1. FC Kaiserslautern FCK-Fans feiern trotzdem
«Bingen.»„Ja! Ja! Timmy Thiele!“ Die FCK-Fans am Spielfeldrand jubeln, feiern die erste Mannschaft des 1. FC Kaiserslautern und sind dann in Gedanken sofort wieder da, wo sie stehen: am Spielfeldrand des Kunstrasenplatzes in Bingen, beim Oberligaspiel der zweiten Mannschaft ihres Vereins gegen Hassia Bingen.
„Amateure, Lautern Amateure, ihr seid uns‘re Zukunft, darum singen wir für euch“, tönt es übers Grün, wo die U21 des FCK gerade einem 1:2-Rückstand hinterherläuft. Dabei hatte alles so gut angefangen. Sie war nach einem schönen Angriff von Iosif Maroudis und Hüseyin Cakmak in Führung gegangen, als Justus Klein sich den Abpraller geschnappt und verwertet hatte (22.). FCK-II-Trainer Hans Werner Moser musste dann mit ansehen, wie Mittelstürmer Mohamed Morabet zu Michael Clemens querlegte und auch Cakmak noch mal querspielte, statt zu schießen und zu treffen. Er sah den Elfmeter nach einem Foul von Sören Lippert an Dennis Desousa – das 1:1 durch Enes Sovtic (31.). Wie es dann weiterging, gefiel ihm gar nicht mehr. „Bingen hat sich mit gutem Kampf belohnt“, fasste er die bittere 1:4-Niederlage zusammen. „Heute ist alles schiefgelaufen, was schieflaufen konnte“, stellte er fest und wollte nicht so sehr auf die Personalsituation eingehen, mit der sich einiges erklären ließe. Morabet und Michael Clemens waren, obwohl angeschlagen, in der Startformation, auf der Bank saßen drei A-Jugendliche und Julius Lammenett, der wenig gespielt hat in letzter Zeit. Und Torwart Lorenz Otto, der zwei Stunden vorher noch für die U19 beim wichtigen Spiel gegen 1899 Hoffenheim das Tor auf dem Fröhnerhof gehütet hatte und sieben Gegentreffer hinnehmen musste. „Ich wollte die drei da nicht mehr reinwerfen“, erklärte Moser, warum er nur Feldspieler und Lammenett ins Rennen schickte. Und war froh, dass Otto auf der Bank saß. Der wurde nämlich tatsächlich gebraucht. Matheo Raab verletzte sich beim Rauslaufen, hatte Schmerzen an eben jenem Bein, das ihn nach Schien- und Wadenbeinbruch fast ein Jahr ausgebremst hatte. „Ich hätte sonst einen Feldspieler reinstellen müssen“, sinnierte Moser. Während Kapitän Julian Löschner nach den Treffern von Desousa (59.) und Fabian Liesenfeld (90. + 1), die aus Sicht des Trainers „klar im Abseits standen“, stinksauer war. Er hatte vor dem Wiederanpfiff noch versucht, seine Jungs zu motivieren: „Auf geht’s Leute, wir können alle noch was drauflegen“, hatte er ihnen zugerufen. Nach der Partie stellte er fest: „Manche Spieler haben immer noch nicht kapiert, was es für eine Liga ist und um was es geht. Ausreden wie ,wir haben nur zehn Mann und drei von der U19’ gelten da auch nicht“, wetterte er. Und ärgerte sich, dass sein Team so „mutlos, chancenlos, hilflos, lustlos“ aufgetreten sei. „Wenn wir nicht langsam kapieren, um was es hier geht, wird es die nächsten Spiele nicht besser“, orakelte er, während ein FCK-Fan ihn plötzlich stoppte, ein Autogramm auf seiner Fahne wollte. Löschner lächelte. Und die Fans feierten zumindest die drei Punkte, die die erste Mannschaft beim 2:0-Sieg in Lotte geholt hatte.
