Donnersbergkreis Der nördlichste Wingert im Moscheltal

Mit 30 neu gepflanzten Weinstöcken im sogenannten Bürgergarten hat die Ortsgemeinde Waldgrehweiler seit dem Wochenende das nördlichste Weinanbaugebiet des Moscheltals und der Verbandsgemeinde Alsenz-Obermoschel. Die Gemeinde erinnert auf diese Weise auch an die Vergangenheit in Sachen Weinbau.

Im „Layengarten“ in der Ortsmitte, direkt neben der Hauptstraße gelegen, entstand nach Planungen der Dorferneuerung ein kleiner 75 Quadratmeter Rebfläche umfassender Wingert mit jeweils 15 Silvaner- und Dornfelderreben. Sie wurden bei einem Arbeitseinsatz von Bürgern sowie den Weingarten-Paten Winzer Gunther und Timo Keller vom Weingut Burg Löwenstein aus Niedermoschel in die Erde gebracht. Durch die gute Bodenbeschaffenheit und die Lage dürfte bereits in zwei Jahren mit den ersten Trauben zu rechnen sein. Später ist ein 50 Liter Weißwein- und 150 Liter Rotweinertrag zu erwarten. Der Weinberg soll an die kleine Weinbauvergangenheit der Gemeinde erinnern. Bereits vor 1482 sind im Zinsbuch des pfalz-zweibrückischen Amts Landsberges in Obermoschel Abgaben an die Herrschaft aus den Erlösen der örtlichen Weinberge „Am Ransweilerweg“ und „In der Morebach“ – heute „Mehrbach“ – zu finden. In einem Weistum von 1523 ist die Existenz der Weinberge im „Amt Waldgrehweiler“ ebenso erwähnt und im Weistum der Pfarrei Finkenbach werden sogar bereits 1384 Wingerte aufgezählt. Zwar geht nichts genaueres über die damals erzielten Weinerträge hervor, jedoch wird Waldgrehweiler in den Landsberger Rechnungen 1482 an fünfter Stelle der weinbaulichen Aktivität im Herrschaftsbereich genannt. Die herzoglichen Erbleihbesitze umfassten damals etwa 1.000 Grundstücke, wovon rund 120 Wingerte waren. Die Abgaben sind erst ab 1704 genauer bekannt. Der Weinbau in der Gemeinde umfasste in der Neuzeit rund zwei Hektar Fläche in den vorgenannten Gewannen und wurde noch bis Anfang der 1970er Jahre betrieben. Die letzten Nebenerwerbs-Winzer waren Werner Reinhard und Alfred Linn. Danach wurden die Weinberge mit Tannen aufgeforstet. Lediglich einzelne alte Weinstöcke und die sandsteinernen Wingertsmauern sind noch in den Wäldchen als Überreste zu finden. Hierüber soll in Zukunft eine kleine Infotafel Auskunft geben.Im rund 600 Quadratmeter großen Bürgergarten wurden ein Geräteschuppen sowie ein überdachter Freisitz und Lagerplätze auf den Grundrissen der Vorgängerbauten im alten Stil aus Holz neu errichtet, da eine Sanierung der bestehenden Substanz leider nicht mehr möglich war. Weiterhin wurden in einem kleinen alten Steingebäude Sanitäranlagen und eine Werkstatt installiert. Ein sandsteinerner Backofen, ein Brunnen, ein Wurstkessel, eine Kelter und historische landwirtschaftliche Utensilien komplettieren das Ganze. Dieser Tage sollen noch keine Ostbäume hinzu gepflanzt werden. Gegenüber, auf der anderen Straßenseite, wird noch ein Grün- und Blühstreifen, eine Wiese mit Rastplatz für den Moscheltal-Radweg, Parkplätze sowie spielerische und informative Elemente zu Wald und Natur angelegt. Weiterhin werden Buschrosen und Obstbäume den Platz umsäumen. Zum Bach Moschel hin ist der Hang mit groben Basaltsteinen aus dem örtlichen Steinbruch Wolfsmühle befestigt worden. Die aufgegebenen ehemaligen Gartengrundstücke wurden zuvor von der Ortsgemeinde gekauft. Mit der Dorferneuerung wurde im Jahr 2012 begonnen. Sie beinhaltet 30 Prozent Eigenleistung. Die Baukosten von 121.500 Euro wurden mit 76.000 Euro Dorferneuerungs-Fördermitteln vom Land bezuschusst. Mit dem Bürgergarten soll nun ein Stück Vergangenheit rekonstruiert und für die Nachwelt bewahrt werden. Weiterhin entsteht ein kleiner Platz zum Rasten, Spielen, Informieren und Feiern sowie eine dringend erforderliche Lagerstätte für diverse Arbeitsgeräte und –materialien der Gemeinde Waldgrehweiler. (tnt)

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