Bad Dürkheim Löw-Elf nicht Favorit

An ihm scheiden sich die Geister: Ein Mitarbeiter zieht eine Folie mit dem Porträt des deutschen Nationalspielers Leroy Sané von
An ihm scheiden sich die Geister: Ein Mitarbeiter zieht eine Folie mit dem Porträt des deutschen Nationalspielers Leroy Sané von der Außenwand des Dortmunder Fußballmuseums ab. Bundestrainer Joachim Löw hat unter anderem ihn am Montag aus dem Kader für die Weltmeisterschaften genommen.

«Bad DürkheimRoland Beck, der Trainer von Rot-Weiss Seebach, begrüßt die Nominierung von Manuel Neuer. „Wenn er fit ist, führt kein Weg an ihm vorbei. Er ist ein überragender Torwart und gesetzt. Die Entscheidung ist absolut richtig, auch wenn sie für Ter Stegen hart ist“, sagt Beck, der früher selbst im Tor stand. Den Verzicht auf Leroy Sané kann der Seebacher Coach nicht nachvollziehen. „Er hat Qualitäten im Eins-gegen-eins und ist schnell“, gibt Beck zu bedenken. Er hätte stattdessen einen der fünf „Sechser“ zu Hause gelassen. Der Trainer, der ein Faible für Brasilien hat, hält maximal das Halbfinale für erreichbar. „Die Mannschaft wird als Weltmeister gejagt und ist vielleicht auch nicht mehr so hungrig wie 2014“, glaubt Beck, der Frankreich und Spanien auf der Rechnung hat. Weniger mit den Torleuten, eher mit den Stürmern beschäftigt sich der Coach des FC Leistadt, Michael Möckel. „Ich hätte Nils Petersen statt Mario Gomez mitgenommen. Er ist laufstärker und arbeitet mehr nach hinten“, betont Möckel. Die Personalie Sané sieht er kritisch. „Sané hat bei Manchester City eine überzeugende Saison gespielt und einen starken linken Fuß“, urteilt der Trainer. Dennoch ist Möckel entspannt und rechnet „auf jeden Fall“ mit dem Halbfinale. „Die Niederlage im Test gegen Österreich darf man nicht überbewerten. Da gab es ungewohnt viele Abspielfehler, aber das wird wieder besser“, ist Möckel sicher. Das anstrengende Trainingslager und das Fehlen von Leistungsträgern wie Hummels, Boateng Kroos oder Müller haben für ihn zur Niederlage geführt. Michael Acker, der Übungsleiter des TuS Wachenheim, geht einen Schritt weiter zurück. „Es war richtig, auf Sandro Wagner zu verzichten. Er ist offenbar nicht teamfähig“, erklärt Acker. Ob Leno oder Trapp mitfährt, sei unbedeutend. Der Trainer plädiert für Petersen, den er einem Mittelfeldspieler vorgezogen hätte, weil es in diesem Mannschaftsteil ein Überangebot gebe. Acker rät, nicht zu euphorisch zu sein und rechnet nur mit dem Erreichen den Viertelfinales. „Einige Spieler, wie etwa Mesut Özil, sind über ihren Zenit hinaus. Deshalb wird es schwierig für uns“, prognostiziert der Coach. Die „sehr starken Franzosen“, Brasilien und Argentinien zählen zu Ackers Favoriten. „Dazu muss man immer mit Spanien rechnen. England wäre ein Aspirant, wenn sie einen guten Torwart hätten.“ Optimistischer ist Axel Bölger, Coach des FV Freinsheim II: „Unser Team wird sich von Spiel zu Spiel steigern. Fürs Halbfinale reicht es sicher, danach ist alles drin.“ Der Trainer begründet dies auch mit der vermeintlichen Schwäche anderer. „Brasilien ist in der Abwehr zu anfällig, Spanien und Argentinien haben nachgelassen und Geheimfavorit Belgien hat gute Spieler, aber keine Mannschaft“, findet Bölger. Mit der Auswahl der Akteure ist er nur zum Teil einverstanden: „Neuers Berufung ist okay, der Verzicht auf Sané ist schade, weil er viel Potenzial hat. Aber Marco Reus hat sich die Nominierung als Linksaußen verdient.“ Der Coach hätte nicht auf Petersen verzichtet, weil der Angriff nicht so stark besetzt sei und der Freiburger seine Qualitäten als Joker nachgewiesen habe. Mit der Vermutung, dass der italienische Coach des SV Weisenheim II, Angelo Serratrice, die WM ob des Fehlens der Azzurri nur mit einem Auge verfolgt, liegt man falsch. „Italien hat keinen guten Fußball gespielt, das Team ist überaltert, und ich hoffe, dass die Zeichen erkannt werden“, kommentiert Serratrice das Aus der Italiener. Da er in Deutschland aufgewachsen ist, interessiert ihn die Löw-Elf ebenso. „Die Kaderbreite ist gut, Deutschland ist eine Turniermannschaft und sollte das Halbfinale erreichen“, kalkuliert der Trainer. Sein Favorit ist Spanien, das seine Stärke in den Europapokalen mal wieder unter Beweis gestellt habe. Angreifer Serratrice plädiert für zwei Sturmspitzen und hätte Sané auf jeden Fall berufen. „Ich hätte auch Wagner Gomez vorgezogen, weil der überzeugt hat.“

Michael Acker
Michael Acker
Axel Bölger
Axel Bölger
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