Ludwigshafen Christoph Heller zum "Metropol"-Projekt: „Die Pattsituation ist vorbei“

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Meinung am Montag: Ortsvorsteher Christoph Heller (CDU, 53) ist davon überzeugt, dass auf dem Berliner Platz etwas gebaut wird.

Herr Heller, würden Sie mit uns wetten, dass sich in Sachen „Metropol“-Hochhaus in diesem Jahr etwas tut?

Ich habe mit dem Projektentwickler gesprochen. Nach allem, was ich weiß, ist der alte auch wieder der neue Besitzer. Das heißt: Günther Tetzner hat den Verkauf an eine irische Investmentfirma wieder rückgängig gemacht? Ja, das wurde mir so gesagt. Ist die Rückabwicklung erfolgt, weil die neuen Investoren nicht den Kaufpreis bezahlt haben? Ich habe gehört, dass hinter den Investoren Kapitalgeber aus der deutschen Hochfinanz standen, die sich wieder zurückgezogen haben. Sind die Investoren seriöse Leute? Ich habe diese Menschen kennengelernt, die haben einen sehr guten Eindruck gemacht. Da schien genügend Geld im Hintergrund vorhanden gewesen zu sein. Aber nach dem Rückzieher des größten Kapitalgebers hat wohl das Geschäft nicht mehr stattfinden können. Die Investoren sollen dann gegenüber dem Alteigentümer geltend gemacht haben, dass sie nicht gewusst hätten, dass das „Metropol“-Projekt noch gar nicht so weit gediehen ist. Dabei waren sie hier in Ludwigshafen und haben die Baustelle mit eigenen Augen gesehen. Und in der Zeitung stand doch auch alles drin. Und jetzt? Tetzner steht hinter dem Projekt. Er hat garantiert ein Interesse daran, dass es weitergeht. Das Schlimmste war die Pattsituation zwischen ihm und den neuen Investoren – und das ist jetzt vorbei. Also wird auch was auf der Baustelle passieren? Ja, davon gehe ich aus. Und wird das „Metropol“-Hochhaus in der geplanten Form gebaut? Ich sage immer noch: Die Form steht erst fest, wenn die Pläne dem Stadtrat vorgelegt werden. Aber warum soll es nicht so werden? Glauben Sie Tetzner noch? Tetzner hat von vorneherein mit offenen Karten gespielt und gesagt, dass er bauen, aber das Projekt nicht behalten will. Aber der Zeitpunkt des Verkaufs ist doch recht ungewöhnlich gewesen – normalerweise macht man das, wenn man mindestens die Hälfte der geplanten Immobilie vermietet hat. Das ist ein anderes Thema. Gibt es vielleicht nicht genügend Nachfrage von Mietern? Gute Frage. Wir diskutieren schon länger über den Bedarf in Ludwigshafen. Hier sind Leerstände bei Büroflächen wesentlich niedriger als in Mannheim. Und auch bei Wohnungen gibt es eine hohe Nachfrage. Aber ich werde nicht versuchen, einem Investor vorzurechnen, womit er einen guten Verdienst macht und ab welchen Vermietungsgrad er sein Projekt weiterverkauft. Und wie geht’s jetzt weiter auf dem Berliner Platz? Das kann ich nicht sagen. Ich glaube aber an den Standort. Wenn ich Geld hätte, würde ich dort investieren. Wirklich? Wenn ich das nötige Kleingeld hätte (lacht). Im Ernst: Es gibt doch keinen interessanteren Standort in Ludwigshafen. Es gibt nirgends eine höhere Frequenz. Über den Berliner Platz laufen täglich 40.000 Menschen. Die Anbindung an den Nahverkehr ist optimal. Aber die gibt es schon länger und das Faktor-Haus war auch nicht vollvermietet – trotz dieser Lage. Da ist auch eine Frage der Preise, die man von seinen Mietern verlangt. Aber das muss jeder Investor für sich entscheiden. Das „Metropol“-Projekt soll laut Tetzner 70 Millionen Euro kosten. Da müssen doch auch die Mieten entsprechend sein, damit die Rendite für den Eigentümer stimmt, oder? Was ist eine ordentliche Miete? Ich habe keinen Zweifel, dass an dieser Stelle etwas gebaut wird und dass der Bedarf