Bad Dürkheim Gerüchten den Nährboden nehmen

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„Wir werden die Freinsheimer VG-Sporthalle im ersten Halbjahr des nächsten Jahres nicht brauchen.“ Das sagte erster VG-Beigeordneter Jürgen Oberholz (FWG) in der Einwohnerversammlung zum Thema Asyl am Montag, zu der fast 300 Bürger in den Von-Busch-Hof gekommen waren. Bei dieser Gelegenheit gaben Vertreter der Flüchtlingshilfe Einblick in ihre Arbeit. Auch Flüchtlinge stellten sich vor und drückten ihre Dankbarkeit für ihre Aufnahme in der Verbandsgemeinde aus.

Oberholz stellte nochmals klar, dass die Freinsheimer Sporthalle von Anfang an nur als Notunterkunft eingeplant gewesen war – insbesondere, wenn die Verbandsgemeinde einen großen Zustrom bewältigen müsse und kein Wohnraum mehr angemietet oder gekauft werden könne. Um auf öffentliche Einrichtungen wie die Sporthalle nicht zurückgreifen zu müssen, habe der VG-Rat sich für den Kauf der „mobilen Wohnanlage“ in Form von Containern entschieden. Deshalb komme die Nutzung von öffentlichen Einrichtungen nur als letzte Möglichkeit in Betracht. Bezüglich des zur Sprache gekommenen „Ungleichgewichts“ von Flüchtlingsunterkünften innerhalb der Verbandsgemeinde sagte Oberholz, dass derzeit über eine weitere Unterbringungsmöglichkeit in Weisenheim am Sand verhandelt werde. „Es sieht so aus, als könnten wir die Zeit, bis die Container stehen, gut damit überbrücken“, sagte Oberholz. Dass bis zum Jahresende 119 Flüchtlinge in Freinsheim, 24 in Weisenheim Berg, 16 in Weisenheim am Sand und acht in Bobenheim unterkämen, sei der Tatsache geschuldet, dass bislang nur in diesen Orten habe Wohnraum gefunden werden können. Wie der zweite Beigeordneter Jürgen Menge (SPD) am Rande der Versammlung sagte, könnten die Wohn-Container bereits Ende Januar aufgestellt werden, wenn die erforderliche Infrastruktur vorhanden sei. So müssten noch Anschlüsse für Wasser und Elektrik verlegt werden. Hier müsse aber auch das Wetter mitspielen. Die Container selbst seien bereits abholbereit. Wie bereits mehrfach berichtet, können in eine Container-Anlage 32 Personen untergebracht werden. Eine Anlage wird in Freinsheim in den Schlosswiesen auf dem jetzigen Bolzplatzgelände aufgestellt, die andere in Weisenheim am Sand im Riedweg am Ludwigshain. Die Container-Anlagen sind baugleich und werden inklusive Infrastruktur zusammen über eine Million Euro kosten. Menge wies einen Kommentar aus dem Publikum zurück, wonach die Container ohne Ausschreibung „einfach so“ gekauft worden seien. „Es haben nur zwei Angebote vorgelegen, weil solche Container auf dem freien Markt eigentlich nicht mehr vorhanden sind“, so Menge. Kreisbeigeordneter Frank Rüttger (CDU) erläuterte, dass die Verwaltung ursprünglich von 1400 Flüchtlingen für den Landkreis in diesem Jahr ausgegangen war, nach den aktuellen Zahlen erreiche man aber zum Jahresende die Zahl von 1206. Dadurch sei in den Kommunen „ein kleiner Puffer“ entstanden. Es habe auch noch keine Gemeinde im Landkreis eine Halle zur Verfügung stellen müssen, betonte er. In der von Agneta Psczolla vom Gemeinde- und Städtebund moderierten Versammlung gaben Marie-Louise Wiesenbach und Silke Stevermüer von der Freinsheimer Flüchtlingshilfe sowie Brigitte Hauser von der „Zweigstelle“ in Weisenheim und Bobenheim am Berg einen Überblick über ihre Aktivitäten, in deren Zentrum die Sprachkurse stehen. Der 34-jährige Mohammed Al-Husain aus Syrien sowie der aus Afghanistan stammende Farhad Nadri (27), bedankten sich vor dem Publikum für die Unterbringung in der Verbandsgemeinde. Dass Al-Husain, den wir erst gestern im „Adventskalender“ vorstellt haben, als Übersetzer ein Faible für Dialekte hat, bewies er, als er sich von der Bühne verabschiedete: „Danke und aller hopp“, sagte er im besten Pfälzisch – und erntete viel Applaus. Ein Besucher wollte wissen, was getan werde, um die Container später gegen Brandanschläge zu schützen. Oberholz erwiderte, dass man darauf geachtet habe, dass die Standorte nicht abgelegen sind. So sei ein erneuter Standort an der Kläranlage nicht mehr in Frage gekommen. Dort gab es vor 23 Jahren einen Brandanschlag gegen die Container mit Flüchtlingen aus dem Kosovo. Die Kreisverwaltung werde auch im Internet keine genaue Lage der Container veröffentlichen. Eine Frau im Publikum fragte nach, was dran sei an Gerüchten über sexuelle Übergriffe von Flüchtlingen am Freinsheimer Bahnhof. Dürkheims Polizeichef Wolfgang Herber sagte, dass die Polizei aufgrund der Gerüchte den Dingen nachgehe. „Normalerweise streut aber jemand, der wirklich belästigt worden ist, keine Gerüchte“, so Herber. Wiesenbach appellierte an die Besucher, gegenüber Gerüchten vorsichtig sein, mit denen versucht werde, die Flüchtlinge in schlechtes Licht zu rücken. „Kommen Sie lieber zu uns, reden Sie direkt mit den Leuten. Um diesen Dingen den Nährboden zu nehmen, sind wir da.“ (led) kurzinfo www.hilfe-freinsheim.de

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