Speyer Im Team ist Schälen keine Mühe

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Am gestrigen Sonntag hat in Dudenhofen die Spargelsaison begonnen – zumindest für die Arbeitsgemeinschaft des Ortskartells und die Vereine, die ab jetzt und bis zum Spargelfest am 11. Juni jeden Sonntag in der Festhalle leckeres Essen aus dem Edelgemüse zubereiten. Den Auftakt machte die Kolpingsfamilie, und einen Tag zuvor wurde emsig geschält.

Die Arbeitsgemeinschaft Spargelessen im Ortskartell Dudenhofen, das sind neben dem Ruandakreis (Kolpingsfamilie) der Kirchenchor St. Cäcilia, der Pfälzerwald-Verein und der MGV Cäcilia sowie Turnverein, Katholische Frauengemeinschaft und der Freundeskreis Spargelschälen Dudenhofen. Jeder Verein benötigt für seinen Sonntagsdienst beim Spargelessen mindestens 30 Helfer, um die erwarteten 300 bis 400 Gäste bewirten zu können. Die Besucherzahl errechnet Emil Münzer Pi mal Daumen aus der Anzahl der Plätze in der Festhalle: „180 Stühle, macht bei zwei Durchgängen zwischen 11 und 14 Uhr etwa 360.“ Abgewiesen werde niemand, sagt er, notfalls würden zusätzlich noch Bierzeltgarnituren aufgestellt. Reservierungen werden nicht entgegengenommen. Außerdem: Mal auf einen freien Platz warten zu müssen, lohne der Asparagus allemal. Emil Münzer ist zuständig für die Werbung, die es eigentlich kaum braucht, und für den Einkauf. „Was an Spargel hier auf den Tisch kommt, ist auf den Dudenhofener Sandäckern gewachsen“, versichert er. Gekocht wird er von Cäcilia Münzer und Gaby Zürker, als Stangen, Salat, Omelett. Eine Portion Bleichspargel wiegt 500 Gramm und wird mit Schweineschnitzel, gekochtem Schinken, Weißbrot „zu moderaten Preisen“, wie Münzer betont, ausgeteilt. Dazu wird Pfälzer Riesling ausgeschenkt. Doch selbst in Dudenhofen kommt vor dem Genuss die Mühe des Schälens. Die nehmen der Geflügelzuchtverein und der 2016 gegründete Freundeskreis auf sich. Für die 200 Kilogramm Spargel, die Sonntag für Sonntag gebraucht werden, benötigten die 20 Frauen („Immer die gleichen“, sagt Münzer) am Samstagmittag gerade mal eineinhalb Stunden. Vier Männer waren vorgestern aktiv und betätigten sich als Zuträger oder schnippelten die „entholzten“ Stangen für den Spargelsalat und die Suppe. Zu ihnen gehörte Eugen Zürker, der bis zum Ruhestand Spargel im Nebenerwerb angebaut hat. Emil Münzer erinnert sich: „Das erste Spargelessen in der Art fand 1974 statt, dann wurden es zwei, drei und kontinuierlich mehr.“ Nach der Saison wird abgerechnet und der Erlös aus allen Spargelessen auf die neun beteiligten Vereine verteilt. Alle Helfer, auch die Schälerinnen, arbeiteten ehrenamtlich. Der Freundeskreis um seine Vorsitzende Lilli Birkle spendet am Dienstag den Gewinn aus dem letzten Jahr: Je 500 Euro für die Kindertagesstätten Kunigunde, Naseweis, Sandhase und 300 Euro für die neue Orgel in St. Gangolf. Elke Hain macht beim samstäglichen Schälen mit, weil es ihr schlicht Spaß macht und sie die Vereine unterstützen möchte. Die von ihr in eineinhalb Stunden geschaffte Menge schätzt sie auf zehn Kilogramm. Zum Essen kommt sie allerdings nicht in die Festhalle. Spargel bereitet sie lieber daheim zu (traditionell mit Sauce Hollandaise oder als Salat), als ihn im Restaurant zu bestellen. Brunhilde Wilhelm hilft für den Geflügelzuchtverein und die katholische Frauengemeinschaft und ist bei deren Termin auch vor dem Tresen im Einsatz. Renate Wirthwein, 87 Jahre alt, ist „seit einer Ewigkeit in der Runde“, wie sie sagt. Weil sie Zeit hat und es gerne macht. Und wegen der netten Gesellschaft. „Man erfährt, was im Dorf passiert, wer heiratet, wer gestorben ist oder geboren wurde.“ Schon ihre Eltern hätten Spargel angepflanzt und sich damit ein Zubrot verdient, erzählt die Seniorin. „Damals nannte man es den Sparstrumpf der kleinen Leute.“ Bis 1970 stachen sie und ihr Mann Josef pro Tag zwei Körbe voll, ungefähr 15 Pfund. Justine Malmer ist 84 und „von Anfang an dabei“. Damals waren sie sieben, acht Frauen. Ihr Platz war immer in der Küche, seit dem vergangenen Jahr schält sie. Wird sie dabei nicht müde? „Ich bin das ein Leben lang gewohnt“, antwortet Justine Malmer. Außerdem vergehe die Zeit in der Gemeinschaft wie im Fluge. Wie so viele in Dudenhofen hatte auch ihre Familie einen Spargelacker. Satt hat sie sich an dem Gemüse noch lange nicht gegessen: „Ich koche ihn mir in der Woche zwei-, dreimal.“

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