Donnersbergkreis „Bei mir wird das eher ein Unruhestand“

Viel erlebt und viel bewegt: Der Marienthaler Rüdiger Paul ist nach über 40 Jahren bei der Kreisverwaltung nun um Ruhestand. Ehr
Viel erlebt und viel bewegt: Der Marienthaler Rüdiger Paul ist nach über 40 Jahren bei der Kreisverwaltung nun um Ruhestand. Ehrenamtlich wird er weiter aktiv sein.

«Marienthal.» Er hat bei der Kreisverwaltung seine Ausbildung gemacht – und die Behörde bis zu seinem Ruhestand nicht verlassen: Rüdiger Paul. Der Marienthaler, der aus Niedermoschel stammt, führte 16 Jahre lang die Kfz-Zulassungsstelle und war viele Jahre Leiter der Kreiskasse. Dass es ihm nun ohne die morgendlichen Fahrten nach Kirchheimbolanden nicht langweilig wird, da ist sich der 64-Jährige jedoch sicher: „Bei mir wird es wohl eher ein Unruhestand“, sagt Paul schmunzelnd.

Wer den ehrenamtlich so Engagierten kennt, den wird diese Aussage nicht wundern. „Für mich ist das selbstverständlich“, sagt er über sein Engagement. Und wenn Rüdiger Paul seine ganzen Tätigkeiten auflistet, dann kommt einiges zusammen. Angefangen mit 16 Jahren bei den Kerweborsch in Niedermoschel, dort auch bei der Feuerwehr. „Und ab 1976 ging es in Marienthal so richtig los.“ Seit diesem Zeitpunkt lebt er in dem Rockenhausener Stadtteil – der Liebe wegen. So ist es auch heute noch. Nicht nur die Liebe zu seiner Frau, sondern auch zu dem Stadtteil. 1977 war Paul Initiator und Gründungsmitglied des SPD-Ortsvereins, den er seit 1985 führt, war 1988 Gründungsmitglied des Heimatvereins, dessen Vorsitzender er seit mehr als 20 Jahren ist. Er ist Vorsitzender der Jagdgenossenschaft Marienthal-Ruppertsecken, seit über 20 Jahren Schriftführer bei der Kreisverkehrswacht, war Schöffe beim Amts- und Landgericht, war lange Zeit im Rockenhausener Stadtrat, ist seit 30 Jahren im Marienthaler Ortsbeirat und war von 1994 bis 1999 auch Ortsvorsteher. „In dieser Zeit wurde die Pflicht gemacht – Straße, Kanal, Wasser“, erzählt Paul. 1999 kandidierte er wieder, verlor jedoch gegen Richard Schmidt. „Es war die richtige Entscheidung, dass er es geworden ist“, sagt Paul heute anerkennend. Und natürlich hat er auch bei der seit 20 Jahren laufenden Dorfentwicklung in Marienthal immer wieder mit angepackt, unzählige Stunden in seine Heimatgemeinde investiert. Dann ist da noch die Geschichte, als Rüdiger Paul mit 52 Jahren wieder zum aktiven Feuerwehrmann wurde. Mehr oder weniger zufällig landete er an einem Kerwemontag bei einem Einsatz in Gerbach. Paul wollte schauen, ob Marienthaler vielleicht abkömmlich sind, weil sie hinter der Theke als Helfer fehlten. Er war aber auch beeindruckt von der Leistung der Floriansjünger, sah, dass diese Unterstützung gebrauchen können und absolvierte „im fortgeschrittenen Alter“ einige Lehrgänge. „Weil ich gesehen habe, dass die Feuerwehr gebraucht wird.“ Bis zu seinem 60. Lebensjahr war er dort aktiv. „Ich habe mich immer um Menschen gekümmert. Das war mir ein besonderes Anliegen“, erzählt der 64-Jährige. So war es für ihn auch keine Frage, sich drei Jahre lang um einen guten Bekannten zu kümmern, als dieser an Demenz erkrankt war. Wenn Rüdiger Paul über das Ehrenamt spricht, dann drückt er auch sein Bedauern aus, dass dieses „in jüngeren Generationen nicht mehr so ausgeprägt ist“. Es ist der Wandel der Zeit. „Ich habe größten Respekt vor allen, die sich ehrenamtlich engagieren, Zeit und Geld opfern, um etwas nach vorne zu bringen“, sagt Paul. Dass sich so etwas lohnt, da kann er viele Beispiele aufzählen. Etwa den Heimatverein, der den Stadtteil mit „bestimmt schon 30.000 Euro“ unterstützt habe und so half, Maßnahmen umzusetzen – von einer Kneippanlage bis jüngst zu einem Sandstein auf dem neuen Platz am Bürgerhaus, aus dem nun das Wasser sprudelt. Nun, im Ruhestand, wird sicher noch das eine oder andere Projekt hinzukommen, wie er erzählt. Doch zuvor blickt er auf sein Leben in der Kreisverwaltung. Das ging nach Volksschule in Niedermoschel, Mittlerer Reife in Bad Kreuznach und Abitur am Wilhelm-Erb-Gymnasium Winnweiler vor 41 Jahren los. Zunächst mit der Ausbildung. Von 1980 bis 1996 war er Leiter der Zulassungsstelle, arbeitete aber auch im Vollzugsdienst und wurde schließlich Leiter der Kreiskasse. Erinnerungen hat er hier vor allen Dingen an die Umstellung von Mark auf Euro. „Damals hatte ich Silvester auf der Kreisverwaltung verbracht, um zu checken, ob alles funktioniert.“ Ähnlich war es bei der Jahrtausendwende, als es Ängste gab, die Computersysteme brechen zusammen. Dem war nicht so. Auch die Umstellung der kameralistischen auf die doppelte Buchführung hat Rüdiger Paul mitgemacht. Noch heute hält er nicht viel davon, wie er sagt. „Andere Länder gehen wieder zurück. Das Ziel war Transparenz. Aber ein normales Ratsmitglied versteht einen Haushaltsplan nicht.“ Vor zwei Jahren wurde der Marienthaler zum stellvertretenden Abteilungsleiter befördert. Die Entscheidung, nun einige Monate früher in Ruhestand zu gehen, hat Rüdiger Paul selbst getroffen. „Das war noch mit dem alten Landrat abgestimmt“, erzählt er. Vier Landräte hat er in seiner Zeit bei der Kreisverwaltung erlebt. Die Zeit mit Winfried Werner sei die intensivste, weil auch längste gewesen. Wie sich nun die ersten Wochen im Ruhestand anfühlen? „Sehr gut“, sagt Paul schmunzelnd. „Es war die richtige Entscheidung.“ Zunächst möchte er daheim noch einige Dinge erledigen, gerade auch handwerkliche, die liegengeblieben sind. Und dass noch ein paar Ideen für seine Heimatgemeinde dazukommen, daran hat Paul keine Zweifel. „Wir ziehen hier in Marienthal an einem Strang. Das war nicht immer so. Vieles hat sich in den vergangenen 30 Jahren hier zum Guten gewendet.“ Wer sich den Stadtteil ansieht, den neuen Dorfplatz, das sanierte Bürgerhaus, die Spielscheune oder Spielplätze, der weiß, was Rüdiger Paul meint.

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