Donnersbergkreis Abschiedsgala von Kamil Frackowiak

Hochstätten. Ein Hauch Zauberfußball, eine Spur Genialität, die geballte Ladung Wille: Kamil Frackowiak (25), Kraftbündel der SG Alsenztal, verabschiedete sich gestern aus der Bezirksliga Nahe – und das mit einem Gala-Auftritt. Durch das starke 4:2 (3:1) über den längst sicheren Meister VfR Baumholder schiebt sich seine Elf in der Endabrechnung auf Platz sieben. Der Pole hinterließ eine Visitenkarte: Dreimal netzte er ein, einmal legte er vor – er spielte alle schwindelig.

Kamil Frackowiak geht. Für die SG Alsenztal ist das, gestern wurde das nur bestätigt, ein herber Verlust. Der 25-jährige Stürmer sucht eine neue Herausforderung. Bei Eintracht Bad Kreuznach – dem renommierten Bezirksliga-Rivalen der SG, nächste Saison womöglich ein Kandidat für den Aufstieg in die Landesliga. Als Frackowiak nach knapp 80 Minuten locker vom Rasen joggte, war das der letzte Gang im Trikot seines (Noch)-Vereins. Trainer Andreas Edinger klatschte ihn ab, gab ihm einen leichten Klaps auf den Kopf hinterher. Später, nach dem Abpfiff, sollten sich die beiden auf dem Feld noch mal innig in die Arme fallen. Abschiedsstimmung. Frackowiak, ein kleiner, verdammt schneller Flitzer, dankte es seiner SG. Auf eine Art und Weise, wie es Stürmer eben so handhaben: mit Toren und einer klasse Leistung. „Kamil ist einfach faszinierend. Er muss viel arbeiten, trainiert deswegen wenig, bringt sonntags aber 100 Prozent auf dem Platz. Er ist ein Tier“, verfiel Edinger, ebenfalls zum letzten Mal an der Seitenlinie der Nordpfälzer, ins Schwärmen. Der wendige Pole war gegen den VfR Baumholder der Faktor, der den Unterschied brachte. Sein Abgang wird die SG richtig schmerzen. Ihn bekam der Meister zu keiner Sekunde in den Griff, er entschied die Partie fast im Alleingang. Drei Buden machte Frackowiak selbst, eine bereitete er mit ganz viel Übersicht vor. Die große Show des Angreifers begann Mitte der ersten Hälfte. Baumholder – nach einem feinen Solo seines Goalgetters Robin Sooss 1:0 vorne (14.) – löste seine Defensive urplötzlich komplett auf. Frackowiak schaltete den Turbo, wurde von Laufwunder Andreas Schmitt lang geschickt, umspielte Keeper Julian Staudt und schoss ein (24.). In einer müden Anfangsphase der einzige lichte Moment der Platzherren. Ein Muster-Konter, vollendet vom Muster-Angreifer. „Wir waren einen Tick zu lässig, der letzte Wille hat auch gefehlt. Frackowiak ist ein pfeilschneller Spieler. Wenn man ihm Raum lässt, wird’s schwierig“, erkannte Fußball-Lehrer und Meister-Macher Jörg Marcinkowski ein Manko seines VfR. Das System der Alsenztaler war auf ihre Spitze zugeschnitten: Frackowiak trumpfte dribbelstark auf, führte das Leder elegant, war immer in der Lage, den schmerzhaften Stich zu setzen. Aus dem Nichts. Siehe: Nach einem phänomenalen Einzellauf – gleich zweimal veräppelte er Staudt – passte er auf Carlos Borges zurück, der musste nur noch platziert einschieben (33.). Ganze 30 Sekunde später wurde der Pole von Schmitt bedient und staubte auch zum 3:1 (34.) ab. Die Vorentscheidung. „Das ist ganz einfach: spielen, trainieren, fertig! Wir haben eine gute Mannschaft“, erklärte Frackowiak in gebrochenem Deutsch. „Wir wollten tief stehen, dem Gegner keine Möglichkeiten geben und über Kamil schnelle Konter setzen. Dafür, dass wir jetzt ganz anderes Personal als am Saisonbeginn haben, haben wir das Optimum rausgeholt“, freute sich Edinger. Es sah zeitweise gar so aus, als deklassiere seine SGA den Favoriten: Frackowiak machte das 4:1 (47.) – nachdem Tim Müller kurz zuvor eine dicke VfR-Chance gerade so von der Linie kratzte. Alsenztals Mourad Rekhoum scheiterte zudem noch am Pfosten (71.). Sooss’ zweiter Treffer – ein brachialer Kopfball unter die Latte (80.) – war nur Ergebnis-Kosmetik. „Heute haben Leute eine Top-Leistung gebracht, die zuvor schon in der Zweiten gespielt haben. Das war es“, schilderte Edinger seinen letzten Paukenschlag. Er verlässt die SG Alsenztal, genauso Kamil Frackowiak. Eine Ära endet, eine andere beginnt. Alexander Raab übernimmt zur neuen Spielzeit das Ruder. Neue Zeiten für den Bezirksligisten.

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