Speyer Früher war mehr Farbe

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Ein Dauergrinsen und große Augen hatten etliche Besucher, als am Samstagmorgen ein Bus nach dem anderen auf dem Parkplatz einfuhr. Oldtimer-Experte Johannes Hübner informierte per Mikrofon darüber, welches Fahrzeug gerade vom Auto- und Technik-Museum Sinsheim kommend auf das Gelände vor dem Wilhelmsbau in Speyer-Süd rollte. Der älteste Omnibus war ein Fabrikat des Schweizer Herstellers FBW (Franz Brozincevic & Cie.), Baujahr 1925, in Kanarienvogelgelb. „Sein Fahrer ist gar nicht zum Mittagessen gekommen, so viele interessieren sich für seinen Bus“, stellte Hübner am Nachmittag fest. Manche Gäste, die für die Busbesichtigung auf dem Parkplatz übrigens nichts zahlen mussten, interessierten sich besonders für die Technik, etwa die Motorbremse des FBW von 1925 oder auch für die Finessen modernerer Fahrzeuge. Zu Gast war auch der Bus, der nach einem Umbau seit einigen Jahren als größtes Wohnmobil weltweit im „Guinness-Buch der Rekorde“ steht. Er ist 18 Meter lang, vier Meter hoch und 2,50 Meter breit. Den Koloss der Marke Neoplan bewunderten augenscheinlich alle, auch die Ästhetik-Fans. Die bekamen angesichts der Vielfalt an Formen und Farben auch sonst einiges geboten. Viele der Fahrzeuge aus acht Jahrzehnten sind von Herstellern, die es längst nicht mehr gibt. Busse der Marke Neoplan etwa wurden von der Firma Auwärter gebaut, deren letzter Chef, Konrad Auwärter, am Samstag als Mit-Organisator des alle drei Jahre stattfindenden Treffens in den beiden Technik-Museen auch nach Speyer gekommen war. „Neun haben wir gebaut, und sie gibt es alle noch“, teilte Auwärter per Mikrofon zum berühmten Neoplan-Doppeldecker-Gelenkbus mit – dem größten seiner Art. Während Mercedes-Benz (heute Daimler) zu den wenigen Herstellern mit Bussen bei dem Speyerer Treffen gehört, die noch existieren, zählen die Schweizer Fahrzeugbauer FBW und Saurer, die sich 1982 zusammengeschlossen hatten, zu den zahlreichen untergegangenen Unternehmen der Branche. „Sie haben eigene Motoren gebaut. Das ging nicht gut“, erklärte Fachmann Hübner im RHEINPFALZ-Gespräch. Die Qualität der Aggregate sei zwar ordentlich, die Kosten für die Firmen seien aber viel zu hoch gewesen, um am Markt Erfolg zu haben. „Fast 70 Personen nutzten die Gelegenheit, von Sinsheim bis Speyer in den Bussen mitzufahren“, zeigte sich Holger Baschleben, als Mitarbeiter des Auto- und Technik-Museums einer der Mit-Organisatoren des Treffens, zufrieden. Die Museen in Speyer und Sinsheim gehören zusammen, kooperieren eng. Am späten Samstagnachmittag ging es zurück ins Badische für die Raritäten auf Rädern.

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