Donnersbergkreis Da brennt der Baum – und erlischt beim Thema Fusion

Kaum zu fassen: Oh, welch blühendes Beispiel lebendiger Streitkultur auf politischer Bühne. Kaum ist des Sitzungsleiters „Guten Abend“ verklungen, wird auch schon munter aufeinander eingeprügelt. Da wird hinten wie vorn die Stimme erhoben, auf dass man sich nur ja gegenseitig übertöne, da wird gejammert, geschrien und gezetert. Da schleudert ein Ratsmitglied Bemerkungen umher, die als Kränkung und Beleidigung aufzufassen sind. Da schluckt derselbe, der mal wieder auf Krawall gebürstet ist, andererseits aber harte Vorwürfe, ohne nun in Wehklagen auszubrechen oder gar zurückzukeilen. Er ringt sich sogar eine Entschuldigung ab. Wow. Großes Kino war das, was bei der Sitzung des Rockenhauser Verbandsgemeinderats elf Tage vor Weihnachten im Bürgerhaus zu Bisterschied zu bewundern war – vier Stunden lang. „Die Sitzung gerät zur Farce“, entfuhr es zwischenzeitlich Freidemokrat Helmut Gass, der seiner Feststellung einen tiefen Seufzer folgen ließ. Die Schuld daran trage, so sagte Gass frei heraus, vor allem Helmut Hyner. Unverfroren und unverschämt sei dessen Auftritt, sollte Würzweilers Ortsbürgermeister Uwe Pfeiffer Hyners Auftreten abschließend geißeln. Das blieb unwidersprochen: „Ja, ist gut“, seufzte der FWG-Sprecher. Der Mann teilt nicht nur aus; er bewies Nehmerqualitäten – und sogar die Größe, sich vor versammelter Rats- und Ortschef-Riege bei einem Verwaltungsmitarbeiter zu entschuldigen. Dessen Qualifikation hatte Hyner bei zurückliegender Sitzung in Zweifel gezogen – zu Unrecht, wie er nun zugab. Eher besinnlich endete also der Vorweihnachts-Abend, der turbulent begonnen hatte. Bereits nach Sekunden brannte der Baum, warf Hyner Bürgermeister Michael Cullmann vor, er malträtiere die Ratsmitglieder mit Marathonsitzungen. Da würden Themen flugs noch aufs Tapet gehievt, würden „Monster-Tagesordnungen“ aufgetürmt, so dass keinerlei Muße für Vorbereitung bleibe. „Wir sind alle nur Statisten hoch drei“, wetterte des Bürgermeisters Chefkritiker. Der konterte mit dem Hinweis, dass doch die FWG es sei, die in schöner Regelmäßigkeit eine wahre Antragsflut über den Rat schwappen lasse. So zogen sich die Dispute, auch Anfeindungen, weiter munter durch den Abend und die Reihen. Das Erstaunliche: Trotz permanenten Zwei-Fronten-Gefechts, trotz der Gala-Darbietung des aus Sicht fast aller anderen notorischen Quälgeistes sowie deren daraus resultierenden Verdrusses kam sogar Konstruktives dabei heraus. Der Rat hat immerhin einen Doppelhaushalt nach – weitestgehend – sachlicher (!) Erörterung verabschiedet. Er hat zumindest Weichen für die Zukunft des halbmaroden Hallenbads gestellt, hat geduldig die „Monster-Tagesordnung“ abgearbeitet. Und: Er hat – zwar leise, aber immerhin hörbare – Verständigungssignale in Richtung Alsenz-Obermoschel gesandt. Die durchaus konstruktive Idee war ebenfalls auf Hyners Mist gewachsen: „Es wäre doch gut“, hatte der FWGler offeriert, „wenn wir mal miteinander anstatt übereinander reden“. Hyner schlug vor, den Rat der Nachbar-VG mal zu sich einzuladen. Auf dass man sich im großen Kreise doch mal treffe, sich besser kennenlerne, austausche, womöglich gar verstehe. Unstimmigkeiten, aufgekeimt in Fusions-Wirren mit all dem Hin und Her, die ließen sich eher im Miteinander denn im aufeinander Einprügeln beseitigen. Und schon war’s passiert: Hatte eben noch der Baum geflackert, blieb nur noch ein Glimmen übrig. Keiner, der sich auch nur eines Funkens politischen Gespürs erfreut, hätte es gewagt, ein solches Unterfangen vorschnell als Unfug abzutun. Und so gab es denn auch kein Kopfschütteln und keine wegwerfende Handbewegung. Wirklich ablehnende Worte waren nicht zu vernehmen. Allenfalls zögerliche. „Das ist ja nichts Neues“, entgegnete Cullmann. Der bislang amtierende Kollege habe aber stets betont, er müsse einen Ratsbeschluss beherzigen. Nun, da ein Beauftragter die Fäden ziehen soll, könne aber gern neu ausgelotet werden. „Ich bin ohnehin für jedes Gespräch offen“, versicherte Cullmann. Kommunikation sei gut, jedoch „verfrüht: Wir sollten nicht gleich als die Ersten aus der Deckung kommen“, meinte Norbert Ritzmann (SPD). „Man sollte abwarten, bis sich der Beauftragte da eingefunden hat“, fand auch Helmut Gass’ (FDP). „Wenn wir gleich mit so was kommen, da der Beauftragte erst angefangen hat, machen wir womöglich mehr kaputt als gut“, warnte Manfred Sohn (CDU). Na denn. Aufs Abwarten hat sich der Rat insoweit verständigt, dass er den FWG-Antrag auf baldige Zusammenkunft letztlich abgelehnt hat. Wenn es aber doch irgendwann mal so weit kommen sollte – Vorsicht. Dann wäre ausnahmsweise vornehme Zurückhaltung statt Gepolter gefragt. Und dann sollte man dem Sitzungsleiter vielleicht nicht schon am Ende der Begrüßung in die Parade fahren. Sonst brennt in größerer Runde gleich ein noch größerer Baum. Und das sogar noch im Mai oder Juni.

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