Bad Dürkheim Mal schräg, meist überragend

Hat auch persönlich hinter seiner Keyboard-Wand hervorgeschaut: Manfred Mann mit der „Keytar“. Links Mick Rogers, rechts Sänger
Hat auch persönlich hinter seiner Keyboard-Wand hervorgeschaut: Manfred Mann mit der »Keytar«. Links Mick Rogers, rechts Sänger Robert Hart.

Im ausverkauften Innenhof der Bad Dürkheimer Klosterruine Limburg lieferte die englische Erfolgscombo „Manfred Mann´s Earthband“ am Donnerstag eine Show ab, die gespickt war mit ihren größten Klassikern, teilweise aber auch Überraschendes zu bieten hatte.

Die Gruppe um Keyboarder Manfred Mann, Gitarrist Mick Rogers, Sänger Robert Hart, Bassist Steve Kinch, und Schlagzeuger John Lingwood hat seit Jahren kein neues Material mehr aufgenommen, tourt aber, nach ihren riesigen Erfolgen von Beginn der 1970er bis Ende der 1980er Jahre - inzwischen allerdings mehr oder weniger als Oldieband, die von ihrer früheren Größe zehrt, nach wie vor durch ganz Europa. Bandleader Manfred Mann, der nächsten Monat seinen 77. Geburtstag feiert und sich scheinbar immer noch bester Gesundheit erfreut, hält die Truppe mit seinem Namen zusammen. Sollte er einmal nicht mehr fähig sein auf der Bühne zu stehen, wäre das wohl das Ende der „Earthband“, denn Gitarrist Mick Rogers, neben Mann das einzig übrig gebliebene Urmitglied des Quintetts, wird im September bereits 72 Jahre alt. Langzeitschlagzeuger Jimmy Copley hat im Mai 63-jährig den Kampf gegen Leukämie verloren. Für ihn sitzt John Lingwood hinter der Schießbude, der Weltklassemann war zwischen 1979 und 1987 schon einmal für die Gruppe tätig. Beim Auftritt fiel leider auf, dass er zusammen mit dem äußerst spielfreudig agierenden Bassisten Steve Kinch zwar sehr solide und impulsgebende Rhythmusarbeit leistet, aber, ebenso wie dieser, nicht im Mittelpunkt des Interesses steht, sondern eher eine Statistenrolle einnimmt. Der Applaus des Publikums gilt halt der Frontreihe. Und die besteht bei der „Earthband“ nun mal aus Mann, Rogers und dem Ex-Mitglied der „Bad Company“, Sänger Robert Hart. Der gibt mit seiner rauchigen Stimme auch hinlänglich bekannten Stücken seines Arbeitgebers, wie beispielsweise „You Angel You“, einen vorsichtigen Touch von Bluesrock und damit einen ungewohnten Aspekt mit auf den Weg. Obwohl die meisten „Earthband“-Fans immer noch lieber Chris Thompson auf der Bühne sehen würden, hat sich der „Neue“, der 2011 in die Band eingestiegen ist, dank seines Könnens und seinem sympathischen Auftreten, inzwischen längst zu dessen anerkannten und akzeptierten Nachfolger entwickelt. Dabei kommt Hart zugute, dass der Wechsel am Mikrofon nicht ganz so radikal vollzogen wurde, denn er teilt sich den Leadgesang öfters, wie beispielsweise beim Klassiker „Father Of Day, Father Of Night“, mit Rogers, was den Zuhörern das Gefühl gibt, es hätte sich mit seinem Einstieg gegenüber früher gar nicht so viel verändert. Während der Star der Gruppe, Manfred Mann, sich größtenteils am äußeren Bühnenrand hinter seinen übereinander gebauten Keyboards verschanzt und nur selten mit einer „Keytar“, einem tragbaren Tasteninstrument, die Nähe der Zuschauer sucht, hat sich Rogers in den letzten Jahren immer mehr zur Galionsfigur der Earthband gemausert. Er ist nicht nur für tolle Soli auf seinen Fendergitarren zuständig, sondern moderiert und steht stellenweise sogar ganz alleine auf der Bühne um sich mit völlig anderer Musik als talentierter Fingerpicker zu präsentieren. Noch erstaunlicher ist, dass er und seine Mitstreiter sich sogar dazu aufrafften, eine schräge Version des „T-Rex“-Hits „Get It On“ zum Besten zu geben, die verständlicherweise beim anwesenden Rock-Publikum nicht sonderlich gut ankam. Das sonstige Repertoire der „Earthband“ liest sich wie ein Auszug aus den Hitparaden vor 30 bis 40 Jahren: „Spirit In The Night“, „For You“, „Martha´s Madman“ , „Blinded By The Light“ und natürlich das unvermeidbare „Davy´s On The Road Again“ bei dem es keinen Konzertbesucher mehr auf seinem Stuhl hielt. Schon als die ersten Akkorde davon zu erkennen waren, wurde im Klosterhof lauthals mitgesungen und getanzt. Als sich die „Manfred Mann´s Earthband“ schließlich nach anderthalb Stunden in den Feierabend verabschieden wollte, wurde sie erwartungsgemäß von nicht enden wollendem Beifall für eine Zugabe, die natürlich nur „Mighty Quinn“ heißen konnte, zur nochmaligen Rückkehr an ihren Arbeitsplatz gezwungen.

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