Rheinpfalz UN-Lob für kleine Naturforscher

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Thallichtenberg. Seit 28 Jahren leitet die Biologin, Erziehungswissenschaftlerin und Museumspädagogin Ute Wolf die Forschungswerkstatt für „Menschen ab fünf“ des Naturkundemuseums der Pfalz/Pollichia-Museum auf Burg Lichtenberg (Kreis Kusel). Heute erhält die 64-Jährige dafür höchste Anerkennung: Das museums- und bildungspädagogische Projekt wird als offizieller Beitrag der UN-Dekade Biologische Vielfalt gewürdigt.

Sie hat das Projekt entwickelt, verfeinert, vergrößert – und will im Ruhestand ab dem kommenden Jahr eine Dokumentation darüber schreiben. Doch wenn Ute Wolf heute in der Feierstunde auf Burg Lichtenberg gefragt wird, was die Forschungswerkstatt ausmacht, dann wird sie wieder sagen: „Man kann die Forschungswerkstatt nicht beschreiben, man muss sie erleben.“ Gestern taten das 16 Mädchen und Jungen. Mit riesiger Neugier nahmen sie die biologische Vielfalt einer Wiese vor den Mauern der Burg Lichtenberg unter die Lupe. In der Außenstelle des Museums auf der Burg hat die Erfolgsgeschichte der Forschungswerkstatt nicht nur begonnen. Die Anlage ist das Zentrum geblieben, in dem in jeden Ferien Wissenschaft und Bildung Hand in Hand gehen. So auch gestern. In der Zehntscheune stehen ein Expeditionsbüro („Von dem geht man hinaus und sammelt“, erklärt Wolf), ein gut ausgerüstetes Forschungslabor und die Museumsmalwerkstatt. Dort verarbeitet der Nachwuchs seine Eindrücke kreativ. Rund 1000 Menschen ab fünf erreicht das 1989 ins Leben gerufene Projekt jedes Jahr, über 100 sind es allein in diesen Osterferien. In allen Schulferien läuft die Werkstatt entweder tageweise oder als mehrtägiges Intensivprogramm. Von 10 bis 15 Uhr wird gesucht, gezeigt, entdeckt, untersucht und dokumentiert; „nah am Ohr der aktuellen Wissenschaft“ angeleitet von Experten. Dazwischen laufen Sonderveranstaltungen für Schulklassen und Kitagruppen sowie Fortbildungen. In 28 Jahren ist das Projekt gewachsen: Das Bad Dürkheimer Haupthaus bietet inzwischen offene Familienwerkstätten an, das pfalzweite Artenfinderportal enthält Meldungen aus der Forschungswerkstatt, ein mobiles Programm zum Einsatz in Schulen wurde entwickelt. Das Ende ist nicht erreicht. „Forschungswerkstatt für Frauen, Senioren, Väter mit Söhnen – das Potenzial ist groß. Wir konnten es aber noch nicht total ausschöpfen, weil die Räumlichkeiten begrenzt sind.“ Die Forschungswerkstatt „dauerhaft räumlich zu verankern“ sei immer noch ihr Traumziel, sagt Wolf. „Das habe ich nicht geschafft, weder auf der Burg, noch in Bad Dürkheim noch anderswo.“ Angefangen hat das Projekt als Gegenentwurf zur verschulten Herangehensweise an die Naturwissenschaften in einer Zeit, als die Diskussion um die wachsende Umweltzerstörung begann. „Erst stirbt der Baum, dann das Kind“, zitiert Wolf einen Slogan jener Tage. Lächelnd erinnert sie sich an den erleichterten Satz eines Kindes: „Ich bin froh, dass die Bäume noch leben.“ Heute melden oft Ehemalige ihre Kinder für die Forschungswerkstatt an. Dieser Nachhall rührt die Mutter des Projekts. „Ich glaube, ich habe einen guten Samen gelegt. “

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