Kultur Berlinale-Splitter: Die Jury stellt sich vor

Chefin der Bären: Juliette Binoche.
Chefin der Bären: Juliette Binoche.

„Menschlich muss es sein, dann ist es auch politisch“, sagt Juliette Binoche und meint mit „es“ gleich das Kino an sich. Oder zumindest das Berlinale-Programm, schließlich gilt das Hauptstadt-Festival im Vergleich zu Cannes und Venedig als das politischste der großen Drei. Die Französin („Der englische Patient“, „Chocolat“) ist Jurypräsidentin und beim ersten großen Pressetermin in der Chefinnenrolle hoch konzentriert und bereit, gleich grundsätzlich zu werden statt Floskeln zu bemühen. Sie verweist darauf, dass sieben der 17 Wettbewerbsfilme von Frauen stammen, aber aufgrund ihrer Qualität und nicht der Quote wegen ausgewählt wurden: „eine wunderbare Entwicklung“. Passend dazu trug ihr Jurykollege Rajendra Roy, Filmkurator am Museum of Modern Art (MoMA) New York, ein rotes Shirt mit dem Slogan „Die Zukunft des Kinos ist weiblich“. Die Erlöse des Shirtverkaufs unterstützen junge Filmemacherinnen bei ersten Kurzfilmen, die dann auch im MoMA laufen. Andere Ungerechtigkeiten sind schwerer zu bekämpfen. „Die Welt ist zu egoistisch geworden, viele Länder schließen ihre Grenzen“, spricht Binoche Grundlegendes an und schwenkt gleich zum Thema Klimawandel. Auch vor der Frage zu ihrer Arbeit mit Produzent Harvey Weinstein, dem Schauspielerinnen sexuellen Missbrauch vorwerfen, schreckt Binoche nicht zurück. „Ich hatte keine Probleme mit ihm, habe aber gemerkt, dass er Probleme hat“, sagte sie und sprach auch das Problem an, seine Leistung für die Kinowelt von seinen Untaten zu trennen. Lieber aber spricht sie über ihre Rollenwahl. „Ich mag Abenteuer und stürze mich gern in Unbekanntes. Es ist oft eine Bauchentscheidung, manche Rollen rufen einfach nach dir.“ Das deutsche Jurymitglied Sandra Hüller („Toni Erdmann“) wirkt da widerborstiger. Die Schauspielerin spricht aber gern darüber, wie sie sich die Juryarbeit vorstellt. Mit Genuss wolle sie schauen, unvoreingenommen: „Ich will ganz wach sein“. Man darf gespannt sein, wie ihr das nächsten Montag beim 8.30-Uhr-Morgenfilm gelingt.

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