Mannheim Polizeieinsatz an Uni: Mann mit Machete zuvor wegen Körperverletzung angezeigt

Einsatzwagen vor der Universität Mannheim am Dienstag.
Einsatzwagen vor der Universität Mannheim am Dienstag.

Mit einer Machete bewaffnet ist ein Mann in die Unibibliothek in Mannheim gegangen. Er soll aggressiv gewesen sein und wird von der Polizei angeschossen. Kurz darauf stirbt er. Das LKA ermittelt nun.

[Aktualisiert: Mittwoch, 14.16 Uhr] Gegen den bei einem Polizeieinsatz in der Universität Mannheim getöteten bewaffneten Mann hatte bereits eine Anzeige wegen Körperverletzung vorgelegen. Vor zwei Wochen habe der 31-Jährige eine Angestellte der Universität in der Bibliothek körperlich angegriffen, teilte das Landeskriminalamt (LKA) am Mittwoch mit. Die Frau habe daraufhin Anzeige erstattet. Es habe keine Beziehung zwischen dem Mann und der Frau bestanden. Der Angreifer sei zudem zuvor schon durch sein „negatives Verhalten“ aufgefallen. Der Mann habe keinen Bezug zur Universität gehabt, er sei weder Student noch Mitarbeiter gewesen. Bei dem Vorfall am Dienstagabend war der 31-Jährige im Bereich einer Uni-Bibliothek angeschossen und tödlich verletzt worden. Die Einzelheiten zu dem Vorfall am Dienstagabend seien noch unklar, sagte ein Polizeisprecher am Mittwochmorgen. Das Landeskriminalamt (LKA) ermittle nun. Es sollten unter anderem Zeugen befragt werden, ballistische sowie Schmauchspuren untersucht und das Geschehen rekonstruiert werden. Auch die Leiche des 31-Jährigen solle obduziert werden. Die Universität Mannheim reagierte bestürzt auf den Vorfall.

Die Polizei musste am Dienstagnachmittag gegen 17.30 Uhr auf einen bewaffneten Mann in der Unibibliothek schießen.
Die Polizei musste am Dienstagnachmittag gegen 17.30 Uhr auf einen bewaffneten Mann in der Unibibliothek schießen.

Der 31 Jahre alte Deutsche war am Dienstagnachmittag im Bereich der Bibliothek der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät aufgefallen, wie die Polizei gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft und dem Landeskriminalamt (LKA) mitteilten. Als er dann randalierte und eine Angestellte aggressiv anging, wurde die Polizei alarmiert, wie der Polizeisprecher sagte.

Als eine Streife eintraf, hatte der Mann den Angaben zufolge bereits die Machete in der Hand. Er soll sich gegenüber den Beamten aggressiv verhalten haben, wie es weiter hieß. Diese hatten daraufhin auf den 31-Jährigen geschossen. Der Schwerverletzte wurde in ein Krankenhaus gebracht, wo er kurz darauf starb.

Laut Medienberichten sollen sich zur Tatzeit auch Studierende im Gebäude aufgehalten haben
Laut Medienberichten sollen sich zur Tatzeit auch Studierende im Gebäude aufgehalten haben

Am Tag nach dem tödlichen Schuss ist die Stimmungslage unter den Studenten sehr unterschiedlich. Eine junge Frau erzählt, dass sie von dem Vorfall zwar nichts mitbekommen habe, es aber ein seltsames Gefühl sei, nun an der Uni zu sein. „Nach der Vorlesung werde ich auch sofort heimfahren. Eigentlich wollte ich noch in der Mensa essen“, sagt sie.

Kurz nach 11 Uhr kommt eine Gruppe aus dem Unigebäude und betritt den Schneckenhof – der Ort, an dem hier im Sommer normalerweise die Partys stattfinden. Ference Mudra ist am Dienstagabend wahrscheinlich kaum mehr als 100 Meter von der Stelle entfernt gewesen, wo der Mann niedergeschossen wurde. „Ich war in der Unibibliothek und habe gelernt. Der Vorfall hat sich aber nicht direkt hier abgespielt, sondern im Eingangsbereich des Ostflügels“, erzählt er und deutet auf den gegenüberliegenden Gebäudeteil. „Dann habe ich plötzlich einen lauten Knall gehört. Ich dachte sofort an einen Schuss. Wir haben das aber zuerst nicht glauben können. Erst als ich im Internet die ersten Meldungen gelesen habe, wusste ich, was passiert ist“, erzählt der 19-jährige BWL-Student weiter.

