Pfalz Warum Kerosin nicht über Großstädten abgelassen wird

Wenn Flugzeuge zu schwer für eine Notlandung sind, kann es sein, dass sie Kerosin ablassen müssen.
Wenn Flugzeuge zu schwer für eine Notlandung sind, kann es sein, dass sie Kerosin ablassen müssen.

Die Pfalz ist die Region in Deutschland, über der verhältnismäßig am häufigsten Kerosin abgelassen wird. Es gibt allerdings Gründe dafür, warum das meist über dünn besiedelten Gebieten geschieht.

Immer wieder kommt es vor, dass Flugzeuge über der Pfalz und angrenzenden Regionen Treibstoff ablassen. Laut Daten des Luftfahrtbundesamts, das alle Kerosinablässe im deutschen Luftraum dokumentiert, findet knapp ein Viertel und damit ein überproportional großer Anteil der Ablässe, im Fachjargon „Fuel Dump“ genannt, über der Pfalz statt. Diese werden bei großen Maschinen notwendig, wenn im Notfall – meist kurz nach dem Start – das Gewicht des Flugzeugs verringert werden muss, um sicher landen zu können. Die Fluglotsen der Deutschen Flugsicherung (DFS) sind dafür verantwortlich, ein Gebiet für den Ablass auszusuchen. Die DFS erklärt die Tatsache, dass die Wahl dabei häufig auf die Pfalz fällt, mit deren Nähe zum Frankfurter Flughafen.

Eine Lufthansa-Maschine wird mit Kerosin betankt. Der Treibstoff gelangt in jedem Fall in die Umwelt – verbrannt oder unverbrann
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Dass Piloten in aller Regel vermeiden, Kerosin über dicht besiedelten Gebieten abzulassen, hängt laut der Deutschen Flugsicherung vor allem damit zusammen, dass durch den Kerosinablass andere Luftfahrzeuge beeinträchtigt werden können. Deshalb suche der verantwortliche Fluglotse ein möglichst dünn besiedeltes Gebiet mit wenig Flugverkehr aus. Die Flugsicherung beruft sich zudem auf Untersuchungen des Umweltbundesamts, nach denen das Kerosin in der Luft verdunstet und vor allem bei warmen Lufttemperaturen kaum Rückstände am Boden ankommen.

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Umwelt

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Die Auswirkungen von Treibstoffablässen auf die Umwelt hat das Umweltbundesamt in einer 2020 veröffentlichten Studie untersucht und dabei als „schlimmsten Fall“ einen fiktiven Ablass von 20 Tonnen Kerosin in einer Höhe von 5000 Fuß, etwa 1500 Metern, bei geringem Wind angenommen. Die vorgeschriebene Mindesthöhe liegt bei 6000 Fuß, wobei die Ablässe laut dem Luftfahrtbundesamt in der Regel in größeren Höhen geschehen. Weitere maßgebliche Daten, die ausgewertet wurden, sind die von sieben der neun Kerosinablässe, die 2017 über der Pfalz stattgefunden haben. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass Kerosinrückstände „keine kritischen Umweltauswirkungen“ auf die Natur und die menschliche Gesundheit haben.

So sieht Kerosinablass aus dem Inneren des Flugzeugs aus. Dieser „Fuel dump“ passierte über der kanadischen Halbinsel Nova Scoti
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Das Umweltbundesamt empfiehlt der Flugsicherung dennoch, darauf zu achten, dass Treibstoff nicht ständig im selben Luftraum abgelassen wird. Damit soll vermieden werden, dass sich die geringen Mengen an Kerosinresten, die am Boden ankommen, aufsummieren. Außerdem wird vorgeschlagen, die Mindestflughöhe für Treibstoffablässe zu erhöhen. Als Positivbeispiel wird Großbritannien genannt. Hier gilt eine Mindesthöhe von 10.000 Fuß, etwa drei Kilometern.

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