Wissen Hurrikans: Zerstörungskraft steigt

 Manasota Key, USA: Ein Haus, das von seinem Fundament gefegt wurde, nach dem Durchzug von Hurrikan „Milton“.
Manasota Key, USA: Ein Haus, das von seinem Fundament gefegt wurde, nach dem Durchzug von Hurrikan »Milton«.

Starke Hurrikans sind in den USA häufiger geworden. Zuletzt gab es zwei innerhalb von nur 14 Tagen. Ihre Auswirkungen können bis Deutschland zu spüren sein.

Was genau hat das Klima mit Hurrikans zu tun?
Durch den Klimawandel steigen nicht nur die Lufttemperaturen, sondern auch die des Wassers in den Ozeanen. Als sich Hurrikan „Helene“ bildete, lagen sie im Golf von Mexiko etwa zwei Grad Celsius höher als vor Beginn der Industrialisierung. Durch die Wärme bekommen die Wirbelstürme mehr Energie und werden gefährlicher.

Das Ergebnis: Es gibt nicht zwingend mehr Hurrikans – aber stärkere. „Eine zwei Grad höhere Wassertemperatur führt bei einem Hurrikan zu einer Windgeschwindigkeit, die um 80 Kilometer pro Stunde höher liegt“, sagte ARD-Meteorologe Karsten Schwanke. Forschende haben schon vorgeschlagen, die Hurrikan-Skala zu erweitern, weil es mittlerweile Stürme gibt, die weit über den Windgeschwindigkeiten anderer Stärke-5-Stürme liegen, also der bisher höchsten Kategorie. Sie erreichen mehr als 300 Kilometer pro Stunde.

Gibt es noch weitere Effekte durch den Klimawandel?
Wärmere Luft kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen. Das bedeutet, dass Hurrikans heute oft mehr Regen und somit Überschwemmungen bringen als früher; damit erhöht sich ihre Zerstörungskraft noch einmal. Die Wissenschaftler-Initiative World Weather Attribution hat errechnet, dass „Helene“ zehn Prozent mehr Niederschlag brachte, als wenn sich der Sturm ohne Klimawandel geformt hätte. Die höhere Feuchtigkeit hat noch einen weiteren Effekt: Einer Studie zufolge schwächen sich die Hurrikans dadurch über Land deutlich langsamer ab als früher.

Hängt das schnelle Aufeinanderfolgen von „Helene“ und „Milton“ mit dem Klima zusammen?
„Das ist Zufall“, sagt der Klimaforscher Mojib Latif vom Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel. Einzelne Wetterphänomene wie Hurrikans könne man nie genau vorhersagen. Aber die Wahrscheinlichkeit für solche Stürme sei generell höher geworden: „Die heftigen Hurrikans ab Kategorie 2 haben deutlich zugenommen“, so Latif.

Warum wird Deutschland nicht von Hurrikans getroffen?
Weil es sich dabei um tropische Wirbelstürme handelt. Sie brauchen warmes Ozeanwasser, nach Angaben des Deutschen Wetterdiensts (DWD) 26 Grad Celsius bis zu einer Tiefe von rund 50 Metern. Der Atlantik vor Europa ist schlicht zu kühl für die Entstehung. Allerdings können die Ausläufer der Wirbelstürme schon bis nach Europa ziehen – so wie gerade „Kirk“, der als Herbsttief in Deutschland ankam und Starkregen gebracht hat. Solche Starkregen-Ereignisse würden in Europa häufiger, wenn sich der Nordatlantik erwärmt, betonte der Chef der Klimabeobachtung bei der Weltwetterorganisation (WMO), Omar Baddou, schon 2023.

Wo überall auf der Welt entstehen Hurrikans?
Im Atlantik sowie im Nordost-Pazifik. Allerdings bilden sich solche tropischen Wirbelstürme, die mindestens Orkanstärke erreichen, auch anderswo. Dort heißen sie nur anders: Taifun im Nordwest-Pazifik sowie Zyklon in Indischen Ozean und Südwest-Pazifik.

Nach Angaben der US-Weltraumbehörde Nasa gab es die meisten Wirbelstürme seit 1985 im Pazifik – dort sind die warmen Wasserflächen am größten. Direkt am Äquator gibt es jedoch keine Wirbelstürme, weil auch die Erdrotation bei ihrer Bildung eine Rolle spielt. Laut dem DWD kann sich ein Wirbelsturm erst ab einem Abstand von fünf bis acht Grad vom Äquator bilden – dann fangen die Gewitterwolken an, sich zu drehen.

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