Bad Dürkheim Mit ohrenbetäubendem Rock und Punk zum Erfolg

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Das Jugend- und Kinderbüro (Jukib) bebte und am Schluss eines fulminanten Konzertabends stand der Sieger fest. Die Band Schlächter aus Speyer wird der Opener beim Rock im Wingert 2016. Das Musikerquartett setzte sich in einem hartumkämpften Bandcontest gegen die Gruppe Unlimited aus Ludwigshafen/Heidelberg durch. Nur diese beiden Musikgruppen hatten sich zum Wettbewerb angemeldet.

Zweimal 45 Minuten lautstarke Spannung im Konzert ließen die Besucher schließlich in ihr Kreuzchen auf dem Stimmzettel einfließen. Unten am Eingang hatte Mitveranstalterin Tina Klee zum auf den Arm gedrückten Stempelabdruck jedem noch einen Stimmzettel mitgegeben. „Wir wollen es genau wissen“, hatte sie noch gesagt. Im Obergeschoss des Jukib wummerten gleich darauf lautstark die ersten Bässe, die Musik ging den Besuchern in den Bauch. Man muss es im Körper spüren, meinte ein jugendlicher Besucher. Jede Band hatte als Unterstützung ihre Fans mitgebracht. Bei Schlächter war sogar verwandtschaftliche Unterstützung zugegen. Helga Schuff-Kremer und ihr Mann aus Speyer hielten den Abend verwegen durch und erinnerten sich wohl selbst an zurückliegende Zeiten in Partykellern: „Ich bin die Tante“, sagte Schuff-Kremer. Vom Pfälzer Turnfest in Pirmasens hätten sie nun auf der Rückfahrt extra einen Abstecher gemacht, um die Musik der Neffen zu hören. Die Jungs würden immer so viel von ihrer Musik erzählen. Grob zusammengefasst ergibt der Sound der Band Schlächter eine Mischung aus Deutsch- und Streetrock sowie Punk. Künstliche Nebelschwaden zogen über die Bühne. Die vier Musiker Daniel Fischer (Gitarre, Gesang), Timo Schober (Bass), Dennis Fischer (Schlagzeug) und Sascha Borgers (Gitarre) gaben alles. Virtuos bediente Dennis Fischer die Drums. Seit Mai 2012 sorgt das junge Quartett rund um Sänger Daniel Fischer im Raum Speyer für Furore. Ihre Songs lassen sich sogar auf Amazon runterladen. Diese heißen: „Was es heißt zu leben“, „Auf beiden Beinen“, „Allein“, und „Weg von daheim“. Es scheint der Versuch von Jugendlichen zu sein, erwachsen zu werden. Aus einer Laune heraus sei die Band Schlächter im Jahr 2012 gegründet worden. Man habe einfach „Bock gehabt Musik zu machen“. Im Jukib verstand man trotz eines Soundchecks nichts von den Inhalten der Songs. „Leise Musik ist irgendwie scheiße“, meinte die 30-jährige Tina Klee etwas verzweifelt. Beruflich arbeitet sie als Heilerziehungspflegerin und weiß daher von Hörschäden vermutlich ein Lied zu singen. An dem Abend interessierte das jedoch eh keinen. Nach einem Umbau von einer halben Stunde bekam dann die zweite Band die Chance, bei ihrem Auftritt das Publikum zu überzeugen. Unlimited, ebenfalls vier Musiker, bestehen seit dreieinhalb Jahren. Es ist eine deutsch-portugiesische Gruppe, die überwiegend kultige Rocksongs spielt. Die Musik der Instrumente war immer noch zu laut eingestellt, die Stimmen zu leise. Dennoch konnte man den Einfluss der musikalischen Vorbilder U2 oder Nirvana hören. Eigenkompositionen dominierten. Will Haink an der Gitarre, sein Bruder Miguel (Drums), Joao Soares (Gitarre) und Malte Fock (Bass) überzeugten auf eine sympathische Art und Weise. Mit den Attributen „melodiös und experimentell“ beschreiben die vier ehrgeizigen Künstler ihre Musik selbst und haben damit ihre ganz eigene Kreation geschaffen. Vor dem Konzert hatte Will Haink gesagt: „Es wird schwer für uns werden“, denn bei Rock im Wingert am 2. Juli werde wohl härtere Musik erwartet. Mit dieser Einschätzung lag er richtig, denn am Ende hatten die Kollegen von Schlächter die Nase vorn und dürfen das Festival eröffnen. (skö)

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