Wachenheim Walter Hammelrath: „Rheinische Frohnatur“ wird 100

Walter Hammelrath pflegt viele Freundschaften.
Walter Hammelrath pflegt viele Freundschaften.

Am heutigen Samstag wird Walter Hammelrath 100 Jahre alt. Wenn der Ausdruck „rheinische Frohnatur“ auf jemanden zutrifft, dann wohl auf ihn.

1976 kam Walter Hammelrath mit seiner Frau Marianne aus Bergisch Gladbach in die Pfalz, berufsbedingt. Sein Arbeitgeber, die Vereinigte Glasfaser Aachen, war durch Fusion ein Teil von Grünzweig und Hartmann geworden. Er wurde nach Ludwigshafen versetzt, sah sich mit seiner Frau in der Region um und landete zunächst in Weinheim und dann in Ketsch. „Dat war nix, wegen der Schnaken“, so die Erklärung des alten Herrn. Die rheinische Klangfärbung seiner Sprache ist unüberhörbar.

In Wachenheim neue Heimat gefunden

Von einem Bekannten erfuhr die Familie, dass in Wachenheim ein neues Baugebiet entsteht. Die Hammelraths hatten die Pfalz bei ihren sonntäglichen Wanderungen kennen- und lieben gelernt und entschieden daher: Wir bauen in Wachenheim.

Walter Hammelrath ist ein hellwacher, überaus freundlicher alter Herr und mit einer guten Prise Humor ausgestattet. Wenn die Sprache auf Marianne kommt, mit der er 62 Jahre verheiratet war, verliert seine Stimme ihren heiteren Grundton. Seine Liebeserklärung an sie klingt dann aber schon wieder fröhlich: „Ich würd’ sie sofort wieder heiraten.“ Die beiden müssen ein aufeinander eingeschworenes Paar gewesen sein. Sie pflegten das gemeinsame Hobby Wandern, und sie kehrten gerne in Weinstuben ein. Marianne habe ihn immer aufgebaut, wenn es beruflich arg stressig war. Sie erzog die gemeinsame Tochter und organisierte den Haushalt. Sie war gelernte Kinderkrankenschwester und hatte in dieser Eigenschaft in ihrer alten Heimat mit den Adenauer-Kindern zu tun, erzählt Walter stolz und fügt noch an: „Ich vermisse sie unheimlich.“ Er selbst schaffte es zum Prokuristen bei Grünzweig und Hartmann, wo er für den gesamten Auftragseingang verantwortlich war.

Als Soldat in der Normandie

Auch seine Erinnerungen an den Krieg sind noch sehr lebendig. Er war als Soldat bei der Invasion der Alliierten in der Normandie dabei. Auf dem Rückzug geriet er in Chalon-sur-Saône in Kriegsgefangenschaft und musste zwei Jahre unter widrigsten Bedingungen in einem Kohlebergwerk schuften. Seine Eltern wussten nicht, dass er überhaupt noch lebte, seine Briefe kamen nie an. Ihre Freude sei unbeschreiblich gewesen, als er zwei Jahre nach Kriegsende plötzlich vor ihnen stand, erzählte er. Wieder zu Hause, begann Hammelrath seine kaufmännische Lehre.

Geburtstagsfeier im Schellack

Dem hohen Alter Tribut zollen muss der Wachenheimer allerdings bei seiner Beweglichkeit, die Beine wollen nicht mehr so. Silvia Dröfke, sie wohnte früher im Haus ihrer Tochter nebenan, bemerkte, dass der allein im Haus lebende Walter immer öfter hinfiel. Die Rentnerin zog ins Nachbarhaus und übernahm die Pflege. „Wir haben eine gute Nachbarschaft hier, da guckt einer nach dem anderen.“ Hammelrath bekomme oft Besuch von Freunden und ehemaligen Kollegen, denn er sei sehr darauf bedacht, diese Freundschaften zu pflegen, weiß Dröfke. „Kommen Sie am Samstag doch einfach im Schellack vorbei“, bekommt die Besucherin mit auf den Heimweg, Hier wird der 100. Geburtstag gefeiert.

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