Kreis Bad Duerkheim Kur gegen Langeweile

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Erst kurz vor dem quergestellten Rotkreuzwagen gibt der Mazdafahrer auf. Sein „Navi“ hat den Mann aus dem Kreis Goslar gestern Nachmittag mitten ins Fest der 100 Weine in Kallstadt geführt. „Ich komme von der Autobahn und habe mich etwas verfahren“, gesteht er irritiert den Mitarbeitern der Security. Für diese eine kurze Abwechslung an einem ruhigen Nachmittag.

Schon mittags ist der Platz der 100 Weine gut besucht. Bei den Winzern in den Höfen und an den Ausschankstellen sowie bei der Winzergenossenschaft herrscht Hochbetrieb. Das Fest ist für sie eine Art Schaufenster: 100 Weiß- und Rotweine vom QbA bis zur Auslese lassen sich hier probieren. Aus einer Wurfpfeilbude vom kleinen Vergnügungspark heraus beobachtet Standbetreiberin Rosemarie Loritz das Geschehen: „Kaum ist die Sonne weg, wird es sofort spürbar kalt. Dann zieht es die Leute zum Einkehren.“ Im „Schorlehimmel“ in der Neugasse weiß man mit wohlklingenden Namen zu locken. „Satansbraten“ ist Spießbraten mit Fladenbrot, es gibt „Woi Pirinha“ und Riesling, der „noch kühler als das Wetter draußen“ ist. Gebannt richten sich die Augen um 13 Uhr auf den Brunnen neben der Kirche. Mit gelber Schürze geschützt, ist Wirtschaftschemie-Student Paul Kicherer der erste, der das Holzfass mit „Bordeaux aus Frankreich“ ansticht. Kicherer benötigt nur wenige kurze Hammerschläge – dann die Überraschung: Der Rotwein ist pures Wasser. „Es geht uns sportlich darum, bei wem am wenigsten Wasser heraussprudelt“, erklärt Sarah Bühler von der Landjugend „Brulljesmacher“. „Wir füllen sofort aus dem Brunnen nach.“ Auf dem Platz sorgen parallel „The Wonderfrolleins“ mit Musik der 50er- und 60er-Jahre für Stimmung: „Ich will keine Schokolade, ich will lieber einen Mann“, singt ausdrucksstark Andrea Paredes Montes. Ein Ehepaar aus Maxdorf zieht Kirschkuchen vor. „Wir sind jedes Jahr hier, weil es gemütlich ist ...“ Andere sind da, weil sie sich für Technik begeistern. Und für die Feuerwehr sowieso. Die stellt ihr neues MAN-Löschfahrzeug vor. Das wollte sie ursprünglich erst am Tag der offenen Tür am 20. August tun. Aber „es war schon im Einsatz bei einem brennenden Lkw“, erklärt Wehrführer Günter Heinz. Sechs Mann Besatzung, 1000 Liter Löschwasser an Bord, Lichtmast, Pressluftflaschen für Atemschutz, das sind die Eckpunkte des neuen Einsatzwagens. 160.000 Euro hat er gekostet, dazu die feuerwehrtechnische Ausstattung. „Es ist eine Investition für die nächsten 20 Jahre“, betont Heinz. Er hofft, dass es Eindruck auf mögliche neue Mitglieder macht. Weitere Höhepunkte am Wochenende: die Livekonzerte. Die Rock-Doktoren „Dirty Docs“ bieten beste Behandlung gegen Langeweile und Party-Entzug. Der neue Sänger Stephan Karkovskis begeistert Jung und Alt auf dem Festplatz. Jens Huthoff und Band spielten auch auf, DJ Achim legte auf. Das Fest der 100 Weine endet heute musikalisch mit einer Oldie-Show aus Top-Hits der 60er- und 70er-Jahre von der Band „Good Times“.

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