Ranschbach Mann in Winzerdorf auf offener Straße erschossen

Zur Spurensicherung wurde am Tatort ein weißes Zelt aufgeschlagen.
Zur Spurensicherung wurde am Tatort ein weißes Zelt aufgeschlagen.

Eine Gewalttat erschüttert am Montagnachmittag Ranschbach. Auf offener Straße wird ein Mann erschossen. Bei vielen Einwohnern des kleinen Winzerdorfes dürften Erinnerungen wach werden. Denn es ist nicht die erste Bluttat im Ort.

Ein weißes Zelt steht an diesem Montagnachmittag mitten auf der Weinstraße in Ranschbach. Immer wieder laufen Menschen um den Quader herum. Während die einen aus unterschiedlichen Richtungen Fotos machen, schleichen die anderen über Straße und Gehweg, den Blick suchend gen Boden gerichtet. Was dort, nahe dem Ortseingang aus Richtung Birkweiler kommend, genau vor sich geht, ist nur zu erahnen. Jedenfalls kann die Szenerie nur aus der Ferne betrachtet werden, denn der Bereich ist weiträumig abgesperrt. Quer über die Straße sind Polizeiautos geparkt, rot-weißes Absperrband flattert im Wind. Die Beamten, die davor stehen und dafür sorgen, dass niemand die Barriere überwindet, wirken entspannt. Dass die Lage vor nicht allzu langer Zeit deutlich brenzliger war, verraten die Maschinengewehre, die sie noch immer eng bei sich tragen. Auch der ohrenbetäubende Lärm des Hubschraubers, der über Ranschbach kreist, verrät: Hier ist etwas nicht Alltägliches passiert.

„Da vorne ist einer erschossen worden“, sagt plötzlich eine Frau. Sie steht unweit des Flatterbandes und erklärt gerade einer anderen Frau, was los ist. Deren Gesichtsausdruck wechselt daraufhin schlagartig von verdutzt zu schockiert. „Das ist ja furchtbar.“ Mehr kann sie erst einmal nicht erwidern. Genau wie eine Handvoll weiterer Menschen, die sich ebenfalls an der Polizeiabsperrung eingefunden haben, starrt sie wortlos auf das weiße Zelt in 50 Metern Entfernung.

Ein Tatverdächtiger wird schnell festgenommen

Im Inneren des Quaders, der genau dort aufgebaut ist, wo normalerweise der Bus hält, ist gerade die Spurensicherung zugange. Vor etwa zwei Stunden sind hier nämlich Schüsse gefallen. Um kurz nach 14 Uhr war das. Wie das Polizeipräsidium Rheinpfalz mit Sitz in Ludwigshafen mitteilt, wurde auf einen 37-jährigen Mann geschossen, der dadurch schwere Verletzungen erlitt, denen er wenig später erlag. Nach RHEINPFALZ-Informationen handelt es sich bei dem Toten um einen Handwerker, der in der Nähe des Tatorts gearbeitet hatte. Mehr ist zunächst nicht zu erfahren, weder von den Behörden noch von denjenigen, die an den Tatort gekommen sind und an der Absperrung Halt machen mussten. Die Gründe für die Schussabgabe, die sich auf der Weinstraße zwischen der Sportplatzstraße und der Peter-Morio-Straße ereignete, seien noch ungeklärt, teilt die Polizei mit.

Gefahr ist zu diesem Zeitpunkt nicht mehr im Verzug. Ein mutmaßlicher Tatverdächtiger sei zunächst zu Fuß Richtung Birkweiler geflohen. Der 27-Jährige habe aber in Tatortnähe widerstandslos festgenommen werden können. Das hatte die Polizei bereits kurz nach der Tat verkündet. Der Hubschrauber kreist später nur noch zur Sicherung der Lage über dem Weinort, und um Luftaufnahmen für die weiteren Ermittlungen zu machen. Diese haben die Staatsanwaltschaft Landau und die Kriminalpolizei Ludwigshafen aufgenommen, um Hintergründe, Motiv und Umstände der Tat aufzuklären. Gesucht wird auch noch nach der Tatwaffe. Weil das bei Dunkelheit wenig erfolgversprechend ist, werde die Suche am Dienstag bei Tageslicht fortgesetzt, heißt es in einer Mitteilung am Abend. „Der relevante Bereich wird über Nacht durch Polizeikräfte überwacht.“

Erinnerungen an Bluttat von vor zwölf Jahren werden wach

Nicht zum ersten Mal wird das kleine Winzerdorf durch eine brutale Tat in Angst und Schrecken versetzt. Bei vielen Einwohnern dürften Erinnerungen an die fürchterliche Bluttat wach werden, die sich vor zwölf Jahren nur wenige Meter vom jetzigen Tatort entfernt abspielte. Damals waren vier junge Männer an einem Einbruch in ein Weingut beteiligt, weil sie in der Wohnung des zum damaligen Zeitpunkt 72-jährigen Winzers auf großes Geld spekulierten. Mit Messer und Pistole bewaffnet stiegen zwei von ihnen in das Anwesen ein, um Beute zu machen. Durch das Klirren der Fensterscheibe aufgeweckt, wollte der Senior nach dem Rechten schauen – und sah sich plötzlich zwei maskierten Männern gegenüber. Als ihm sein Enkel zu Hilfe eilen wollte, eskalierte die Situation. Einer der Männer stach viermal auf den 17-Jährigen ein. Der Opa musste mitansehen, wie sein Enkel noch vor Eintreffen der Rettungskräfte seinen schweren Verletzungen erlag. Nach dem Raubmord flüchtete das kriminelle Quartett. Es dauerte Wochen, bis die Polizei alle vier Beteiligten fassen konnte.

Mit Gedanken an diese ungewisse Zeit wird verständlich, warum die Bevölkerung der 640-Seelen-Gemeinde nun erneut in Aufregung versetzt blieb, selbst nachdem die Verfolgungsbehörden öffentlich gemacht hatten, dass der mutmaßliche Tatverdächtige geschnappt sei. Denn der Polizeihubschrauber kreiste weiter über dem Dorf. „Die Menschen waren unsicher, ob die Angaben der Polizei stimmen, die sie bei der RHEINPFALZ online gelesen haben“, berichtet Ortsbürgermeister Thorsten Doll. Er habe den Einsatzkräften vor Ort zwar bei der Regelung des Verkehrs geholfen, aber von dem Geschehen an sich nichts mitbekommen und wisse auch nichts zu den Hintergründen. Die Polizei hatte schnell betont, dass keine weitere Gefahr für die Bevölkerung bestand, der Helikopter im Nachgang nur noch im Einsatz war, damit die Sicherheits- und Verkehrslage vor Ort im Auge behalten werden konnte.

Info

Zur Tataufklärung bittet die Polizei um weitere Hinweise aus der Bevölkerung. Zeugen werden gebeten, sich an die Kripo Ludwigshafen unter Telefon 0621 9632773 oder per E-Mail an kiludwigshafen.k1.kdd@polizei.rlp.de zu wenden.

Die Polizei sperrte die Weinstraße ab.
Die Polizei sperrte die Weinstraße ab.
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