Bad Dürkheim Nicht zu soft und nicht zu hart
Wenn nur die langen Umbaupausen nicht wären: Drei erfolgreiche Nachwuchs-Bands rangen den ganzen Freitagabend lang um die Chance, Rock im Wingert am 1. Juli zu eröffnen. Erst gegen Mitternacht stand das Ergebnis im Jukib fest: Modeste aus Landau haben mit einer Stimme Vorsprung den Contest gewonnen und spielen beim Festival als Erste.
Das Publikum jubelte und die Musiker von Modeste umarmten sich begeistert, als Mitveranstalterin Tina Klee das Ergebnis kundgab. Abgestimmt worden war nach der Intensität des Beifalls. Die drei Bands des Vorentscheids − neben Modeste Mind Trip aus Bad Dürkheim und In Dying Lights aus Darmstadt − hatten ihre Fans mitgebracht. „Wir haben hier die unterschiedlichsten Stilrichtungen“, kommentierte Klee. Modeste, die sich laut ihrem Sänger Marian Bellaire nach einem afrikanischen Bürgerkriegsflüchtling benannt haben, mischen elektronische Beats und Rockmusik. Die Stücke der Band haben Titel wie „Celebration of Equality“, „Going Around“ und „Stolen Seed“. Mind Trips charmante Sängerin Marlene Speck hatte als Dürkheimerin im Jukib Heimvorteil. „Ich hole mir noch erst mal eine Schorle“, sagte sie vor dem Auftritt − dem ersten des Abends. Die Band präsentierte eine gelungene Mischung aus Rock-Hits der 60er und 70er, von den Doors, über Santana bis zu Led Zeppelin. Das Publikum erklatschte mehrere Zugaben. Zwei Kinder tanzten begeistert mit. Frontfrau Speck unterbrach deshalb sogar kurz ihren Gesang: „Mich freut es, dass beim Song ,My Generation’ die nächste Generation schon da ist“, unterstrich sie. Nach einer viel zu langen Umbaupause dann der Auftritt der Metal-Band In Dying Lights: Nebelschwaden ziehen über die Bühne. Die Musiker könnte man sich als Möbelpacker vorstellen. Sänger HK Hardkoar stammt aus Italien. Musikalisch geht es in Richtung Death Metal, Deathcore und Metalcore. „Mind Trip waren für Rock im Wingert etwas zu soft, die sind jetzt zu hart“, urteilen Zuhörer. Mitveranstalter Andreas Beck kommentierte: „Das Publikum weiß genau, was es will. Die kennen Rock im Wingert und was es dafür braucht.“ Die vierte angekündigte Band Sulamith hatte krankheitsbedingt abgesagt. „Die Veranstaltung hätte sich sonst bis tief in den Morgen gezogen“, weiß Beck. Er überdenkt das Konzept. Traten im Vorjahr noch genau zwei Bands beim Band-Contest an, hatten sich dieses Mal 30 beworben. Bis aus Köln wäre eine Gruppe angefahren. „Wir haben die größte mobile Trailer-Bühne“, vermutete Klee als Grund für das enorme Echo. „Bei uns können die Gruppen Erfahrung sammeln, wie sie bei sehr begrenztem Raum auftreten.“ Über die Musikgruppen war vorab auf Facebook abgestimmt worden. Wer die meisten der 815 Likes hatte, durfte antreten. „Ich habe sämtliche Einträge überprüft. Eine Gruppe musste ich leider disqualifizieren. Ich bin bei denen auf über ein Drittel an Fakeprofilen gestoßen. So etwas geht natürlich nicht“, berichtete Beck. Fürs nächste Mal bemüht er sich derzeit schon um eine Halle für den nächsten Band-Contest. „Vermutlich werden sich ja noch mehr Gruppen bewerben“, hofft er. Eine weitere Möglichkeit wäre, früher mit den Auftritten für den Wettbewerb zu beginnen. Für die Musiker der Sieger-Band Modeste war es eine lange Nacht. Von Bad Dürkheim aus fuhren sie in den frühen Morgenstunden gleich weiter Richtung Hauptstadt. Dort hatten sie im Sony Center den nächsten Auftritt.