Bad Dürkheim Plädoyer für einer Kirche der „Entschiedenen“

Pontifikalamt aus Anlass des 25. Weihetages der Edith-Stein-Kirche: Bischof Karl-Heinz Wiesemann sowie sechs Pfarrer und Diakone mit elf Messdienern feierten am Samstagabend in der gut besetzten Kirche das 25. Weihejubiläum. In seiner Predigt sprach der Bischof über das Leben der Namensgeberin Edith Stein und warum sie heute noch als Vorbild gelten solle.

„Die alte St.-Georg-Kirche war zu klein geworden, die Gemeinde brauchte eine neue Kirche“, erklärte Norbert Leiner, leitender Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft St. Ludwig, zu der auch die Wachenheimer Gemeinde gehört. Nach dreijähriger Bauzeit war die Kirche am 30. April 1989 durch Bischof Anton Schlembach geweiht worden. Mit Unterstützung der katholischen Chorgemeinschaft Forst/Wachenheim wurde der Gottesdienst zelebriert. Im anderthalbstündigen Festgottesdienst brachte Bischof Wiesemann den Anwesenden das Leben von Edith Stein näher und erklärte ihre Bedeutung für die heutige Zeit. Die geborene Jüdin war Philosophin und Frauenrechtlerin. Nachdem sie mit 31 Jahren zum katholischen Glauben konvertiert war, trat sie weniger später als Ordensfrau in den Karmelitinnenorden in Köln bei und wurde während des Nationalsozialismus im Konzentrationslager Auschwitz umgebracht. Für den Bischof ist Edith Stein „die große Suchende, die Glaube und Vernunft zusammenbringt“. Diese Suche und das Hinterfragen sei, so Wiesemanns Einschätzung, besonders im Alltag wichtig, aus dem der Glaube immer weiter verschwinde. „Die Kirche ist von einer Volkskirche zur Kirche der Entschiedenen geworden“, resümierte Wiesemann. In der katholischen Kirche werde Edith Stein als Verbindung zwischen Christentum und Judentum angesehen. Das zeigt sich auch an der Gestaltung der Wachenheimer Edith-Stein-Kirche: Die Kirchenfenster zeigen Szenen aus dem Alten und dem Neuen Testament, jüdische und christliche Glaubensgeschichte vereint. Am Ende des Gottesdiensts zündete der Bischof eine ein Meter hohe Kerze an als Erinnerung an das Jubiläum. „Die Kerze ist groß genug, dass sie hoffentlich bis zum nächsten Jubiläum in 25 Jahren halten wird“, meinte Leiner schmunzelnd. Im Anschluss an den Gottesdienst feierten die Gottesdienstbesucher zusammen vor der Kirche, auch Besucher aus Umlandgemeinden waren dabei. „Es ist schön zu sehen, wie unsere Pfarreiengemeinschaft zusammenwächst“, freute sich Pfarrer Leiner. (jwd)

x