Autokonzern VW: Banger Blick auch nach China

Die Autostadt in Wolfsburg.
Die Autostadt in Wolfsburg.

Erst Corona und Chipmangel, jetzt der Schock des Ukraine-Krieges und die Frage der künftigen Rolle Chinas: Beim größten deutschen Konzern jagt eine Ausnahmesituation die nächste. Auch 2022 muss VW Rohstoffe, Lieferketten, Preise und Investitionen weltweit aufwendig absichern.

Nach dem Corona-Durchhänger 2020 fing der Autoriese einige Erschütterungen des Jahres 2021 noch ab – und das, obwohl die beinahe schon chronischen Versorgungsprobleme bei Mikrochips Belegschaft, Produktion und Verkäufe empfindlich trafen. Am Ende steht dennoch ein fetter Gewinn von über 15 Milliarden Euro. Aber zum Feiern ist in Wolfsburg bei der Bilanzvorlage keinem zumute.

Im Gegenteil. Der Krieg ist nach Europa zurückgekehrt, es drohen unabsehbare Folgen für die Energiekosten, vielleicht auch für Mobilität und Fahrzeugpreise. Und am Horizont taucht die bange Frage auf: Was könnte geschehen, falls sich das politische Klima eines Tages auch gegenüber dem allerwichtigsten Automarkt - China - wandeln sollte?

Der Vorteil

„Unter normalen Umständen hätten wir jeden Grund, optimistisch auf 2022 zu schauen“, heißt es bei VW. Angesprochen auf eine mögliche Invasion Taiwans durch die Volksrepublik - sozusagen nach dem Muster des russischen Angriffs - meint Vorstandschef Herbert Diess: „Wir glauben, dass China ein bedeutender Markt für die Autowelt bleiben wird. Es ist ein Vorteil für uns, dort stark vertreten zu sein.“ Und das Reich der Mitte habe seinerseits wohl ein großes Interesse daran, fest in den Welthandel integriert zu bleiben.

Vorerst hat VW bereits mit dem Krisenmanagement in Sachen Ukraine alle Hände voll zu tun. Gekappte Zulieferungen aus den westlichen Landesteilen, die nun zunehmend ebenfalls unter Beschuss geraten, bremsten die sächsischen Werke aus. Zumindest in Wolfsburg und Hannover gehen die Ausfälle weiter. Zudem erwartet VW „einen enormen Anstieg der Rohstoffpreise, wenn der Krieg weitergeht“, sagte Diess. Drohende Enteignungen von Betriebskapital westlicher Firmen seien ein schwer einzuschätzendes Thema, ergänzt der VW-Chef.

Produktion eingestellt

Seine russische Eigenproduktion und die Exporte hat VW eingestellt, so wie andere deutsche Hersteller. Ersatzteile erhalten Kunden im Land weiter. „Wir unterstützen auch unsere Kabelbaum-Lieferanten in der Ukraine, die - soweit es geht - ihren Betrieb aufrecht erhalten“, erklärt Diess. Eine Extra-Kapazität der neuen Engpassteile soll für Europa aber aufgebaut, die Autoproduktion notfalls in andere Regionen wie China oder die USA verlagert werden. Menschen in der Ukraine bekommen auch von Volkswagen Geld- und Sachspenden sowie Transporthilfen.

Volkswagen wird nach Schweden, Deutschland und voraussichtlich Spanien seine vierte europäische Fabrik zur Produktion von Batteriezellen möglicherweise in Osteuropa ansiedeln. Ein entsprechendes Sichtungsverfahren laufe jetzt, sagte Konzernchef Herbert Diess .

Und die Töchter?

Die VW-Tochter Audi befindet sich nach dem Einbruch im Coronajahr 2020 wieder auf deutlichem Weg der Besserung. 2021 erzielte der Ingolstädter Premiumautobauer einen operativen Gewinn in Höhe von 5,55 Milliarden Euro und damit gut doppelt so viel wie ein Jahr zuvor. Der Umsatz bei Audi kletterte um rund 6 Prozent auf 53,1 Milliarden Euro.

Auch die Konzernrtochter Porsche hat 2021 deutlich mehr verdient. Mit dem Automobilbau – ohne Finanzdienstleistungen – machte Porsche 5 Milliarden Euro Gewinn vor Zinsen, Steuern und Sondereinflüssen, knapp ein Viertel mehr als im Jahr zuvor. Porsche hatte mit rund 302 000 Autos knapp 11 Prozent mehr ausgeliefert und den Umsatz um 16,1 Prozent auf 30,3 Milliarden Euro gesteigert.

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