Bad Dürkheim Wie die Kommunen auf die Kita- und Schulschließungen reagieren

Kein Weg rein für Schüler am WHG: Das Gymnasium ist – wie alle anderen Schulen im Kreis – ab Montag wegen der Corona-Pandemie ge
Kein Weg rein für Schüler am WHG: Das Gymnasium ist – wie alle anderen Schulen im Kreis – ab Montag wegen der Corona-Pandemie geschlossen

Ab Montag, 16. März, werden Schulen und Kindergärten bis zum Ende der Osterferien am 19. April geschlossen. Das hat das Land Rheinland-Pfalz entschieden. Wie die vom Land angekündigte Notbetreuung konkret aussehen soll, war am frühen Freitagabend noch unklar – auch den Bürgermeistern in Dürkheim, Freinsheim und Wachenheim.

„Es geht nicht um die Gefahr für den Einzelnen, sondern darum, die Verbreitung des Virus zu minimieren und unser Gesundheitssystem leistungsfähig zu halten“, betonte die Leiterin des Gesundheitsamts der Kreisverwaltung, Silke Basenach. In den Kindergärten und Schulen soll nach Angaben des Landes eine Notbetreuung für Familien ermöglicht werden, um insbesondere Beschäftigte im Gesundheits- und Pflegebereich zu entlasten. „Diese ist sinnvoll und wichtig, wir empfehlen aber dass dies eine absolute Notbetreuung mit kleiner Kinderanzahl bleibt oder anderweitig gewährleistet wird, dass kleinere Gruppen von Kindern untereinander keinen Kontakt haben“, sagte Basenach.

Der Kreis geht davon aus, dass das Land mit den Schulen konkrete Kriterien hierfür abstimmt. Wer sein Kind anders betreuen kann, der sollte dies tun, empfiehlt auch das Gesundheitsamt. „Wir wissen, dass nicht alle Eltern eine Betreuung sicherstellen können und empfehlen, sich im persönlichen Umfeld zu helfen“, so Landrat Hans-Ulrich Ihlenfeld (CDU).

Wichtig sei, dass vor allem Eltern, die im Bereich Pflege und Gesundheit tätig sind, weiter ihrer Arbeit nachgehen können. „Da ältere Menschen besonders durch eine eventuelle Erkrankung an Covid-19 gefährdet sind, sollte nicht unbedingt auf eine Betreuung durch die Großeltern zurückgegriffen werden. Und es sollte darauf geachtet werden, größere Zusammenkünfte zu vermeiden und nur wenige Kinder gleichzeitig zu betreuen, da sonst die Schließung keinen Effekt hat“, sagte Basenach. „Je weniger Kinder, desto geringer ist das Ansteckungsrisiko.“ Da an den Schulen ein Notbetrieb weiterlaufen soll, gehen am Montag die Angestellten „normal zur Arbeit, dann sieht man weiter“, so Kreissprecherin Sina Müller.

Abiprüfungen finden statt

Ob Abiturprüfungen wie geplant stattfinden, liegt in der Planungshoheit des Landes. Auf der Website des rheinland-pfälzischen Bildungsministeriums heißt es dazu: „Die ab Montag geplanten Prüfungen für das mündliche Abitur werden wie geplant ab dem 23. März 2020 stattfinden.“

Wie Land und Bund empfiehlt auch das Gesundheitsamt, alle Sozialkontakte nach Möglichkeit zu minimieren. „Dabei sollte auf ausreichend Abstand und gute Belüftung von Räumen geachtet werden und eine gute Handhygiene ist wichtig“, so Basenach. Das heißt auch, dass man sich beispielsweise eher nicht mit Freunden treffen oder zum Essen verabreden soll. Aktuell empfiehlt auch das Gesundheitsamt des Kreises, die Besuchszeiten in Alten- und Pflegeheimen einzuschränken, ebenso wie es viele Krankenhäuser bereits handhaben.

Wie die Kommunen reagieren

„In Bad Dürkheim werden alle Kindertagesstätten und Horteinrichtungen am Montag geschlossen bleiben. Wir wollen den Tag nutzen, um die Notbetreuung zu organisieren, die dann ab Dienstag greifen soll“, sagte Dürkheims Bürgermeister Christoph Glogger (SPD). Bereits am Samstag soll es dazu ein Treffen von Mitarbeitern der Stadtverwaltung geben. Angehörige welcher Berufsgruppen das Betreuungsangebot nutzen können, konnte Glogger am frühen Freitagabend noch nicht sagen. Die Stadt werde sich bei der Umsetzung aber eng an den Vorgaben der Landesregierung orientieren, kündigte er an. Die Dürkheimer Musikschule soll grundsätzlich weiter unterrichten dürfen, wobei dies von der Größe der Gruppe abhänge, sagte Glogger. Auch die Bücherei bleibe geöffnet.

„Wir haben die offizielle Mitteilung des Landes erst vor eineinhalb Stunden erhalten. Von daher ist es noch zu früh, über eventuelle Notfallbetreuungen zu reden“, erklärte Jörg Heidemann, Pressesprecher der Verbandsgemeinde Freinsheim, kurz nach 16 Uhr. Die Informationen über die von der Landesregierung verordnete Schließung seien bereits an die Schulen und Kindertagesstätten, deren Träger die Kommune ist, sowie die jeweiligen Eltern gestreut. Am Samstagvormittag treffe sich zudem ein Krisenteam um Bürgermeister Jürgen Oberholz (FWG) und die zuständige Dezernentin Elke Schanzenbächer (CDU), um zu beraten, welche weiteren Schritte noch vorbereitet werden müssen. Noch offen ist, ob die Kurse der Volkshochschule und die Betreuungsangebote im Haus der Jugend ebenfalls ausgesetzt werden.

Torsten Bechtel, Bürgermeister der Stadt und der Verbandsgemeinde Wachenheim (CDU), verfolgte am Freitagnachmittag regelmäßig die Medienberichte. „Wir haben heute Morgen schon über die Verwaltung die Kitaleitungen und die Schulleitungen informiert“, sagte Bechtel. Und so die Infokette ausgelöst. Die Kitaschließungen im Land treffen nun auch den Waldkindergarten. Zudem fallen die Kurse der Musikschule und der Volkshochschule aus, die Jugendtreffs haben geschlossen. Es wäre hilfreich, wenn Bund und Länder sich auf eine Linie einigten, so Bechtel. Er würde es begrüßen, wenn Eltern sich länger als zehn Tage für ein Kind krankschreiben könnten. „Das wäre ganz sicher ein schnelles und pragmatisches Mittel, um die Not der Eltern zu mildern.“

Bei Schließungen sollte man sich nach Ansicht von Bechtel an den Einschätzungen der Virologen zu orientieren, „nicht nach öffentlichen Stimmungen“. Es sei ein Spagat zwischen Extrempositionen: „Es gibt keine echte Wahrheit.“

Kurzinfo

Der Kreis, die Stadt Bad Dürkheim sowie die Verbandsgemeinden Freinsheim und Wachenheim informieren über ihre Websites über aktuelle Entwicklungen.

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