vorhanden ist. Was sollte Ihrer Meinung nach gebaut werden – Wohnungen oder Gewerbeflächen? Von der ursprünglichen Idee einen Lebensmittelmarkt ins Untergeschoss zu bauen, halte ich nichts. Aber im Erdgeschoss sollte es Gewerbeflächen geben. Tetzners Ansatz finde ich genial, kein Einkaufszentrum zu bauen, sondern einzelne Läden, die man nur von außen begehen kann. Und darüber dann Wohnungen, Büros oder Praxen zu bauen – damit hätte ich überhaupt kein Problem. Hotelzimmer hingegen, die auch schon im Gespräch waren, davon halte ich nichts. Apropos Hotels. In der Innenstadt wird es bald drei neue Hotels geben. Wird da zuviel gebaut? Die Stadt hat da keinen Einfluss darauf. Ich habe schon tief Luft geholt, als ich von dem geplanten 270-Zimmer-Hotel in der Ludwigstraße gehört habe. Da schlägt mein Herz auch für die alteingesessenen Hoteliers. Andererseits werden in Mannheim auch viele Hotels gebaut. Ob sich das alles verträgt, kann ich nicht sagen. Das ist nicht meine Branche. So ein familiengeführtes Haus wie das Europa-Hotel muss weiterleben können. Ich hoffe, dass wir Hotelgäste über den Rhein locken können. Und es könnte den Pfalzbau als Kongressort stärken. Noch ein Neubauprojekt in der Innenstadt ist das geplante Polizeipräsidium auf einer 4200 Quadratmeter großen Wiese an der Heinigstraße am Südwestknoten. Was halten Sie von diesem Standort? Für mich ist das mit Abstand nur die zweitbeste Wahl. Warum? Das Grundstück ist zu klein. Eine zweistöckige Tiefgarage könnte Probleme mit Druckwasser bekommen. Und wo sollen die 600 Mitarbeiter parken? Müssen nicht Parkplätze ausgewiesen werden? Nein, das ist nicht so. Es gibt wegen der Parkplatzfrage viele Leute, die Bedenken haben. Bei mir haben sich schon zahlreiche Anwohner gemeldet. Aber die kneifen den Falschen ins Horn. Wenn ich mir es wünschen könnte, dann sollte das Präsidium aufs Halberg-Gelände – auch wenn das komplizierter und langwieriger wäre. Dort wäre ausreichend Platz. Und wir hätten eine Industriebrache verhindert. Aber ist die Standortfrage vom Land nicht schon entschieden worden? Es würde mich mehr als erstaunen, wenn sich etwas ändern würde. Und wenn Sie die texanischen Halberg-Eigentümer zum Barbecue einladen würden, um noch mal was zu drehen? Das habe ich ernsthaft versucht. Aber die wollten nicht. Was passiert künftig mit dem alten Präsidium im Stadtteil Süd? Ich bin dafür, dass die Stadt das Gelände übernimmt, um dort noch Stadtentwicklung in der südlichen Innenstadt voranzubringen. Dort könnte eine neue Grundschule, eine Kita und Wohnungen entstehen. Zurück zum „Metropol“: Hätte die Stadt nicht auch die Tortenschachtel kaufen sollen, um die Entwicklung zu beeinflussen? Die Finanzaufsicht hätte das nie gestattet, die hätten nur gelacht. Wir haben 1,4 Milliarden Euro Schulden. Ich habe viele tolle Vorschläge gehört, was man an der Stelle machen könnte. Aber niemand hat gesagt, wie er es bezahlt. Und auch die GAG wäre überfordert gewesen. Der Kaufpreis war noch das Geringste, auch wenn die Gerüchte über eine Million Euro nicht stimmen. Das war mehr. Aber nach dem Kauf kommen die Entwicklungskosten und die sind sehr hoch. Wir sind da auf Privatinvestoren angewiesen. Wann wird sich auf der Baustelle wieder etwas tun? Ich werde keine Prognose abgeben, damit habe ich mir schon mal die Finger verbrannt. Aber ich bin mir sicher, dass sich etwas tun wird. Tetzner hat jetzt wieder die Hoheit über das Projekt und es wird weitergehen. Aber er wird Vertrauen zurückgewinnen müssen. Wir sind jetzt da, wo wir vor dem gescheiterten Verkauf standen. 

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