Unibetrieb läuft weiter

Er und seine Freunde wollen mitbekommen haben, dass es sich bei dem Mann mit der Machete möglicherweise um jemanden aus dem Obdachlosen-Milieu gehandelt haben könnte. Ungepflegt sei er gewesen, erzählen sie. Sicherheitsleute hätten ihn zunächst weggeschickt, dann sei er aber mit einer Machete zurückgekommen. Marten Hausen, ebenfalls 19 und BWL-Student, ergänzt, dass immer wieder Obdachlose im Bereich der Uni übernachten und teilweise auch die Toiletten benutzen würden. „Das ist nichts Ungewöhnliches“, sagt er.

Der Universitätsbetrieb läuft mit wenigen Einschränkungen weiter. Um die Mittagszeit strömen die Studenten ins Freie, laufen Richtung Mensa oder in die Mannheimer Innenstadt. Vorlesungen und Seminare haben an dem Morgen für die allermeisten von ihnen ganz normal stattgefunden. Eine Studentin erzählt, dass in der Nähe der Bibliothek ein Raum noch abgesperrt gewesen sei. „Ob das etwas mit dem Vorfall von gestern zu tun hat, weiß ich aber nicht“, sagt sie.

Der Tatort wurde gesichert und Proben genommen.
Der Tatort wurde gesichert und Proben genommen.

Wie viele Schüsse abgegeben worden sind, war zunächst unklar. Zeugenaussagen zufolge wurde einmal geschossen. Ob das stimme, werde aber noch ermittelt. Bei dem Vorfall waren auch Studenten vor Ort, sie seien Polizeiaussagen zufolge nicht gefährdet worden. Im Anschluss wurden sie von Notfallseelsorgern betreut.

Der in Saarbrücken geborene Mann hatte sich bereits vor der Tat mehrmals negativ verhalten und war polizeilich bekannt, wie es hieß. Er hatte bereits ein Hausverbot für die Bibliothek, was aber erst während des Geschehens aufgefallen sein soll.

Der Rektor der Universität Mannheim, Thomas Puhl, sagte laut einer Mitteilung: „Wir sind zutiefst betroffen von diesem schrecklichen Vorfall auf unserem Universitäts­gelände und müssen das Geschehene erst noch verarbeiten. Wir sind in Gedanken bei den Betroffenen, die den Vorfall aus nächster Nähe miterleben mussten, und bei den Angehörigen des Täters.“ Die Universität werde die Polizei in den kommenden Tagen bei ihren Ermittlungen unterstützen und den Vorfall für sich als Universität aufarbeiten. „Aktuell arbeiten wir an Möglichkeiten, den Betroffenen weitere psychologische Unterstützung anzubieten.“

Der Universitäts­betrieb wird demnach mit wenigen Einschränkungen weiterlaufen. Teile des Gebäudes seien aufgrund der Ermittlungen aktuell gesperrt, hieß es am Dienstagabend.

An dieser Stelle finden Sie ein Video via Glomex.

Um Inhalte von Drittdiensten darzustellen und Ihnen die Interaktion mit diesen zu ermöglichen, benötigen wir Ihre Zustimmung.

Mit Betätigung des Buttons "Fremdinhalte aktivieren" geben Sie Ihre Einwilligung, dass Ihnen Inhalte von Drittanbietern (Soziale Netwerke, Videos und andere Einbindungen) angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an die entsprechenden Anbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät notwendig. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Es ist bereits der zweite tödliche Schusswaffengebrauch der Polizei in Mannheim innerhalb weniger Monate. Kurz vor Heiligabend hatte ein 49-Jähriger den Notruf gewählt. Bei der Ankunft der Beamten wartete er mit einem Küchenmesser bewaffnet auf der Straße. Bei einer folgenden Auseinandersetzung gab ein Beamter mehrere Schüsse auf den Mann ab, der dann verletzt in ein Krankenhaus kam und kurz darauf starb. Das Motiv des 49-Jährigen war damals offen geblieben.

Im März hatte das Landeskriminalamt mitgeteilt, die Ermittlungen in dem Fall abgeschlossen zu haben. Die Akte gehe nun an die Staatsanwaltschaft. Der Beamte, der damals die tödlichen Schüsse abgegeben habe, sei weiter im Dienst.

Dienstwaffen dürfen nur als „Ultima Ratio“, also als äußerstes Mittel, genutzt werden. Ob sogenannter unmittelbarer Zwang angewendet wird, entscheidet die jeweilige Polizeibeamtin oder der jeweilige Polizeibeamte grundsätzlich einzelfallbezogen und unter Berücksichtigung des Grundsatzes der Verhältnismäßigkeit, wie das Innenministerium bereits nach früheren Fällen mitgeteilt hatte.

Es soll jetzt unter anderem das Motiv des 31-Järhigen ermittelt werden.
Es soll jetzt unter anderem das Motiv des 31-Järhigen ermittelt werden.
x