Studien, die die Welt erschüttern Wie man unsichtbare Gämsen zählt

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Unsichtbare Gämsen zählbar machen“. Mit dieser physikalisch anspruchsvollen Überschrift feiert sich die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft selber für ihre Verdienste. Die sind: Man hat die Gämsen in den Bayerischen Alpen erfasst. Das war offenbar nicht so leicht: „Denn Wildtiere sind heimlich und lassen sich nur schwer zählen. Dies gilt für die meisten Wildarten, auch für die Gams.“ Da schau her.

Im Rahmen des Forschungsprojektes „Integrales Schalenwildmanagement im Bergwald“ haben die staatlichen Forscher in den Landkreisen Bad Tölz-Wolfratshausen, Garmisch-Partenkirchen-Traunstein und Rosenheim auf 125 Quadratkilometer die Kackahaufen der Gams gesammelt und dann die DNA ausgewertet. Dadurch wurden 800 Gämsen eindeutig identifiziert.

Dann hat man – weil nie jeder Haufen gefunden wird – „die verorteten Fundpunkte der Kotproben, die Laufpfade der suchenden Personen und die Struktur des Lebensraums miteinander verschnitten“. Noch ein bisserl „ausgeklügelte“ Statistik drüber und heraus kamen: 1350 Gämsen, die im Spätherbst 2018 geschätzt auf den untersuchten Flächen am Grünzeug herumzupften.

Der Jagdverband betritt die Lichtung

Jetzt aber betritt der Jagdverband die Lichtung. Norwegische Forscher, höhnten die hochsitzerprobten Gamsbartträger, seien da mit ihren Schätzungen zitiert worden. Von einer Täuschung der bayerischen Staatsregierung ist gar die Rede. Das Problem: Rechnet man die 1350 Gämsen hoch, dann gibt es nicht mehr als 14.000 von ihnen in den bayerischen Alpen. Dann aber dürften die Lodenjünger nicht mehr auf die Viecher anlegen, weil der Bestand gefährdet wäre. Was im Widerspruch steht zu dem, was Jahr für Jahr gemetzelt wird in den Bergen.

Eine derartige Wildschütz-Mentalität ließ wiederum die Landesanstalt schäumen und in einer Presseerklärung zurückschießen: Man sei eine seriöse Forschungseinrichtung und habe deshalb keine Hochrechnung vorgenommen. Und norwegische Wissenschaftler hätten schon gleich gar nie nicht die Zahl der Gämsen geschätzt, sondern anerkannte wissenschaftliche Methoden. Die zu dem Vorfall befragten Gämsen nehmen es gelassen: Man knödle einfach weiter in die Landschaft, heißt es vom Alpinen Schalenwildverband (ASV).

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