.

Mit einer Viertagewoche, auf breiter Basis eingeführt, droht der Mangel an Arbeitskräften noch größer zu werden.

Wirklich überraschen können die Befunde des Pilotprojekts zur Viertagewoche nicht. Aus Sicht der allermeisten Beschäftigten ist es naturgemäß attraktiv, bei gleichem Gehalt weniger zu arbeiten. Und beim unterm Strich positiven Fazit der beteiligten Unternehmen gilt es zu berücksichtigen, dass die Teilnahme an der Studie freiwillig war. Gemeldet haben dürften sich deshalb vor allem Firmen, in denen von vornherein eine gewisse Offenheit gegenüber dem Thema herrschte.

Nicht überall helfen bessere Prozesse und Automatisierung

Das spricht nicht gegen die Viertagewoche – zumal diese, auch das zeigt die Studie, sich offensichtlich positiv auf Gesundheit und Wohlbefinden der Mitarbeiter auswirkt. Aus Unternehmenssicht wiederum kann der Hinweis, dass in diesem Betrieb vier statt fünf Tage pro Woche gearbeitet wird, eine entscheidende Rolle im Wettbewerb um knappe Arbeits- und Fachkräfte spielen. Und zwar auch dann, wenn die wöchentliche Arbeitszeit auf vier statt fünf Tage verteilt wird, die Stundenzahl also gleich bleibt. Einschlägige Beispiele und Erfahrungen belegen das.

Nur: Was für den einzelnen Betrieb sinnvoll und machbar sein mag, wirft aus gesamtwirtschaftlicher Sicht ernsthafte Fragen auf – zumindest dann, wenn die Viertagewoche mit weniger Wochenstunden einhergeht. Denn wenn viele, gar alle kürzer arbeiten, wird der Mangel an Arbeitskräften noch größer werden. In manchen Branchen mag sich durch Optimierung von Abläufen oder Automatisierung gegensteuern lassen. Aber überall dort, wo es um die Arbeit mit Menschen als Patienten, Klienten, Kunden geht – in Kliniken, Kitas und Pflegeheimen ebenso wie in vielen Verwaltungen oder der Gastronomie – helfen solche Ausgleichsmaßnahmen nicht oder kaum weiter.

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