Bad Dürkheim Tanzend die Welt verbessern: Les Brünettes beim Limburg-Sommer

Die vier Frauen haben sich beim Jazzgesang-Studium an der Mannheimer Musikhochschule kennengelernt.
Die vier Frauen haben sich beim Jazzgesang-Studium an der Mannheimer Musikhochschule kennengelernt.

Die vier Jazzsängerinnen Les Brünettes begeisterten beim Bad Dürkheimer Limburg-Sommer mit engagierten Pop-Chansons. Es ging darin um Liebe zu sich selbst, zu Kindes-und Kindeskindern, dem Partner, allen Frauen und nicht zuletzt um die Erde.

Wer sich unter einer A-cappella-Gruppe steife Menschen in schwarz-weiß vorgestellt hat, so eine Art Comedian Harmonists in weiblicher Form, der war sicher überrascht, wie modern man a cappella singen kann. Wer engagierte „Weltverbesserungsmusik“ liebt, wird sich freuen, wie lustvoll poppig und tanzbar man solche Inhalte auch transportieren kann.

Ein richtiger Ohrwurm ist der Song „Liebe“. Besser und schöner kann man das, was die Erde „braucht“, nicht ausdrücken. Im Kleinen praktizierbar: „Wie kann es sein, dass die Welt vor die Hunde geht und man mit fassungslosem Blick danebensteht? Was kann man tun, welchen Schalter muss man drehn? Das klingt blöd, aber mit Liebe kann es gehn.“ Und dann geht’s weiter mit einer „weiten“ Definition von Liebe: Liebe für die Erde, Liebe für die Meere, für die Atmosphäre: Liebe statt Bedingung. Liebe für die Heimat, für die Vielfalt.

Ein neuer Stil

Da ist alles drin, und das in einem tanzbaren, freudigen, souligen Stil. Eigentlich kann man fast nicht glauben, dass die Musik a cappella entsteht, wenn man es nicht wüsste. Ganz ist sie das auch nicht. Les Brünettes schaffen einen neuen Stil, nutzen neben ihrer Stimme auch moderne Technik. Ein bisschen Elektropercussion, Klatschen, Stampfen, Beatboxen, rhythmisch-jazzige Worte werden eingeloopt. So entsteht dann doch Beat, der die eher sanften, souligen Stimmen aufpeppt und auch ein bisschen Bass reinbringt, was naturgemäß bei einer rein weiblichen A-cappella-Gruppe schwierig ist.

Manchmal ist vielleicht das eingeloopte „Ding Dong“ oder „Dum Ding Dum“ ein bisschen aufdringlich neben den Texten, die man gerne hören würde. Aber das kann auch Folge eines Livekonzertes sein, da ja nicht von jedem Sitzplatz aus optimal austarierter Klanggenuss wie im Studio machbar ist. Wer komplexere Rhythmen mag, wünschte sich vielleicht eine Beatboxerin oder einen Beatboxer, der darauf spezialisiert ist. Aber, das betonen die Macherinnen, eigentlich gibt es ja viele A-cappella-Gruppen, die überhaupt keinen Beat haben. Bereits das Beatboxen ist ja neu. Ohnehin gibt es verschiedene Stilrichtungen. Nicht jeder mag komplexe Rhythmen, sondern eher einen dahinplätschernden Klangteppich.

Absolut faszinierend ist das Konzept der Sängerinnen Stephanie Neigel, Juliette Brousset, Lisa Herbolsheimer und Sophie Lindmüller – letztere springt für Julia Pellegrini ein, die sich gerade im Referendariat zur Lehrerin befindet. Sie haben sich im Studium an der Musikhochschule Mannheim, Bereich Jazzgesang kennengelernt und sind befreundet. 2010 gründeten sie Les Brünettes als reine Frauen A-cappella-Gruppe. Erst hinterher haben sie herausgefunden, dass sie damit fast ein Alleinstellungsmerkmal haben: Es gibt nur eine Handvoll in Deutschland. Sie gestalten absolut gleichberechtigt, alle texten, komponieren, arrangieren zu gleichen Teilen. Wer gerade eine Idee hat, bringt diese ein. Gleichberechtigt sind auch die verwendeten Sprachen: Englisch, Deutsch, Französisch. Insofern wäre auch eine internationale Karriere möglich.

Große Tour geplant

Was den Künstlerinnen am Herzen liegt: ihr Engagement für den Freiburger Verein Amica, der sich für Frauen in Kriegs- und Krisengebieten einsetzt. Seit acht Jahren sehen sie sich als deren Botschafterinnen und nutzen ihre deutschlandweite Tournee, um den Verein bekannt zu machen und Spenden zu sammeln. Bereits 350 Konzerte konnten sie dazu nutzen, nächstes Jahr startet eine größere Tournee zum 15. Jubiläum.

Ihre stilistische Vielseitigkeit macht auf die weitere Entwicklung neugierig: Ihr Abschlusssong „Imagine“ von John Lennon aus ihrer vorherigen CD tönt noch sanfter, „acappelliger“. Zurecht gab es Applaus im Stehen – von allen Generationen.

x