Donnersbergkreis Die Faschings-Weltachse gut geölt

Berichteten von Pleiten, Pech und Pannen: Sabine Steingaß und Judith Krämer als Gerlinde und Fritz-Otto.
Berichteten von Pleiten, Pech und Pannen: Sabine Steingaß und Judith Krämer als Gerlinde und Fritz-Otto.

Ein Bürgermeister, der den Ablauf eines närrischen Abends maßgeblich beeinflusst, inspiriert und koordiniert. Wo gibt es das noch? In Oberwiesen! Die Narrenschar in der dicht besetzten Faschingsveranstaltung in der Gemeindehalle profitierte sehr von den vielfältigen Fähigkeiten von Andreas Thoni: Der präsentierte sich als Entertainer, Moderator, Comedian und als Ersatz für den Elferratpräsidenten rhetorisch gewandt, schlagfertig und treffsicher in den Pointen, wobei er alles in Reim und Vers publikumswirksam vermittelte und sich als Stimmungskanone entpuppte.

Zweiter Garant für den Erfolg des närrischen Abends war die gute, harmonische Zusammenarbeit der Fasnachter in Oberwiesen und im Nachbarort Kriegsfeld, die mit ihren erprobten Attraktionen für kurzweilige Unterhaltung in einem Mammutprogramm sorgten. Und so eine Weltachse der Faschings-Hochburgen in der Nordpfalz bildeten, die bei vielen Programmpunkten erstaunlich hohes Unterhaltungsniveau erreichten. So etwa die Funkenmariechen Kriegsfelds, die anstelle des üblichen Gardetanzes sich ein übergreifendes Thema suchten und mit einer imaginären Seefahrt eine Quelle der Inspiration für Choreographie, Bühnenausstattung, Requisiten und Kostümierung fanden. „Leinen los“ hieß es da für eine in allen Details stimmige Darstellung, die in der Charakterisierung und Ausdeutung der gewählten Thematik den Rahmen des Gewohnten sprengte. Und von nordischen Seemannsliedern bis zum spanischen Kolorit auch musikalisch verschiedene Ankerstationen ansteuerten. Klasse! Etwas ganz Besonderes hatten sich aber auch die „Waldbock-Freunde“ Oberwiesen ausgedacht, die zwischen Märchenspiel, Comedy und Parodie das Grimm-Märchen „Dornröschen“ mit überraschenden Wendungen und Umdeutungen ad absurdum führten und dabei viel komödiantisches Talent und Erfindergeist bewiesen. „Seit vier Johr steh’ er do owwe - und dät niemand foppe“ war Thonis Überleitung zu dem Kriegsfelder Elite-Tanzpaar mit Leonie Müller und Melina Mahler, die herausragend ihrer Performance eine sportiv-akrobatische Note gaben und in einer Synthese aus klassischem Gardetanz und modernem ausdrucksstarken Tanztheater verschiedene Ausdrucksstile weit öffneten. Auch Oberwiesen setzte mehrfach auf das streitbare Zwiegespräch anstelle von „Monodie“ und manchmal auch Monotonie der traditionellen Büttenreden: Der verbale Schlagabtausch zwischen Vater und Tochter (Torsten und Mandy Kaul aus Kriegsfeld) ließ erahnen, was in Familien abgeht, wenn ein sogenanntes „Pubertier“ gegen Konvention und Tradition verbal Front macht. Und noch ein Kriegsfelder, aber was für einer! Mario Müller behauptete sich als „Schlappschnuut“ und Pälzer Krischer, wenn er sich in Rage redete und von seinen Abenteuern berichtete, als er sich als Knecht bei einem Bauern verdingte. „Er war bei einem Bauer – hinterher war er um einiges schlauer“, so sein Fazit eines nicht nur fröhlichen Landmanns. „Je schlimmer das Weib’ (die Bäuerin) – um so schöner die Kneip’“, tröstete er sich. Spätestens an dieser Stelle müssen die häufigen technischen Pannen, die Übersteuerung von Musik und Wort der Anlage mit dröhnenden Bässen und verzerrten Stimmen angesprochen werden. Dank Schlankheitskur zurück zu neuer Fitness: Davon berichteten in multimedialer Weise die Oberwieser Wiesbachkrakehlcher: Sieben Damen bekamen von Kopf bis Fuß einen neuen Schliff – jetzt haben sie ihre Figur wieder im Griff. „Die Natur, wie gemein – strafte sie nämlich mit Ringen an Po und Bein“, so ihr Lamento vorab. Terry Jacks Ballade „Seasons in the sun“ wurde geschickt als Grundlage für originelle, einfallsreiche Umtextierung genutzt. Und ein weiterer Rock-Klassiker wie Roy Orbisons „Pretty woman“ diente als Rausschmeißer. Auch nicht schlecht! Die Oberwieser Tanzgruppe der „Waldbockfunken“ zeigten nicht nur als choreographische Idee eine Art Rotation wie ein Uhrwerk. Aber auch die gut koordinierten Bewegungsabläufe selbst hatten die Präzision eines Laufwerks und dies bei hohem Schwierigkeitsgrad der Ausführung. Von Pleiten, Pechsträhnen und Pannen sowie von nächtlichen Geisterfahrten auf der Autobahn berichteten Sabine Steingaß und Judith Krämer aus Oberwiesen als gespieltes Ehepaar. Ihr Fazit: „Wenn eins zum anner kommt“ – da passieren merkwürdige Dinge, die hier Lachsalven auslösten. Der im Ehealltag wohl typischste Streitfall (Wer erledigt die meiste Hausarbeit) führte offenbar im Publikum zu vielen Wiedererkennungseffekten und entließ das Publikum gut gelaunt ins große Finale.

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