Winnweiler Clemens Bittlinger in Winnweiler

Einem alten Freund zuhören: Clemens Bittlinger gastierte in Winnweiler.
Einem alten Freund zuhören: Clemens Bittlinger gastierte in Winnweiler.

Im Festhaus von Winnweiler trat Clemens Bittlinger auf. Der Pfarrer und Liedermacher, der den christlichen Gesang mit modernen Liedern bereicherte, präsentierte seine aktuelle CD „Spuren“.

Bittlingers Lieder sind tiefgründig, bewegend und regen zum Nachdenken an. Er kam mit seinem langjährigen Weggefährten David Plüss an den Tasten und dem Percussionisten David Kandert. Seit über 40 Jahren erfreut er Menschen mit seiner Musik und seinen Texten. Sie sind geprägt von Alltagsbeobachtungen und weltbewegenden Ereignissen und knüpfen an das an, was uns alle beschäftigt. Bittlinger schafft es, viele theologische Ansätze mit einzubauen, den Rest macht die Musik.

Man spürt vom ersten Ton an, dass er es versteht, sein Publikum mitzunehmen. Rund 100 Konzerte spielt er im Jahr. Mit Wortspielen machte er deutlich, dass man immer kommunizieren kann und auf andere zugehen soll. Es sind die Fußabdrücke, die wir auf unserem Lebensweg hinterlassen, die Bittlinger in seinen Texten zu Musik werden lässt.

„Kleine blaue Murmel“

Die rund 250 Zuhörer erlebten in dem zweistündigen Konzert einen kurzweiligen Abend, wobei nicht nur der Künstler im Mittelpunkt stand. Ihm gelang es sehr schnell, die Zuhörer zum Mitsingen zu animieren. Auf einer großen Leinwand wurden die Texte gezeigt, die die singenden Zuhörern ablesen konnten. Zu den Höhepunkten gehörte die „Kleine blaue Murmel“, eine hymnische Ballade, die an die Zerbrechlichkeit unserer Erde erinnert. Bittlinger lud ein zu einem Blick aus dem Weltall heraus auf die Erde und darauf, wie schlecht wir sie behandeln.

Gegen Machtworte, die andere unterdrücken, wandte er sich und bezog auch zum Thema Aufrüstung klare Position. Christen haben oft mehr zu sagen als „ja und Amen“, und die Segnung von Panzern und Kanonen sei der falsche Weg. Bittlinger las aus seinen Büchern vor, wo er viele seiner Erlebnisse niederschrieb. Zwischendrin hatten seine beiden Musiker ihre Soloauftritte.

Glaube, Toleranz, Offenheit

Nicht nur seine neueren Titel kamen beim Publikum an, auch Klassiker wie „Sei behütet“ und „Aufstehn, aufeinander zugehen“ luden zum Mitsingen und Mitfühlen ein. Spätestens jetzt konnte man erkennen, dass viele Besucher die moderne Kirchenmusik kennen. Sie standen spontan auf und sangen diesmal lautstark mit.

Die Texte und Melodien verbanden sich auf eindrucksvolle Weise mit Bittlingers klarer Botschaft: Toleranz, Offenheit und ein Glaube, der niemanden ausschließt. Beeindruckend ist, wie Bittlinger seinen Glauben lebt und in seinen Liedern vermittelt. Fremden gegenüber offen sein, sich für Flüchtlinge einsetzen, oder Religion nicht ausgrenzen – all dies gehört zu seinem christlichen Selbstverständnis. „Der Glaube darf keine Mauern bauen, sondern muss Brücken schlagen“, so seine klare Botschaft, die er auch an diesem Abend vermittelte.

Einem guten Freund lauschen

Dabei blieb der Humor nie auf der Strecke. Bittlinger wandte sich plaudernd an die Zuhörer, erzählte Geschichten aus seinem Leben und ließ immer wieder eine kräftige Prise Pfälzer Charme aufblitzen. Das machte den Abend nicht nur zu einem musikalischen, sondern auch zu einem persönlichen Erlebnis: Man hatte den Eindruck, einem guten Freund zu lauschen. Es war ein Konzert, das seine Spuren hinterlassen hat in den Herzen der Zuhörer und ein würdiger Beitrag zum Jubiläum 275 Jahre protestantische Kirche in Winnweiler.

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